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Kommentar zum drohenden Ende des Geschwisterrabatts Ein harter Schlag für Eltern

Bund und Länder wollen Kitas stärken. Mehrkosten für Familien wären aber kontraproduktiv.

Von Hagen Eichler 23.07.2024, 17:46
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Das nennt man wohl den Fluch der guten Tat: Die Bundesregierung hat angekündigt, den Ländern auch künftig Milliarden Euro für den Kita-Ausbau zu zahlen, und sie hat dabei auch ein sinnvolles Ziel: Das Geld soll in die Gewinnung dringend benötigter Erzieherinnen fließen, also die Qualität der Betreuung verbessern. Und doch dürften die Pläne von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) in Sachsen-Anhalt zehntausende Familien auf die Palme bringen. Denn eine Subventionierung von Kita-Gebühren, wie sie bislang mit Geld aus der Bundeskasse erfolgt, soll künftig untersagt sein. Damit steht die kostenlose Betreuung von Geschwisterkindern vor dem Aus.

Sachsen-Anhalt hat ein sehr gutes und dichtes Netz an Kitas. Mit Bundesgeld finanziert die Landesregierung zudem die für Familien sehr günstige Regelung, dass bei mehreren in Kitas und Horten betreuten Kindern nur für eines Gebühren fällig werden. Zur Entlastung junger Familien leistet das einen großen Beitrag.

Schon früher reagierten Eltern sensibel auf Änderungen

Eine Abschaffung dieser Regel hätte Konsequenzen. Viele Eltern würden auf steigende Betreuungskosten reagieren, indem sie ihre Kinder ganz oder teilweise bei Verwandten oder allein zu Hause lassen, Betreuungszeiten reduzieren oder die Kinder ganz abmelden.

Diesen Effekt gab es schon einmal: Als die Kita-Träger und Kommunen gerichtlich gezwungen wurden, die früher üblichen Standard-Betreuungszeiten abzuschaffen und eine Betreuung genau nach den Wünschen jeder Familie anzubieten, leerten sich viele Kita- und Hortgruppen deutlich. Das wäre das Gegenteil von dem, was Bundes- und Landesregierung wollen.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Könnte Sachsen-Anhalt die Geschwisterregelung selbst finanzieren? Möglich wäre das – aber nur, wenn die Koalition andere Projekte zurückstellt. Schon jetzt klafft in der Haushaltsplanung ein riesiges Loch. Die Eltern im Land werden die Debatte aufmerksam beobachten.