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Bildungsministerium Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt: Jede siebte Schulstunde wird nicht regulär erteilt

Von Hagen Eichler 04.03.2017, 09:00
Kinder im Deutschunterricht
Kinder im Deutschunterricht dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - n Sachsen-Anhalt wird etwa  jede siebte Unterrichtsstunde nicht regulär erteilt. Das belegen aktuelle Zahlen aus dem Bildungsministerium, die der MZ vorliegen.  Für einen Teil der Stunden können die Schulen Vertretungslehrer finden oder Klassen zusammenlegen, ein anderer Teil fällt ersatzlos aus. Die Lage hat sich seit Beginn des Schuljahres drastisch verschlechtert.

Lehrermangel in Sachsen-Anhalt: Jede 7. Unterrichtsstunde entfällt

Am härtesten trifft es die Förderschulen. Dort fielen im Januar 6,1 Prozent der Stunden aus, weitere 12,7 Prozent wurden „nicht planmäßig erteilt“, also durch Vertretungs- oder Betreuungsstunden ersetzt. An den Gymnasien und Sekundarschulen gab es fünf beziehungsweise 4,5 Prozent Ausfall und knapp elf Prozent nicht planmäßigen Unterricht.

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) will den Druck in den Schulen  jetzt durch freiwillige bezahlte Mehrarbeit von Lehrern verringern.  Im Haushaltplan, den der Landtag am Freitag verabschiedet hat, stehen dafür 2,4 Millionen Euro zur Verfügung. Bislang mussten Lehrer zusätzlich geleistete Stunden später abbummeln.

Tullner kündigte zudem an, das Landesschulamt werde künftig schneller Ersatz für erkrankte Lehrer organisieren. „Jede ausgefallene Stunde ist eine Stunde zu viel“, sagte er der MZ. „Wir werden das System wieder flexibilisieren, um Schulen die Möglichkeiten zu geben, auf kurzfristigen Personalausfall zu reagieren.“ Ersatzlehrer sollen von anderen Schulen geholt oder zügig eingestellt werden.

Schulstunden nicht erteilt - Lehrer sollen freiwillig bezahlte Mehrarbeit leisten

Auch der Landtag machte am Freitag Druck. Das Land soll Referendaren schon vor dem zweiten Staatsexamen einen Vorvertrag anbieten, um sie in Sachsen-Anhalt zu halten. Das forderte der Landtag einstimmig bei Enthaltung der AfD.

Auch soll Quereinsteigern der Weg in den Lehrerberuf geöffnet werden. Der Vorstoß kam von der oppositionellen Linken. Ihr Abgeordneter Thomas Lippmann warf Tullner schwere Versäumnisse vor.

So hätten Lehrer im erstmals praktizierten Online-Bewerbungsverfahren zwei Monate lang keine Rückmeldung bekommen. Ab jetzt sei die Zeit vorbei, in der sich Tullner hinter Fehlern seiner Vorgänger verstecken konnte, sagte Lippmann. Tullner bestätigte, das kommende Schuljahr verantworte er allein.

Unterdessen warnt die Uni Halle, mit den bisherigen Geldzuweisungen könne sie nicht genügend Lehramtsstudenten ausbilden. Ein Positionspapier, das der Akademische Senat am Mittwoch beraten will, fordert mehr Geld vom Land.

Im aktuellen Wintersemester haben sich in Halle 744 Studienanfänger für das Lehramt eingeschrieben, bislang waren es jährlich 550. Für diesen Anstieg hat das Land einmalig eine Million Euro bewilligt.

Ohne eine „Verstetigung der entsprechenden Mittel“ sei es aber undenkbar, die vom Bildungsministerium gewünschten jährlich 700 Studenten aufzunehmen, heißt es in der Beschlussvorlage. (mz)