Mehr Gäste und Übernachtungen Camping-Boom in Sachsen-Anhalt: Warum die Tourismusbranche 2024 auf ein Rekordjahr hofft
Ob Hotel, Ferienwohnung oder Campingwagen: Schon früh im Jahr verzeichnet Sachsen-Anhalt deutlich mehr Touristen. Aus welchen Gründen die Reisebranche 2024 auf Rekorde hofft.

Magdeburg/MZ - Angesichts stark steigender Gäste- und Übernachtungszahlen hofft Sachsen-Anhalts Tourismusbranche 2024 auf ein Rekordjahr. Vor allem der Camping-Tourismus erlebt einen landesweiten Boom: Allein im zurückliegenden März kamen fast dreimal so viele Camper ins Bundesland wie im Vorjahreszeitraum.
Gut 10.000 Gäste zählten die Platzbetreiber landesweit im März, die Touristen sorgten laut dem Statistischen Landesamt für fast 30.000 Übernachtungen. „Wir hatten bereits 2023 das beste Ergebnis jemals“, sagte Ronny Große, Geschäftsführer der Bodetal Tourismus GmbH im Harz. „Ich kann mir vorstellen, dass wir das nochmal steigern können“, erklärte er gegenüber der MZ mit Blick auf die aktuellen Touristenzahlen.
Thale musste Camping-Platzangebot ausbauen
Der Experte glaubt, dass insbesondere der Camping-Boom ein anhaltender Trend aus der Corona-Zeit ist. „Viele Leute haben sich damals einen Wohnwagen zugelegt. Damit waren die Hotel-Schließungen damals egal, du konntest trotzdem an den See fahren“, so Große. Der Trend habe sich zum regelrechten Boom entwickelt. „Freunde von mir haben das auch gemacht“, so Große. „Und je mehr sich das dann rumspricht, desto mehr Leute interessieren sich wiederum dafür.“
Konsequenz: In Thale sei 2023 ein dritter Standort für Campingwagen eröffnet worden. Auch mit Blick auf Hotel- und Gästezimmer habe die Harz-Stadt zuletzt aufstocken müssen. Wegen steigender Nachfrage sei die Gesamtbettenzahl in Thale vergangenes Jahr von knapp 4.000 auf fast 4.500 erhöht worden, so Große.
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Hintergrund: Sachsen-Anhalts Touristikbranche hatte in der Corona-Zeit von 2020 bis 2022 stark unter Kontaktverboten und Schließungen gelitten. Damals stellten viele Deutsche auf Campingurlaub um – auch innerhalb des Heimatbundeslands. Mittlerweile steigen die Tourismuszahlen auch jenseits der Campingplätze wieder kräftig an. Insgesamt zählte Sachsen-Anhalt allein von Januar bis März gut 577.000 Gästeankünfte mit knapp 1,5 Millionen Übernachtungen. Das waren gut sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Saale-Unstrut Tourismus: „Camping-Sektor wächst seit Jahren rasant“
Angesichts anhaltender Nachfrage hofft die Branche auch im Burgenlandkreis auf ein Erfolgsjahr. Zwar würden Touristen immer kurzfristiger ihre Übernachtungen buchen, sagte Antje Peiser, Geschäftsführerin der Saale-Unstrut Tourismus GmbH. So viel Prognose ist aber erlaubt: „Unsere Gastgeber signalisieren uns, dass Sie mit den Vorbuchungszahlen zufrieden sind, sodass wir von einem guten Jahr ausgehen.“
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Peiser bekräftigt aus Sicht der Weinbauregion: „Der Camping-Sektor wächst seit Jahren rasant an.“ Das werde sich so schnell nicht ändern. „Denn sind die Freizeitfahrzeuge einmal angeschafft, bleiben sie dem Markt und damit der Urlaubsform für etliche Jahre treu“, so Peiser. Insbesondere die Saale-Unstrut-Region sei für Camping-Gäste attraktiv.
Wirtschaftsminister Schulze hält neue Rekorde für möglich
Schon 2023 hatte Sachsen-Anhalts Tourismusbranche beinahe Allzeit-Rekordwerte erreicht. Landesweit zählten Betriebe 8,4 Millionen Übernachtungen, damit wurde der Rekordwert des Vor-Corona-Jahres 2019 fast erreicht: 8,6 Millionen Gästeübernachtungen waren es damals.
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Die Landesregierung richtet sich bereits auf neue Bestwerte ein. „Nach Einbrüchen während der Corona-Pandemie befinden wir uns nun wieder auf Vor-Corona-Niveau und sind auf dem besten Weg, die Zahlen zu toppen“, sagte Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU). Der frühe Saisonstart lasse auf ein gutes Ergebnis 2024 hoffen. „Das Reiseziel Sachsen-Anhalt ist bei Besucherinnen und Besuchern aus In- und Ausland gefragt“, so Schulze.
Sein Ministerium betonte, auch die Caravan-Branche wachse stetig weiter. So habe die Zahl der Wohnmobil-Zulassungen im ersten Quartal 2024 bundesweit neue Höchstzahlen erreicht.