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Grüne stürzt über Plagiate Grüne stürzt über Plagiate: Landeschefin kündigt Rücktritt an - aber erst für November

Von Hagen Eichler 06.08.2019, 19:38
Britta Heide-Garben hat ihren Rücktritt angekündigt. (Archivfoto)
Britta Heide-Garben hat ihren Rücktritt angekündigt. (Archivfoto) ZB

Magdeburg - Das massenhafte Kopieren von Texten anderer Autoren für ihren eigenen Blog kostet Grünen-Landeschefin Britta-Heide Garben das Amt. Mehrere Kreisverbände hatten wegen der Plagiate ihren Rückzug gefordert. Am Dienstag ließ Garben von einem Parteisprecher ankündigen, dass sie ihr Amt vorzeitig zur Verfügung stellen werde, „um weiteren Schaden vom bündnisgrünen Landesverband abzuwenden“. Allerdings soll dieser Rücktritt erst zu einem Sonderparteitag im November wirksam werden. Von einem Fehlverhalten Garbens ist in der Erklärung nicht die Rede.

In der vergangenen Woche hatte die MZ aufgedeckt, dass Blogbeiträge der Grünen-Vorsitzenden fast komplett aus Textbausteinen anderer Urheber zusammengesetzt sind. Garben hatte Beiträge von Journalisten, Parteifreunden und Wissenschaftlern kopiert und als eigene Leistung ausgegeben.

Grünen-Landeschefin bittet Urheber um Entschuldigung

Damit konfrontiert, räumte sie dieses Vorgehen ein und bat die bestohlenen Urheber um Entschuldigung. Allerdings relativierte sie ihr Verhalten später mit der Formulierung, ihr seien beim Zitieren „technische Fehler“ unterlaufen. Garben selbst äußerte sich am Dienstag nicht zu ihrer Rücktrittsankündigung. Aus familiären Gründen sei es ihr derzeit nicht möglich, Fragen zu beantworten, sagte sie der MZ.

Bei einem Sonderparteitag Ende November soll der Spitzenposten neu besetzt werden. Susan Sziborra-Seidlitz, gleichberechtigte Landesvorsitzende, bedauerte Garbens Entscheidung und dankte für die Bereitschaft, das Amt bis zur Nachwahl auszuüben. „Ich bin Britta sehr dankbar und sehr froh darüber, dass sie uns bis zur Nachwahl weiterhin im Landesvorstand erhalten bleibt“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung. Dadurch werde eine Vakanz verhindert.

Ob sich die Parteivorsitzende tatsächlich bis zum November halten kann, ist jedoch offen. In mehreren Kreisverbänden gibt es heftigen Unmut. „Ich hätte erwartet, dass sie sofort zurücktritt“, sagte Stendals Kreisvorsitzende Cathleen Hoffmann nach Bekanntwerden von Garbens Erklärung. Hoffmann kündigte an, dass die Mitgliederversammlung ihres Kreisverbands am Sonnabend auch über einen Abwahlantrag und einen früheren Sonderparteitag diskutieren wird. Für diesen braucht es laut Grünen-Satzung drei Kreisverbände als Unterstützer. „Ich denke, dass es die gibt. An der Basis kommt die heutige Erklärung gar nicht gut an“, sagte Hoffmann.

Andreas Gernegroß: „Für mich ist Abschreiben kein Kavaliersdelikt. Das ist Diebstahl.“

Andreas Gernegroß, Kreisvorsitzender im Salzlandkreis, hält Garbens Reaktion für nicht ausreichend. „Für mich ist Abschreiben kein Kavaliersdelikt. Das ist Diebstahl, als würde man beim Klauen im Geschäft erwischt.“ Auch er erwägt einen Sonderparteitag bereits vor November. Gernegroß kritisiert auch die Kommunikation des Landesvorstands: „Wir Mitglieder wurden noch immer nicht informiert.“

Unterdessen gibt es bereits einen weiteren plagiatverdächtigen Text. Ein namentlich nicht gekennzeichneter Bericht über ein Konzert der Band Feine Sahne Fischfilet im vergangenen November auf der Webseite des grünen Kreisverbands Börde stammt zum größten Teil von einer MDR-Journalistin. Garben ist in der Börde auch Kreisvorsitzende. Der MDR kündigte auf MZ-Nachfrage an, der Fall werde juristisch geprüft.

Garben steht seit gut einem Jahr an der Parteispitze. Mit 69 Prozent Zustimmung hatte sie sich gegen ihren Mitbewerber Mirko Wolff durchgesetzt. Sie folgte Christian Franke-Langmach, der nicht erneut angetreten war. Die reguläre Amtszeit des grünen Landesvorstands endet im Sommer des nächsten Jahres. (mz)