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Welle der Hilfsbereitschaft Erste Ukraine-Flüchtlinge kommen nach Sachsen-Anhalt - Unterkünfte in Kommunen

Auch in Sachsen-Anhalt ist die Hilfsbereitschaft für die Menschen aus der Ukraine ist groß. Noch ist unklar, wie viele Menschen aus dem von Russland angegriffenen Staat ins Land kommen werden. Hilfe gibt es vielerorts.

Von DUR/dpa Aktualisiert: 28.02.2022, 20:39
Flüchtlinge aus der Ukraine erreichen den Bahnhof von Przemysl in Polen. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) etwa 368.000 Menschen auf der Flucht.
Flüchtlinge aus der Ukraine erreichen den Bahnhof von Przemysl in Polen. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) etwa 368.000 Menschen auf der Flucht. (Foto: dpa/Sokolowski)

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sind die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. So trafen beispielsweise in Halberstadt am frühen Montagmorgen 21 Menschen ein, wie der Landkreis Harz mitteilte. Die zehn Kinder, sechs Frauen und fünf Männer seien per Bus von einem Privatmann direkt von der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt worden. Sie kamen demzufolge zunächst in einem Hotel unter. Auch andernorts wurden Menschen nach ihrer Flucht aus der Ukraine aufgenommen, etwa bei Freunden und Verwandten.

Der Lehrer Walodja Pantiv von der Kreismusikschule des Burgenlandkreises schilderte während einer Video-Pressekonferenz sichtlich mitgenommen das Schicksal seiner Angehörigen in der Ukraine. «Ich weiß nicht, wann dieser Wahnsinn zu Ende geht. Zerstörung und Leid erfassen alle Gebiete», sagte er. Zugleich dankte er den Menschen in Deutschland für die Solidarität mit seinem Volk.

Unterkünfte und Wohnungne: Landkreise wollen Flüchtlingen unbürokratisch helfen

Unterdessen laufen auch in weiteren Landkreisen sowie Städten und Gemeinden, bei Hilfsorganisationen, Verbänden, Vereinen und privaten Initiativen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um Menschen aus dem Kriegsgebiet in Deutschland unterzubringen und zu unterstützen. Erste Vermieter boten Wohnraum an. Behörden riefen zudem dazu auf, auch privat Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

Die elf Landkreise würden schnell und unbürokratisch helfen, sagte der Präsident des Landkreistages Sachsen-Anhalt, Michael Ziche, in Magdeburg. Gleichzeitig bat er Bund und Land, im Interesse der Betroffenen koordinierend zu wirken. «Unser Mitgefühl gilt besonders den vielen Menschen in der Ukraine, deren Leib, Leben und Freiheit bedroht sind, aber auch denjenigen, die ihre Heimat verlassen und in den Staaten der Europäischen Union Zuflucht suchen.»

Die Stadt Halle kündigte an, zunächst rund 250 unmöblierte Wohnungen anzubieten, in denen bis zu 800 Menschen untergebracht werden könnten. Zudem gebe es Kontakte mit privaten Vermietern. Außerdem werden zentrale Unterbringungsmöglichkeiten geprüft, etwa in einem ehemaligen Hotel. Für extrem kurzfristig eintreffende Geflüchtete habe die Stadt eine Turnhalle mit rund 100 Plätzen und entsprechender Versorgung vorbereitet, teilte ein Sprecher mit.

In Naumburg (Burgenlandkreis) werde es in einem ehemaligen Seniorenheim und in einem Hotel zunächst rund 200 Plätze geben, sagte Landrat Götz Ulrich (CDU). Drei Reisebusse mit je 45 Plätzen stünden im Landkreis jederzeit zur Abfahrt bereit, um Flüchtlinge von der polnisch-ukrainischen Grenze abzuholen. Sechs Busfahrer hätten sich bereiterklärt, diese Fahrten zu übernehmen.

In Sachsen-Anhalt wurden zudem Spendenkonten und Annahmestellen für Sachspenden eingerichtet, Betreuer, Helfer für Übersetzungen, medizinische Begleitung oder Behördengänge gesucht. Unklar ist nach Angaben der Behörden, wie viele Menschen kommen werden. «Die Welle der Hilfsbereitschaft ist unwahrscheinlich groß», sagte eine Sprecherin der Freiwilligen-Agentur in Halle. Es gehe jetzt darum, die Angebote zu sammeln, sichten und an Hilfsorganisationen sowie Initiativen zu vermitteln.

Um die Anfragen zu bündeln, Erstinformationen bereitzustellen und die Unterstützungsangebote zu vermitteln, ist nach Angaben des Landessozialministeriums eine «Anlaufstelle Ukraine» eingerichtet worden. So sollen in Sachsen-Anhalt ankommende Menschen durch das Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V. (LAMSA) und der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) bestmöglich beim Ankommen unterstützt werden, hieß es. Die Anlaufstelle stehe ihnen und allen Helfenden ab dem 1. März mit mehrsprachigen Infos zur Verfügung.

Laut Bundesinnenministerium haben in den vergangenen Tagen 1800 aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine geflohene Menschen Deutschland erreicht. Dabei handelt es sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen hauptsächlich um Ukrainer, aber auch einige Menschen aus anderen Staaten, beispielsweise ausländische Studenten.

Unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen: Friedenskundgebung geplant

Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit können sich seit 2017 ohne Visum 90 Tage lang in EU-Ländern aufhalten - in welches Land sie gehen, bleibt damit ihnen überlassen. Nach Ablauf der 90 Tage kann die Aufenthaltsdauer in Deutschland nochmals um 90 Tage verlängert werden. Auch ein Asylantrag ist möglich.

Als Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Kriegsgebiet in der Ukraine und deren Angehörigen wurden die Sachsen-Anhalter aufgerufen, sich unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen an Aktionen wie Mahnwachen und Kundgebungen zu beteiligen. In Naumburg ist am Dienstagabend auf private Initiative hin eine Friedenskundgebung geplant, wie Landrat Götz Ulrich mitteilte. Diese werde vom Kreis, der Stadt, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, von Kirchen und Initiativen, die sich für Demokratie engagieren, unterstützt.