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Garten mit Millionen-Minus Garten mit Millionen-Minus: Die Landesgartenschau in Burg hat sich völlig verkalkuliert

Von Jan Schumann 26.09.2018, 08:00
Prachtvolle Idylle, zu wenig Besucher: die Landesgartenschau in Burg.
Prachtvolle Idylle, zu wenig Besucher: die Landesgartenschau in Burg. Laga

Magdeburg - Um in neue Welten einzutauchen, braucht es nur einen Katzensprung. Nur wenige Meter von den prallen Reben des Weinbergs entfernt, wartet bereits ein „Hauch von Wild West“: Hier bimmelt eine Miniatur-Eisenbahn, brüten Kakteen in der Sonne.

So werben die Macher der Landesgartenschau für ihr Spektakel in Burg (Jerichower Land). „Von Gärten umarmt“ lautet das Motto der Schau, die im April begann und bis Oktober läuft. Allerdings mehren sich die Sorgen, dass die Planer sich mit den kalkulierten Besucherzahlen deutlich übernommen haben.

Landesgartenschau Burg mit Einnahmeminus bei den Tickets

Denn es kamen weit weniger Gäste, als prognostiziert: Ursprünglich hatte die Geschäftsführung der Landesgartenschau Burg GmbH bis zu einer halben Million Besucher vorausgesagt, wenigstens aber 400.000. Beides war falsch. Stattdessen seien 300.000 Gäste bis Oktober realistisch, sagt Geschäftsführer Erhard Skupch am Dienstag. Grund sei das extreme Sommer, der Gartenbesucher ferngehalten habe.

Dadurch fehlt Geld in der Kasse: Skupch spricht gegenüber der MZ von fehlenden Einnahmen aus Ticketverkäufen in Höhe von einer Million Euro - die Stadt Burg hat die Summe bereits vor einem Monat als Extrazuschuss genehmigt.

Landesgartenschau wird für Burg teurer als geplant

Damit wird die Schau für die Kommune teurer als geplant: Für die Durchführung zahlt sie laut Skupch nun drei statt ursprünglich zwei Millionen Euro. Er gehe nicht davon aus, dass weitere Zahlungen nötig seien, um fehlende Einnahmen auszugleichen. „Der Millionenzuschuss bezieht sich auf eine Hochrechnung bis Jahresende.“

Skupch betont aber, dass Gartenschauen wie in Burg immer ein „Motor für die Stadt“ seien: „Deswegen ist es die falsche Herangehensweise, immer nur zu rufen: Defizit, Defizit, Defizit.“ Um die Stadt, das Gartenschaugelände und auch die Infrastruktur herzurichten, flossen in den vergangenen Jahren rund 40 Millionen Euro nach Burg, davon etwa acht Millionen vom Land.

Nicht nur der Weinberg, der Goethepark und die Ihlegärten wurden aufgehübscht („Eine neue grüne Achse“, so Skupch), auch in Straßen flossen Millionen. Deswegen heißt es von der Stadtverwaltung zum Millionenminus aus Ticketverkäufen: „Damit müssen wir leben.“ Sprecher Bernhard Ruth sagt, der Extrazuschuss sei eine Notwendigkeit gewesen, auf der anderen Seite stünden aber auch Investitionen, die der Stadt lange erhalten blieben.

Landtagsabgeordnete fordern mehr Augenmaß für LaGa

Skupch hatte als Geschäftsführer bereits die Bundesgartenschau an der Havel 2015 mitverantwortet - bekannt ist ein Defizit von zwölf Millionen Euro, auch damals ging es um unzutreffende Besucherprognosen. An fehlendem Marketing habe es in Burg nicht gelegen, meint Skupch: Eine halbe Million Euro sei „für eine Gartenschau völlig ausreichend“.

Im Landtag gibt es zum Minus kritische Stimmen. Die Grünen-Abgeordnete Dorothea Frederking sagt, die Impulse, die die Gartenschau für Stadt und Infrastruktur bringe, seien zwar positiv.

„Aber es ist auffallend, dass bei fast allen Landesgartenschauen zu optimistisch mit Besucherzahlen umgegangen wurde.“ Sie wünsche sich von Planern mehr Realitätssinn und Augenmaß. Bernhard Daldrup (CDU), Mitglied im Umweltausschuss, sagte: „Insgesamt müssen wir davon ausgehen, dass das Publikum für solche Veranstaltungen zurückgeht.“

(mz)