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Quadriga 2024 Bundeswehr verlegt bis Juni Truppen durch Sachsen-Anhalt - Konvois bis zu drei Kilometer lang

Nato-Staaten üben bis zum Sommer die europaweite Truppenverlegungen für den Fall eines feindlichen Angriffs im Osten. Militärkonvois sorgen auch durch Sachsen-Anhalt für Verkehrsstörungen - die Kolonnen können bis zu drei Kilometer lang werden.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 20.03.2024, 08:22
Bis Juni können Bundeswehr-Kolonnen des deutschen Straßenverkehr beeinträchtigen - auch in Sachsen-Anhalt.
Bis Juni können Bundeswehr-Kolonnen des deutschen Straßenverkehr beeinträchtigen - auch in Sachsen-Anhalt. (Foto: Marco Dorow/Bundeswehr/Marco Dorow/obs)

Magdeburg/MZ - Es ist die größte Militärübung des Nato-Bündnisses seit 35 Jahren: Weil die Bundeswehr mit ihren Verbündeten aktuell die Verlegung Zehntausender Soldaten quer durch Europa probt, müssen Autofahrer in Sachsen-Anhalt noch bis Juni phasenweise mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Hintergrund: Deutschland gilt für die Nato-Staaten als zentrale Logistik-Drehscheibe für Truppenbewegungen und Militärtransporte – und aktuell übt das transatlantische Militärbündnis den Ernstfall eines russischen Angriffs an der Nato-Ostflanke.

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Das Großmanöver, an dem alle 32 Nato-Staaten mit insgesamt 90.000 Soldaten teilnehmen, läuft unter dem Namen „Steadfast Defender 2024“ (deutsch: „Standhafter Verteidiger“). Teil der Übung ist der Transport nordamerikanischer Truppen über den Atlantik, es folgen Großübungen in Polen und Litauen. Allein die Bundeswehr beteiligt sich mit 12.000 Soldaten und 3.000 Militärfahrzeugen an dem Manöver – der deutsche Beitrag zu dieser Nato-Übung heißt „Quadriga 2024“. Ziel sei die Abschreckung fremder Aggressoren an der Nato-Ostflanke, heißt es auf der Website der Bundeswehr. Und: „Russland soll sehen, was es bei einem Angriff auf das Bündnisgebiet zu erwarten hätte.“

Staugefahr aufgrund von Panzerübungen in Sachsen-Anhalts Norden

Die massiven Truppenverlegungen werden bis zum Sommer auf deutschen Straßen zu spüren sein, erklärte das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr am Dienstag vor Journalisten. Betroffen sei auch Sachsen-Anhalt. Möglich seien Fahrzeugkolonnen von bis zu drei Kilometern. Die Konvois sollen aber so getaktet sein, dass der zivile Straßenverkehr möglichst wenig belastet werde.

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Auch militärische Radfahrzeuge würden über Straßen verlegt – Kettenfahrzeuge wie Panzer würden stattdessen über die Schiene transportiert. Dies ist ein zentraler Teil der Übung: Der Transport großer Mengen Militärmaterials per Zug, Flugzeug und Schiff. Bisher habe es „keine Negativreaktionen“ in betroffenen Bundesländern aufgrund massiver Militärkonvois gegeben, erklärte die Bundeswehr.

Panzerverbände üben Flussüberquerungen in Sachsen-Anhalt

Parallel zu den Truppenverlegungen finden aktuell auch regionale Großübungen statt – vor allem rund um diese Termine ist mit langen Militärkolonnen zu rechnen. In Sachsen-Anhalt startete am Montag die Panzerübung „Wettiner Schwert“ auf dem Truppenübungsplatz in Klietz (Landkreis Stendal) und im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel). Am kommenden Dienstag will ein deutsch-tschechischer Gefechtsverband in der Region Flussüberquerungen üben. Eine weitere Panzerübung mit norwegischen Soldaten ist Anfang April geplant. Laut Bundeswehr sind insgesamt mehrere Hundert Ketten- und Radfahrzeuge an den Übungen beteiligt, darunter auch Leopard-Kampfpanzer und Marder-Schützenpanzer.

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Insbesondere rund um diese Übungstermine könnte es in Sachsen-Anhalt zu Verkehrsbehinderungen kommen, so das Territoriale Führungskommando. Die Bundeswehr versichert: Betroffene Kommunen seien bereits über drohende Belastungen informiert.

Deutschland wäre kein Frontstaat, aber Logistikdrehkreuz

Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Frühjahr 2022 sehen Nato- und Bundeswehrvertreter eine erhöhte Gefahr an der Ostflanke des Bündnisses. Aufgrund der Bedrohung durch russische Truppen traten seither Schweden und Finnland dem Verteidigungsbündnis bei. Die aktuelle Großübung „Steadfast Defender 2024“ soll den Ernstfall nachstellen – und die Fähigkeiten beteiligter Truppen testen. Ganz bewusst lässt die Bundeswehr massive Truppen- und Materialtransporte über deutsches Gebiet laufen – denn nach Überlegungen des Militärs wäre Deutschland bei Eintreten eines Nato-Bündnisfalls im Osten kein Frontstaat, sondern würde stattdessen eine zentrale Rolle in der Versorgung spielen.

Schon seit geraumer Zeit setzt die Nato auf derartig massive Abschreckungsübungen im Großformat: Den Auftakt hatte das Bündnis im Jahr 2020 mit dem europaweiten Manöver „Defender“ gemacht. Teil solcher Logistiktests ist auch, dass das Militär während seiner Verlegungen landesweit Rasträume, Abstellflächen und Betankungsmöglichkeiten nutzt – und mögliche Schwachstellen abstellt. Zudem wird beim Transport über die Schiene die Kooperation im Bahnverkehr geübt.