Für Rettung der Nord/LB? Für Rettung der Nord/LB?: Sparkasse will Versicherer ÖSA loswerden

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Sparkassen verhandeln über einen Verkauf der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA). An der Übernahme interessiert ist die Versicherungsgruppe Hannover (VGH), die bereits 35 Prozent der Anteile hält. 50 Prozent haben die Sparkassen, 15 Prozent die Öffentlichen Versicherung Braunschweig.
Die geplante Transaktion fällt in eine Zeit, in der die Sparkassen eine große Summe zur Rettung der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) beitragen sollen. Die Sparkassen bestreiten aber, dass sie dafür akut Geld brauchen. „Es geht ausschließlich um eine langfristig gute Entwicklung der ÖSA“, sagte Halles Sparkassenchef Jürgen Fox, Geschäftsführer des Sparkassenbeteiligungsverbands Sachsen-Anhalt, der MZ.
Braucht Sparkasse den Betrag für Rettung der Nord/LB?
Knapp 60 Millionen Euro sollen die 13 Sparkassen im Land zur Stabilisierung der finanzschwachen Nord/LB beitragen. Das Geld wird fällig, sobald die EU-Kommission in Brüssel die Rettungsaktion billigt. Die Institute könnten diesen Beitrag auch aufbringen, sagte Fox - das Abstoßen der Versicherung habe nichts damit zu tun. „Dass beides zeitlich zusammenfällt, ist rein zufällig. Wir verkaufen nicht das Tafelsilber für die Nord/LB.“
Die ÖSA besitzen Eigenkapital von 60 Millionen Euro. Zur Frage, wie viel der 50-Prozent-Anteil der Sparkassen bringen soll, schweigen die Beteiligten. Die Landräte und Oberbürgermeister der kreisfreien Städte als Träger der Sparkassen kennen noch kein Verhandlungsergebnis. „Die Gespräche sind aber weit gediehen“, sagte Steffen Burchhardt (SPD), Landrat im Jerichower Land.
Sparkasse: ÖSA braucht stärkere Partner
Der Wunsch, die ÖSA abzugeben, kommt aus den Chefetagen der Sparkassen. Nach MZ-Informationen fürchten etliche von ihnen künftige Risiken. „Das Sparkassengeschäft und Versicherungen sind verschiedenen Welten. Die Frage ist, ob wir Risiken in der Versicherungsbranche gut abschätzen können“, sagte ein wichtiger Sparkassen-Manager.
Der Verkaufsplan dürfte zugleich eine Lehre aus der teuren Rettung der Nord/LB sein. Für die müssen Sachsen-Anhalts Sparkassen zahlen, weil sie geringe Anteile an der in Hannover ansässigen Landesbank halten.
Offiziell begründen die Sparkassen den Rückzug damit, dass sich die ÖSA in einem größeren Verbund besser entwickeln könnten. Auf sich allein gestellt sei das Unternehmen zu klein. „Hier gibt es die Chancen einer Konsolidierung im öffentlich-rechtlichen Bereich“, sagte ein Insider.
Versprechen: ÖSA soll in Sachsen-Anhalt verankert bleiben
Die ÖSA ist die einzige Versicherung mit Hauptsitz in Sachsen-Anhalt. Sie vertreibt ihre Produkte über 100 Agenturen sowie über das Filialnetz der Sparkassen mit mehr als 300 Standorten. Im vergangenen Jahr knackten die ÖSA zum ersten Mal die Zahl von mehr als einer Million aktiven Versicherungsverträgen und nahm knapp 300 Millionen Euro an Beiträgen ein. Anders als private Versicherer ist sie nicht gewinnorientiert.
Die VGH soll bereits seit langem Interesse an einer Übernahme haben. „Wir können bestätigen, dass die Träger vertrauensvolle Gespräche über die zukünftige Ausrichtung und Struktur der ÖSA führen“, sagte ein Sprecher am Donnerstag auf MZ-Anfrage. Die ÖSA sei wirtschaftlich „gut aufgestellt“ und solle in Sachsen-Anhalt „im angestammten Geschäft dauerhaft verankert“ bleiben.
Für die 300 Mitarbeiter und für die Kunden werde sich nichts verändern, beteuert Saalesparkassen-Chef Fox. „Wenn sich etwas ändert, dann zum Positiven“, sagte er. Beispielsweise könne ein großes und starkes Unternehmen die Folgen extremer Ereignisse wie eines Tornados besser bewältigen. (mz)