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Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Wie kommen Chinesen überhaupt zum Studium nach Sachsen-Anhalt?

Von Walter Zöller 07.03.2018, 09:00

Halle (Saale) - Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ranghohe Mitarbeiter und Ex-Mitarbeiter der Hochschule Anhalt wegen des Verdachts der Untreue. Es geht um die Frage, ob die Akquise chinesischer Studenten finanziell sauber gelaufen ist. Wie kommen Chinesen überhaupt zum Studium nach Sachsen-Anhalt? Die MZ beantwortet einige Fragen.

Sind nur an der Hochschule Anhalt junge Chinesen eingeschrieben?

Nein - Chinesen studieren an allen Hochschulen und Universitäten des Landes. So gibt es einen Austausch zwischen Studenten der Hochschule Harz und der renommierten Tongji-Universität in Shanghai. An der Hochschule Merseburg sind 120 Chinesen eingeschrieben, insgesamt waren es 2016 in Sachsen-Anhalt 1 400. Mit aktuell 1 030 Chinesen ist die Hochschule Anhalt Spitzenreiter.

Können die Chinesen einfach so in Deutschland studieren?

Sie müssen nachweisen, dass sie über die deutsche Hochschulreife verfügen - also genügend fachliche und sprachliche Kenntnisse haben. An die Hochschule Anhalt führen nach Angaben von Präsident Jörg Bagdahn zwei Wege aus Fernost: Chinesen nehmen direkt Kontakt mit der Hochschule auf, erhalten ein Visum, bestehen eine Eingangsprüfung am Landesstudienkolleg in Köthen, lernen dort meist ein Jahr lag Fachwissen und Deutsch, bestehen einen weiteren Test und studieren dann.

Im zweiten Fall wenden sie sich in ihrem Heimatland an eine Vermittlungsagentur, die die Studenten auf ihre Reise nach Deutschland vorbereitet. Sie erledigen unter anderem Formalitäten wie Visumerteilung und bieten einen Deutschkurs an. Professoren der Hochschule Anhalt stellen dann nach Angaben von Bagdahn in einem Test vor Ort fest, ob die Chinesen für den einjährigen Einführungskurs in Köthen geeignet sind.

Wer trägt die Kosten auf dem Weg zum Studium?

Die freihändig nach Anhalt kommen, müssen unter anderem 650 Euro pro Semester für das Studienkolleg zahlen. Hinzu kommen weitere Kosten beispielsweise für die Reisevorbereitung. Die Vermittlungsagentur in China, mit der die Hochschule zusammenarbeitet, verlangt nach Bagdahns Angaben je nach Leistungen zwischen 8 000 und 15 000 Euro von den Studierenden. Davon gingen zwischen 1 000 und 1 500 Euro pro Semester auf ein Konto der Hochschule.

Wofür ist dieses Geld bestimmt?

Die Hochschule biete, so ihr Präsident, den Chinesen während ihres Studiums neben dem Studienkolleg weitere Leistungen an - unter anderem Zusatzkurse und Hilfe bei der sozialen Integration.

Worauf stützt sich die Untreue-Ermittlung?

Nach MZ-Informationen geht es unter anderem darum zu klären, auf welche Konten die Studiengebühren geflossen sind. Möglicherweise spielen auch die Zusatzkurse und die Frage eine Rolle, ob Professoren diese als Nebentätigkeit hätten anbieten dürfen und welche Leistung erbracht wurden. Die Staatsanwaltschaft hält sich bedeckt. Ebenso wie der Hochschul-Präsident, der auf die laufenden Ermittlungen verweist. (mz)