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Land kratzt am Rekord Demografie Sachsen-Anhalt: Immer mehr alte Menschen leben im Land

Von Ralf Böhme 27.03.2017, 06:00
Immer mehr Hundertjährige leben in Sachsen-Anhalt. Tendenz steigend.
Immer mehr Hundertjährige leben in Sachsen-Anhalt. Tendenz steigend. Symbolbild/Pixabay

Halle (Saale) - Vor allem Fortschritte bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen in Sachsen-Anhalt die Zahl der sehr alten Menschen kräftig steigen. Erfolge im Kampf gegen Krebs sowie eine hohe Qualität und Vielfalt bei Nahrungsmitteln unterstützen diesen Trend.

Darauf verweist Professor Andreas Simm, Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Altersforschung an der Universität Halle. „Altern ist komplex. Ein langes Leben gibt es ganz sicher nicht auf Rezept“, sagt Simm.

2017 kann die Zahl der Hochbetagten in Sachsen-Anhalt sogar einen Rekordstand erreichen. Schätzungen gehen davon aus, dass aktuell etwa 365 Frauen und Männer 100 Jahre und älter werden. Grundlage sind Ergebnisse des Mikrozensus 2011 sowie Angaben aus Ämtern, Behörden und Einrichtungen.

Alte Menschen in Sachsen-Anhalt: Zahl seit 1995 verdoppelt

Rechnerisch feiert inzwischen jeden Tag einer der Super-Alten seinen Geburtstag in Sachsen-Anhalt. Hochrechnungen zufolge können bis zum Jahresende noch ungefähr zehn neue Jubilare hinzukommen.

Insgesamt ist dieser Personenkreis im Vergleich zum Jahr 1995 auf weit mehr als das Doppelte angewachsen. Auch das Tempo der Zunahme legt seither von Jahr zu Jahr zu.

Hochburg der Methusalems in Sachsen-Anhalt ist nach den absoluten Zahlen die Stadt Halle. Hier fällt auch die Zunahme am deutlichsten aus. So sind nach Angaben der Stadt derzeit 34 Menschen 100 Jahre und älter. Das entspricht fast einer Verdreifachung innerhalb von zwei Jahrzehnten und liegt damit im bundesweiten Trend.

Alte Menschen in Sachsen-Anhalt: Weiteres Plus erwartet

Dagegen bleibt die Landeshauptstadt Magdeburg mit zuletzt 20 Hundertjährigen zurück. Das sind nur fünf mehr, als Dessau-Roßlau vermelden kann. Bezogen auf die Einwohnerzahl liegt Dessau-Roßlau sogar an der Spitze des Städtevergleichs.

Längerfristige Modellrechnungen lassen für Sachsen-Anhalt ein weiteres kräftiges Plus bei den Hundertjährigen erwarten. Ausgangspunkt sind die Zahlen zu den Menschen, die über 90 sind.

Forscher gehen davon aus, dass künftig mehr als 1.000 von 100.000 Menschen zu dieser Altersgruppe gehören werden. Das wäre ein riesiger Fortschritt. Zum Vergleich: Noch in den 80er Jahren lag die Zahl bei gerade einmal 169.

Alte Menschen in Sachsen-Anhalt: In Großstädten statt auf dem Land zuhaus'

Bundesweit gehen Wissenschaftler von etwa 14.500 Hundertjährigen aus. Unter bestimmten Voraussetzungen könne sich diese Zahl bis 2050 vervierfachen, besagt eine Schätzung der Vereinten Nationen. Besonders viele Super-Alte leben in Berlin. Mittlerweile sollen dort rund 1.000 Hundertjährige gemeldet sein. Generell gibt es in Großstädten mehr Hochbetagte als auf dem Land.

Nahezu 30 Prozent der ältesten Alten unterhalten noch eine Wohnung. 50 Prozent sind in Einrichtungen der Altenhilfe untergebracht, 20 Prozent bei Verwandten.

Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben zudem ermittelt, dass trotz zahlreicher Beeinträchtigungen die weitaus meisten Hundertjährigen sehr positiv gestimmt sind.

Alte Menschen in Sachsen-Anhalt: Mehr Frauen als Männer erreichen hohes Alter

Für 75 Prozent habe das Leben mit 100 immer noch einen Sinn. 86 Prozent, so die Studie, wollten das Beste daraus machen. Das gilt auch für Sachsen-Anhalt.

Hundertjährige sind nach den vorliegenden Daten fast immer weiblich. Der Anteil der Männer, auch in Sachsen-Anhalt, pendelt nur um die zehn Prozent. Warum das so ist, darüber streiten die Wissenschaftler.

Mit Hinweisen darauf, dass das sogenannte starke Geschlecht tendenziell häufiger Risiken ausgesetzt sei, wollen sie sich nicht zufrieden geben.

(mz)