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Das märchenhafte Ilsetal Das märchenhafte Ilsetal: Wandern, radeln und genießen im sommerlichen Harz

Von Christine Klauder 27.06.2018, 15:33
Wer lieber mit dem Rad fährt, für den hält das  Ilsetal viele Touren bereit - von einfach bis anspruchsvoll.
Wer lieber mit dem Rad fährt, für den hält das  Ilsetal viele Touren bereit - von einfach bis anspruchsvoll. Andreas Lander

Ein rauschender Fluss schlängelt sich durch die zerklüftete Felslandschaft, in der Luft liegt der Geruch von Bäumen, die durch ihren Schatten sogar an heißen Tagen für angenehme Kühle sorgen. Wir sind im Ilsetal, am Fuße des sagenumwobenen Brockens.

Unzählige Wanderwege führen in den Harz, Norddeutschlands höchstes Mittelgebirge. Vor allem Naturliebhaber und Freunde des Aktivurlaubs werden sich hier wohlfühlen: Wandern, Radfahren, Angeln - der Harz ist alles andere als langweilig. Die Kombination aus Natur und Kultur - es gibt zahlreiche Unesco-Weltkulturerbe-Stätten - macht ihn zu einem der beliebtesten Reiseziele der Region.

Ins Ilstal führt etwa der Heinrich-Heine-Weg. Im Jahr 1824 wanderte der Dichter die 10,5 Kilometer vom Brocken hinab ins malerische Tal und gab dem Weg so seinen Namen. Schon zu Heines Zeiten gab es hier die Nagelschmiede (Ilsetal 21, 38871 Ilsenburg), in der seit 1725 etwa Radnägel zur Befestigung von Eisenreifen auf Felge und Speiche produziert wurden. Heute ist die historische Schmiede ein idyllisch gelegenes Restaurant, von dessen Terrasse sich ein schöner Blick auf die Ilse bietet.

Die Ilse ist ein eher kleiner Fluss, der im Naturpark Harz auf dem Osthang der Heinrichshöhe etwa 960 Meter über dem Meeresspiegel entspringt. Abschnittsweise fließt die sogenannte Verdeckte Ilse für den Betrachter unsichtbar durch das Brockental. Man kann sie nur hören: geheimnisvoll gurgelnd unter großen Felsblöcken, die als eiszeitlicher Blockgletscher das Flussbett überdecken.

Wandern im Harz: Sagenhaftes an den Ilsefällen

Am nordöstlichen Fuß des Brockens schneidet die Ilse in die Hochfläche des Harzes ein enges Tal, wodurch sie kleine Kaskaden bildet, welche als Ilsefälle vom Heinrich-Heine-Wanderweg begleitet werden.

Bei der literarischen Erwähnung des Flusses in der berühmten „Harzreise“ erinnert der Dichter an die in der Sage den Fluss personifizierende schöne Prinzessin Ilse: „Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, sodass das Wasser hier wild empor zischt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft.“

Zahlreiche Sagen ranken sich um die Jungfrau Ilse. Ab und an soll die als Fee verzauberte Königstochter in dem Fluss baden. Kommt ein Mensch in die glückliche Lage, sie dabei beobachten zu können, so führt sie ihn der Sage nach mit sich in das verzauberte Schloss, bewirtet ihn köstlich und entlässt ihn reich beschenkt.

Ausflüge in den Harz: Entdeckungen in Ilsenburg

Nicht nur die Ilse, sondern auch Ilsenburg verdankt seinen Namen einer Sage. Vor mehr als Tausend Jahren vor Christus soll ein König gelebt haben, der Ilsan oder Ilsung hieß. Dieser hatte Wohlgefallen an den Forellen im Fluss, den Hirschen, Rehen und Ebern im Waldgebirge und an den himmelhohen Klippen und Bergen. Deshalb baute er sich oben auf dem Ilsestein eine stattliche Burg und gab ihr und dem Felsen seinen Namen. Er ist der Vater der berühmten Prinzessin Ilse.

Heute verzaubert das kleine Städtchen Ilsenburg durch seine märchenhafte Lage und die wohltuende Ruhe. Eingeschmiegt im Stadtkern empfängt idyllisch am Teich gelegen das „Landhaus Zu den Rothen Forellen“ (Marktplatz 2, 38871 Ilsenburg) seine Gäste. Für einen Ausflug aufs Wasser können Gäste hier ein Boot ausleihen.

Und auch für Angelfreunde hat Ilsenburg einiges zu bieten: Wer sich in der Touristeninformation am Marktplatz 1 eine Tages- oder Wochenkarte besorgt, hat in fünf Gewässern die Chance auf dicke Fische: im Rosenteich, im Zentralteich, im Ziegelhüttenteich, im Forellenteich (von der Parkseite aus, Freitag 8 bis Sonntag 20 Uhr) und im Bahnhofsteich.

Wandern, Angeln, aber auch Radfahren gehört in Ilsenburg zu den beliebtesten Freizeitmöglichkeiten. In den sanften Tälern im Harzvorland können Radfahrer ganz entspannt und ohne Höchstleistung die Landschaft erkunden. Wer keinen eigenen Drahtesel dabei hat, bekommt entweder im Hotel oder im Fahrradgeschäft „Bikes & Parts Harz“ in der Marienhöfer Straße 9a in Ilsenburg eins ausgeliehen.

Tipp: Der Ilseradweg ist mit seinen 32 Kilometern sehr familienfreundlich. Mehr Action gibt es auf der Klippentour. Knapp 24 Kilometer lang geht es vorbei an großen Brockensteinen und Ilsefällen - diese Strecke fährt man besser mit dem Mountainbike.

Auch das gibt es im Harz: Stille im Kloster

Wasser steht in Ilsenburg aber nicht nur für Erholung und Genuss, sondern war schon immer auch die Basis für Wohlstand. Nutzten es die Klöster für Fischzucht und Mehlherstellung, trieb man später zur Industrialisierung damit Handwerk und Maschinen an. Wie etwa zur Herstellung der um die Jahrhundertwende auf Weltausstellungen prämierten Ilsenburger Eisenöfen, welche noch heute unzählige Schlösser schmücken.

Auch auf den Bildern des Ilsenburger Malerehepaares Crola gehen Ende des 19. Jahrhunderts Natur- und Wasserschönheit mit Industriekulturgeschichte Hand in Hand. Wer mehr über die Stadtgeschichte erfahren möchte, ist im Hütten- und Technikmuseum und auf dem Ilsenburger Eisenpfad gut aufgehoben. Dieser führt entlang von kleinen Bächlein, Mühlen und Fachwerkhäusern
zu 19 historischen Eisenherstellungs-Standorten.

Auf dem Ilsenburger Klosterwanderweg gibt es das Kloster Ilsenburg, welches hoch über der Stadt Ilsenburg thront, und das nahegelegene Kloster Drübeck zu entdecken - zwei beeindruckende Zeugnisse mittelalterlicher Harzgeschichte. Wer mit Kindern unterwegs ist, wandert besser den Borkenkäferlehrpfad oder den Gesteinslehrpfad entlang.  Tipp: Im Erlebniswald Ilsetal kann der Nachwuchs sich austoben. (mz)

Autorin Christine Klauder ist Herausgeberin des „Mitteldeutschen Genussführers“ (ISBN 978-3-9448150), in dem die 45-Jährige die schönsten Regionen Mitteldeutschlands vorstellt.