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Französisch essen in Magdeburg: "France & Italia" in Magdeburg

Von Anja Herold 13.07.2015, 08:46
Gediegener Eindruck von außen: das „France & Italia“ in Magdeburg
Gediegener Eindruck von außen: das „France & Italia“ in Magdeburg Anja Herold Lizenz

Magdeburg - „Bella Italia“ und „Vive la France“ hauchten wir nach dem Essen. So viel schon mal vorab. Das Schöne an internationaler Küche ist ja, dass man sie exportieren kann, soll heißen: auch zu Hause kochen und/oder konsumieren. Während der blaue Himmel, Architektur und Kultur in den Sehnsuchts-Ländern bleiben müssen.

Reichlich original und weit über das Standardrepertoire von Nudeln, Pizza und Salat à la Nizza hinausgehend ist die Küche des „France & Italia“. Der Chef, Angelo Locorotondo, stammt aus dem süditalienischen Apulien, daher seine Affinität zu Italiens Küche. Die französische hat es ihm aber auch noch angetan, jahrelang betrieb er ein französisches Lokal, ebenfalls in Magdeburg. Und seit einem Jahr hat er beide Vorlieben verbunden und führt seitdem eben jenes Restaurant.

Angesichts von Außentemperaturen über 30 Grad fürchteten wir zunächst, nichts essen zu können, aber der schattige Platz vor dem Restaurant und ein Blick in die Karte vertrieben diese Sorge schnell. Vitello Tonnato lasen wir, Rindercarpaccio, Melone mit Parmaschinken und, und, und. Dabei waren das nur die Vorspeisen! Neben der jeweiligen Jahreszeitenkarte (gerade ist Sommer darauf) offeriert das Restaurant auf einer Tafel die wechselnden Tagesgerichte.

Das „France & Italia“ serviert sogar Froschschenkel

Den Aperitif lassen wir jetzt mal beiseite, ebenso die Cola und das Bier. Sind jetzt nicht wichtig. Zunächst bekamen wir, ganz italienische Manier, ein Schälchen - freilich eher durchschnittlicher - Oliven serviert sowie Baguette. Dann der erste Gang: gebratener grüner Spargel mit Parmaschinken und Salat (9,60 Euro). Sehr zu empfehlen, lässt sich übrigens auch leicht und schnell zu Hause zaubern.

Die zweite Vorspeise war da, nun ja, schon etwas spezieller: Froschschenkel in Kräuterbutter gebraten, ebenfalls mit Salat (9,90 Euro). Kann man ja mal probieren, dachten wir, als Essentester muss man schon mal abschweifen vom Gewohnten. Aber ach, wie sie so hingestreckt dalagen, die halben Frösche, auf dem Salat, die Beinchen gespreizt und noch sehr gut als Mitgeschöpf zu erkennen – ja nun, das erforderte schon Überwindung des Essers. Sie schmeckten ein wenig wie Krokodil, befand dieser, soll heißen: etwas fischig, die Konsistenz wiederum erinnerte an Calamares.

Die Schenkelchen werden schockgefroren geliefert, erzählte uns Angelo Locorotondo. Dann aufgetaut, zweieinhalb Minuten in Knoblauch und Butter scharf angebraten und dann noch fünf Minuten in der Röhre gebacken. Das in unseren Breiten doch eher ungewöhnliche Gericht werde recht häufig genommen, aber es gebe auch regelmäßig Kritik von Gästen. Aus tierschützerischer Sicht. „Solange Leute das aber gerne essen, biete ich das auch an“, sagt der Chef des Hauses dazu.

Dann die Hauptgerichte: Coq au Vin mit Karotten, Zwiebeln, Champignons und provenzialischen Brottalern (15,90 Euro). Die Hühnerschenkel – Angelo Locorotondo nimmt meistens Schenkel für das Gericht wegen der Knochen, die einen noch besseren Geschmack machen – waren zweieinhalb Stunden lang mit dem Gemüse in viel Rotwein bei 120 Grad geschmort worden und schmeckten köstlich. Fleisch und Gemüse waren auch quantitativ ausgewogen, und die Brottaler – eine Art gebratene Semmelknödelscheiben – erwiesen sich als perfekte Träger der kräftigen Sauce.

Französische und italienische Küche treffen im „France & Italia“ aufeinander

Das Kalbsschnitzel - mit Ziegenkäse und Tomate gefüllt - an Rotweinsauce und Kartoffelpüree (18,90 Euro) ist eine Eigenkreation des Chefs: „In Italien wird viel Kalbfleisch gegessen und in Frankreich viel Ziegenkäse, also habe ich beides verbunden.“

Wir persönlich finden ja Kalb als Fleisch ein wenig überbewertet, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unserer Ansicht nach nicht optimal. Kann natürlich an unseren Kochkünsten liegen, aber auch an jenem Abend erwies sich, dass ein Kälbchen schwer gegen die benachbarten Zutaten auf dem Teller ankommt. Die Panade, knusprig und durchaus gut schmeckend, dominierte, unterstützt vom kräftigen Ziegenkäse. Der wiederum die Rotweinsauce etwas hart anpackte. Das Püree war buttrig-cremig, alles in allem eine gelungene Kombination.

Angeboten werden im „France & Italia“ verschiedene Flammkuchen-Variationen, die jugendliche Begleitung entschied sich für die klassische Form mit Zwiebeln und Schinken (8,80 Euro). Der Teig, sprach der Experte am Tisch, sei der beste, den er je gekostet. Der Schinken allerdings war doch arg salzig, was das Vergnügen ein wenig schmälerte.

Cème brûlée und Erdbeer-Tiramisu zum Dessert

Die Desserts, zu denen uns die reine Gier verleitete, erwiesen sich als leicht und passend zum sommerlichen Abend. Die Crème brûlée (6,50 Euro) war gut - naja, eigentlich wie immer gut. Überraschend das Erdbeer-Tiramisu (6,50 Euro): Die normalerweise recht schwer daherkommende Nachspeise geriet durch die fruchtig-frische Erdbeernote angenehm leicht. Und die Variation von Erdbeer-, Mango- und Johannisbeer-Parfait (7,50 Euro) wurde mit: „eines der besten Erdbeereis“ (es gibt keinen Plural von „Eis“) geadelt.

Ein Wort noch zum Wein: Flaschenweine gibt es zahlreiche, auch sehr gute Tropfen. Bei den offenen Weinen hält man sich - durchaus üblich - ein wenig zurück, die Auswahl ist nicht ganz so groß. Wir entschieden uns für den Syrah-Roséwein aus Italien (4,60 Euro): trocken und kühl, leicht fruchtig mit milder Säure.

Insgesamt, so unser Fazit, ist das „France & Italia“ ein Restaurant, dessen Besuch sich lohnt. Es liegt nicht mitten in der Innenstadt, was das Geschäft ein wenig erschwert, wie uns Angelo Locorotondo sagte. Aber: „Hier ist eine Gegend, wo Esskultur noch vermittelt werden kann.“ (mz)

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