1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Drohnen stören Flugbetrieb am Airport Leipzig/Halle

16 Alarme in einem Jahr Drohnen stören Flugbetrieb am Airport Leipzig/Halle

Die Fluggeräte behindern immer häufiger den Betrieb. Der Flughafen Leipzig/Halle ist bundesweit am stärksten betroffen. Doch die Kontrolle ist schwierig.

Von Max Hunger Aktualisiert: 27.12.2021, 13:10
Drohnen stören immer häufiger den Flugbetrieb in Sachsen-Anhalt.
Drohnen stören immer häufiger den Flugbetrieb in Sachsen-Anhalt. Foto: Boris Roessler/dpa

Halle/MZ - Sie sind klein, leicht zu steuern und fliegen unter dem Radar: Störungen des Flugverkehrs durch Drohnen haben während der Pandemie zugenommen. Besonders stark betroffen ist laut Deutscher Flugsicherung der Airport Leipzig/Halle. Mit 16 Zwischenfällen in diesem Jahr führt er die bundesweite Statistik an.

Bereits im vergangenen Jahr zählte das Verkehrsministerium in Magdeburg mehr Behinderungen durch Drohnen in Sachsen-Anhalt als noch vor der Pandemie. Demnach wurden 42 Anzeigen und Ordnungswidrigkeitsverfahren im Zusammenhang mit der Nutzung von Drohnen gezählt. Im Jahr davor waren es lediglich 31. 2015 gab es zehn solcher Vorfälle.

Hobby-Drohnenpiloten fehlt oft Fachwissen

Zwischenfälle oft an Flughäfen Die meisten Zwischenfälle mit Drohnen werden in der Umgebung von Flughäfen gemeldet. Dort dürfen die ferngesteuerten Fluggeräte eigentlich gar nicht starten. Für die Sicherheit auf dem Rollfeld ist die Deutsche Flugsicherung (DFS) zuständig. Sie überwacht den Luftraum vor allem mit Radar - doch Drohnen erfasst die Technik nicht. „Sie sind zu klein und haben nicht die notwendige Ausstattung, um vom Radar erfasst zu werden“, sagt DFS-Sprecherin Ute Otterbein. Die Sichtung einer Drohne lenke Piloten und Fluglotsen daher ab. Um Zusammenstöße zu vermeiden, müssten dann mitunter Landeanflüge abgebrochen oder Maschinen zu anderen Flughäfen umgeleitet werden. „Das bedeutet viel Aufwand für die Fluggesellschaften und Passagiere“, so Otterbein.

Ein Grund für die Häufung der Zwischenfälle ist die wachsende Beliebtheit der Drohnen: Inzwischen sind die Fluggeräte erschwinglich und - versehen mit einer Kamera - vor allem bei Hobby-Filmern beliebt. Zudem kommen sie immer häufiger auch bei der Kontrolle von Industrieanlagen oder zum Transport von Medikamenten zum Einsatz. Laut Luftfahrtbundesamt sind inzwischen bundesweit rund 350.000 Betreiber registriert - Tendenz steigend. Allerdings: Häufig fehlt es den Hobby-Fliegern an Wissen über die geltenden Gesetze.

Neue Regelungen für Drohnen seit 2021

„Viele Menschen wissen gar nicht, dass man Drohnen nicht einfach auspacken und damit losfliegen darf“, sagt Jan-Eric Putze, Geschäftsführer der Droniq GmbH. Das Unternehmen ist ein Gemeinschaftsprojekt von DFS sowie der Telekom und befasst sich mit dem Aufbau eines Drohnen-Kontrollsystems.

Viele Menschen wissen gar nicht, dass man Drohnen nicht einfach auspacken und damit losfliegen darf

Jan-Eric Putze / Geschäftsführer der Droniq GmbH

Denn die Regelungen sind kompliziert: Seit diesem Jahr gilt eine strengere Kennzeichnungspflicht für Drohnen. Demnach müssen alle Betreiber ihre Geräte beim Bundesamt registrieren, sollte dieses mehr als 250 Gramm wiegen. Diese Pflicht gilt auch für Drohnen unter 250 Gramm, wenn sie etwa mit einer Kamera ausgestattet sind. Für schwerere Geräte verlangt der Gesetzgeber einen Kenntnisnachweis.

Kontrolle des Drohnenverkehrs ist schwierig

Laut Droniq-Chef Putze braucht es außerdem je nach Einsatzzweck und Ort einen bestimmten „Drohnenführerschein“ sowie eine Genehmigung. Eine Drohne etwa über einem Acker fernab von Siedlungen starten zu lassen, sei vergleichsweise unkompliziert, so Putze. In der Nähe von Siedlungen oder Industriegebäuden gelten jedoch strenge Bestimmungen. „Privatleute verursachen die meisten Zwischenfälle. Meist geschieht das aber aus Unwissenheit.“

Bei der Kontrolle sieht der Drohnenexperte daher noch Nachbesserungsbedarf. Das Problem: Die Drohnen fliegen meist im sogenannten unkontrollierten Luftraum unterhalb von 760 Metern. Hier werden sie etwa von der Flugsicherung eines Airports nicht erfasst. Eine Lösung: Die Ausstattung bestimmter Drohnen mit Mobilfunksendern - so ließen sich die unbemannten Geräte auch im Tiefflug orten. Ein entsprechendes System betreibt Droniq bereits. „Es ist toll, dass es dieses Hobby gibt - es braucht vor dem Start einfach ein paar Gedanken mehr“, betont Putze.