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Hasskommentare Fünfbeiniges Schaf Dolly lebt jetzt auf Lebenshof in der Börde – Hofbesitzerin bekommt viel Hass ab

Mit sechs Beinen wurde das Schaf Dolly in Sachsen geboren. Inzwischen hat das Tier nur noch fünf Beine und ist auf einem Lebenshof in der Börde in Sachsen-Anhalt zu Hause. Die Hofbesitzerin bekommt dafür viel Hass ab.

Von DUR/rw Aktualisiert: 11.04.2024, 09:28
Das fünfbeinige Schaf Dolly lebt seit Dezember 2023 auf einem Lebenshof in der Börde.
Das fünfbeinige Schaf Dolly lebt seit Dezember 2023 auf einem Lebenshof in der Börde. Foto: Lebensmuhthof 

Walbeck. - Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass im sächsischen Torgau ein Lamm mit sechs Beinen geboren wurde. "Wunder-Schaf in Sachsen" oder "Tierische Sensation" titelten damals die Medien.

Heute lebt das Schaf namens Dolly nicht mehr in Sachsen, sondern auf dem "Lebensmuht"-Hof in Walbeck in Sachsen-Anhalt. Hierher kommen kranke, beeinträchtigte oder traumatisierte Tiere, die geschlachtet oder eingeschläfert worden wären, hätte Leiterin Patricia Schäfer-Pulch sie nicht aufgenommen.

Fünfbeiniges Schaf Dolly lebt jetzt auf Lebenshof in Walbeck in der Börde

Schäfer-Pulch führt den Hof im Landkreis Börde mit ihrer Familie. 60 Tiere sind auf dem privaten Lebenshof zu Hause, darunter Rinder, Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe, Hühner und Hunde.

Lamm Dolly wurde im Februar 2023 mit sechs Beinen in Sachsen geboren.
Lamm Dolly wurde im Februar 2023 mit sechs Beinen in Sachsen geboren.
Foto: dpa

"Dolly lebt seit Dezember bei 2023 bei uns, es geht ihr super", sagt Schäfer-Pulch am Telefon. Da das Lamm eines der sechs Beine beim Laufen behinderte, wurde ihm im Sommer 2023 in der Klinik für Klauentiere in Leipzig ein Bein abgenommen. Nach der Operation, die durch Spenden finanziert worden war, wurde Dolly ein halbes Jahr in der Tierklinik betreut.

"Die Ärzte sind zu dem Entschluss gekommen, das fünfte Bein dran zu lassen, da sie alle fünf Beine benutzt", sagt Schäfer-Pulch. Das Bein, das nach hinten absteht, sei das "normale Bein", das Bein vorne rechts das "zusätzliche". Diese beiden Beine teilten sich ein Gelenk, erklärt die Besitzerin des Lebenshofes.

Das fünfte Bein abnehmen zu lassen, wäre eine reine Schönheits-OP gewesen.

Patricia Schäfer-Pulch

Zum Stehen benutze Dolly das rechte Vorderbein, zum Aufstehen das abstehende Bein, zum Laufen die drei anderen Beine. "Dolly stört das fünfte Bein nicht, sie hat keine Schmerzen und kann damit sogar rennen und springen", sagt Schäfer-Pulch. "Das fünfte Bein abnehmen zu lassen, wäre eine reine Schönheits-OP gewesen."

Dolly hat inzwischen nur noch fünf Beine. Im Sommer 2023 wurde dem Schaf in der Klinik für Klauentiere Leipzig ein Bein entfernt.
Dolly hat inzwischen nur noch fünf Beine. Im Sommer 2023 wurde dem Schaf in der Klinik für Klauentiere Leipzig ein Bein entfernt.
Foto: Lebensmuhthof

Vorwürfe der Tierquälerei: Lebenshof-Besitzerin bekommt viel Hass ab

Manche Leute, so erzählt es Schäfer-Pulch, sind trotzdem der Meinung, das fünfte Bein müsse weg. Nachdem der MDR Ende März im Fernsehen über Dolly und ihr neues Zuhause berichtet hatte, habe die Hofbesitzerin einen Anruf von einer Person erhalten, die ihr Tierquälerei vorgeworfen habe. "Sie sagte, wir würden uns an Dolly bereichern."

Besonders schlimm seien die Kommentare auf Facebook unter dem MDR-Beitrag gewesen. "Manche bezeichneten unseren Hof als Zirkus, andere warfen uns vor, Dolly mit Absicht zu quälen", sagt Schäfer-Pulch. Reaktionen wie diese seien ihr und ihrer Familie sehr nahe gegangen. Inzwischen habe der MDR alle rufschädigende Kommentare gelöscht, sagt Schäfer-Pulch.

Was uns bewegt, dieses Video zu machen, ist der krasse Hass der Menschen auf ein Lebewesen, das einfach nur anders aussieht.

Patricia Schäfer-Pulch

Weil sie die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen will, hat Schäfer-Pulch ein Video auf Instagram veröffentlicht, indem sie die Vorwürfe wiedergibt – und vehement zurückweist. "Die Leute sind sowas von doll von Dolly angetriggert, das ist der Wahnsinn", sagt Schäfer-Pulch in dem Beitrag. "Was uns bewegt, dieses Video zu machen, ist der krasse Hass der Menschen auf ein Lebewesen, das einfach nur anders aussieht."

Lebenshof Walbeck: Wie die Besitzerin mit den Hasskommentaren umgeht

Schäfer-Pulch betont in dem Video, dass der Hof mit einem "riesigen" Team von Ärzten und Physiotherapeuten zusammenarbeitet. "Ein besseres Team, das wir für unsere Tiere haben, kann man gar nicht haben." Am Telefon ergänzt sie, dass Dolly zweimal pro Woche Physiotherapie bekommt. Ziel der Therapie sei es, das linke Vorderbein, das die meiste Last trage, vor Überlastung zu schützen.

Bald soll Dolly auch zwei Orthesen erhalten: eine für das linke und eine für das rechte Vorderbein. Die Orthese für das rechte Bein soll dafür sorgen, dass Dolly es besser benutzen kann, schreibt die Hofbesitzerin auf Instagram. Die Orthese für das linke Bein soll vor Überlastung schützen. "Diese wird Dolly dann einige Stunden am Tag tragen." Finanziert werden die rund 1.500 Euro teuren Orthesen durch Spenden.

Zu den Hasskommentaren auf Facebook sagt Schäfer-Pulch, dass sie und ihre Familie jetzt erst recht weitermachen. "Wir werden diese Tiere weiter mit Recht auf unseren Hof holen, um zu zeigen, dass sie genauso leben können wie andere Tiere auch."