1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Corona bei Kindern: Kaum Impfaktionen in Sachsen-Anhalts Schulen

Behörden sehen zu große Hürden Corona bei Kindern: Kaum Impfaktionen in Sachsen-Anhalts Schulen

Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) eröffnete Landkreisen die Möglichkeit, Impftage an Schulen zu organisieren. Nun zeigt sich: Nur die wenigsten nutzen dies. Das Bundesland hat eine der niedrigsten Kinder-Impfquoten der Republik.

Von Jan Schumann 19.01.2022, 20:00
Impfaktionen an Schulen: Nur in Einzelfällen nutzten Landkreise in Sachsen-Anhalt dieses Mittel gegen Corona. Die Behörden sehen zu große Hürden.
Impfaktionen an Schulen: Nur in Einzelfällen nutzten Landkreise in Sachsen-Anhalt dieses Mittel gegen Corona. Die Behörden sehen zu große Hürden. Foto: dpa

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalt sucht nach Möglichkeiten, die Corona-Impfquote unter Kindern und Jugendlichen nach oben zu treiben. Im Bundesvergleich hat das Land niedrige Werte: Lediglich jedes vierte Kind im Alter von fünf bis 17 Jahren ist laut Robert-Koch-Institut mindestens einmal gegen Corona geimpft. Im Bundesvergleich ist dagegen schon jedes dritte Kind geschützt, konkret 36 Prozent. Nur das Nachbarbundesland Sachsen hat eine noch niedrigere Quote.

Um Jugendliche möglichst flächendeckend gegen Corona zu immunisieren, setzte die Landesregierung seit Dezember nicht allein auf Impfzentren: Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hatte außerdem Landräten und Oberbürgermeistern die Möglichkeit eröffnet, Impfaktionen an Schulen zu starten. Eine MZ-Umfrage zeigt nun aber: Nur die allerwenigsten Kommunen nutzen das tatsächlich - viele Behörden sehen dagegen viel zu hohe Hürden bei der Umsetzung.

Zu den Ausnahmen gehört der Kreis Wittenberg, wo laut Kommune 1.153 Spritzen an Schulen verabreicht wurden. Ausgenommen waren Grundschulen. Im Altmarkkreis Salzwedel wurden bei einer Aktionen 130 Schüler an zwei Gymnasien geimpft. „Angebote werden aktuell den Sekundarschulen unterbreitet“, ergänzt der Landkreis. Er räumte aber ein: „Eine größere Beteiligung wäre wünschenswert gewesen.“

Zahlreiche Hürden für Impfungen an Schulen

Aus Sicht der Landkreise gibt es zahlreiche Gründe, die gegen zentrale Impfaktionen an Schulen sprechen: Angefangen damit, dass Eltern den Spritzen für die Kinder zustimmen müssen. Nach Ansicht vieler Kreise erfordert das die Anwesenheit der Eltern beim Impftermin - allein schon wegen des ärztlichen Aufklärungsgesprächs, sagt Udo Pawelczyk, Sprecher des Kreises Anhalt-Bitterfeld. „Zudem stehen dem Landkreis in der Regel keine Kinderärzte zur Verfügung“ - eine Ressourcenfrage.

So erklärt selbst der Kreis Wittenberg, weitere Impfaktionen seien nicht geplant. „Die Organisation dieser Impftour durch die Schulen war sehr aufwendig.“ Die Landeshauptstadt Magdeburg betont indes gar, dass sie von einer „geringeren Nachfrage“ in der Altersgruppe ab zwölf Jahren ausgehe: Dies würden aktuell die freien Termine in Impfzentren zeigen.

Der Landrat in Mansfeld-Südharz, André Schröder (CDU), nennt zudem anhaltende Proteste gegen staatliche Corona-Maßnahmen als Grund gegen Impfaktionen an Schulen. „Ich will dieses Thema nicht an den Schulen haben“, sagte er der MZ. Es habe im Kreis bereits Graffiti-Attacken gegeben, gesprüht worden seien Slogans wie „Impfen tötet“ und „Die Regierung ist das Virus“.

Zuletzt hohe Infektionszahlen an Schulen

Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass Covid-19 für Kinder und Jugendliche „in der Regel“ keine schwere Krankheit ist. In Einzelfällen seien Langzeitfolgen möglich, erforscht ist das bisher aber kaum. Der Kreis Wittenberg betont zudem: Da es zuletzt hohe Infektionszahlen an Schulen gab, seien für viele Betroffenen aktuell gar kein Impfungen nötig, „da sie als genesen gelten“.

 Matthias Rose, Chef des Landeselternrats, warnt mit Blick auf gesunkene Infektionszahlen aber vor falscher Sicherheit. Ihm zufolge stockt die Impfkampagne: „Ich höre teilweise von Eltern: Ich finde gar keine Möglichkeit, mein Kind impfen zu lassen.“ Die Ständige Impfkommission rät aktuell ab zwölf Jahren zur Impfung. Außerdem können sich Fünf- bis Elfjährige mit Vorerkrankungen sowie auf „individuellen Wunsch“ der Eltern impfen lassen.

Das Bildungsministerium sieht seine Hände gebunden: Die Beauftragung von Impfteams sei Sache der Kreise, so ein Sprecher. Helfen soll eine Werbekampagne auf den Internetportalen Instagram und TikTok bis Ende Februar. Die Kosten liegen im niedrigen fünfstelligen Bereich, so das Haus.