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Heizkosten Gaspreise steigen: Darum gibt es Unterschiede pro Anbieter

Heizen wird teurer. Doch wie hoch werden die Kosten? Während manche Anbieter die Abschläge ihrer Kunden um das Zehnfache erhöhen, fallen die Steigerungen bei anderen Anbietern moderat aus. Und der früher verschmähte Grundversorger wird plötzlich für viele zur Rettung. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Aktualisiert: 27.09.2022, 11:38
Gas wird teuer. Doch nicht bei allen Anbietern fallen die Preiserhöhungen gleich aus. 
Gas wird teuer. Doch nicht bei allen Anbietern fallen die Preiserhöhungen gleich aus.  Foto: Marijan Murat/dpa

Magdeburg/Halle (Saale)/DUR/slo – Egal wo in Sachsen-Anhalt: Wer mit Gas heizt, wird künftig mehr bezahlen. Von Arendsee bis Zeitz bekommen die Bürger derzeit Post, in denen ihre Versorger Preiserhöhungen ankündigen und die Abschläge teils um das Vielfache erhöhen. Doch beim genaueren Hinsehen fallen große Unterschiede auf.

Denn während manche Anbieter von ihren Kunden künftig bis zu zehn Mal so viel verlangen wie bisher, fällt die Erhöhung bei anderen Anbietern bisher moderat aus.

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Gas-Markt – Erdgas wird an der Börse gehandelt

Grund für die schwankenden Preise ist der Gas-Markt. Nur rund zehn Prozent des deutschen Erdgas-Verbrauchs werden in Deutschland gefördert. Ein kleiner Teil davon sogar in Sachsen-Anhalt, so der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie.

Fast das komplette Erdgas wird also aus dem Ausland importiert. Das übernehmen spezielle Firmen, die das importierte Gas dann meist an Zwischenhändler weiterverkaufen. Erst danach kommt der örtliche Gasversorger, der dann den Kunden beliefert. Der Handel geschieht an Energiebörsen wie der EEX in Leipzig. Dort wird neben Strom auch Gas gehandelt. Entweder langfristig auf dem sogenannten „Terminmarkt“ oder kurzfristig auf dem sogenannten „Spotmarkt“.

Unterschiedliche Strategien: Gas-Einkauf kurzfristig oder langfristig?

Bisher war es so, dass Anbieter, die besonders günstig sein wollten, ihr Gas kurzfristig und so billig wie möglich einkauften, während Grundversorger ihr Gas langfristig einkauften, dafür aber etwas mehr zahlen mussten.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und den darauf folgenden Sanktionen der EU, hat Russland aber die Lieferung von Erdgas an Deutschland unter teils fadenscheinigen Begründungen eingestellt. Daher ist bei weitgehend gleicher Nachfrage weniger Erdgas an den Börsen verfügbar und somit steigen die Preise.

Gaspreise gestiegen: Wer bisher billig war, wird plötzlich teuer

Ein Energieversorger oder ein großes Unternehmen, das sein Erdgas kurzfristig einkauft, muss daher jetzt deutlich höhere Preise zahlen und gibt diese an seine Kunden weiter. Grundversorger profitieren hingegen davon, dass sie das Gas langfristig eingekauft haben und derzeit nicht teuer nachordern müssen.

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Allerdings sorgen auch staatliche Entscheidungen für steigende Preise. Das betrifft vor allem die sogenannte Gasumlage, mit der Gas-Importeure gerettet werden sollen, die ohne russisches Gas in Existenznöte geraten sind. Nach den aktuellen Plänen der Bundesregierung soll jeder Gas-Kunde ab Ende Oktober 2,4 Cent Umlage pro verbrauchter Kilowattstunde zahlen. Diese wird über die Gasrechnung abgerechnet, weswegen überall die Preise steigen sollen. Allerdings ist derzeit wieder völlig offen, ob die Gasumlage in dieser Form wirklich kommt oder doch wieder gestrichen wird.

Hohe Gaspreise: Kommen jetzt Gaspreis-Deckel und Übergewinnsteuer?

Gleichzeitig hat die Bundesregierung beschlossen, die Mehrwertsteuer auf Gas ab Oktober von 19 auf 7 Prozent zu senken.

Zudem werden derzeit Forderungen nach einem „Gaspreis-Deckel“ laut. Andere EU-Länder haben bereits beschlossen, zumindest für ein Gewisses Kontingent pro Verbraucher den Gaspreis auf Vorkrisen-Niveau zu deckeln. Die Differenz müsste dann der Staat bezahlen. Die Kosten hierfür sind allerdings extrem hoch, als Gegenfinanzierung wird über eine Übergewinnsteuer für Firmen, die von der aktuellen Krise profitieren, diskutiert.