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Trotz Ankündigung Beim Blitzermarathon ist die Polizei Sachsen-Anhalt im Dauereinsatz

Von Fabian Wölfling 18.04.2018, 17:01
Auch Innenminister Holger Stahlknecht nahm Raser ins Visier.
Auch Innenminister Holger Stahlknecht nahm Raser ins Visier. Dpa

Magdeburg - Dem Innenminister geht am Mittwoch kein Raser ins Netz. Das ist aber auch wenig verwunderlich, denn Holger Stahlknecht (CDU) schaut kaum länger als eine Minute durch die Laserpistole. Dann ist der symbolischen Dienst des Ministers im Rahmen des Blitzmarathons auch schon beendet und Polizeikommissar Thorsten Jockisch übernimmt wieder an der B 71 in Magdeburg.

Der „Profi“ war bereits erfolgreich. „Fünf Fahrer waren bisher zu schnell unterwegs“, sagt Jockisch um kurz nach elf Uhr.

Beim Blitzermarathon in Sachsen-Anhalt gibt es 236 Kontrollstellen

Die Kontrollstelle in Magdeburg ist eine von 236, die die Polizei am Mittwoch in Sachsen-Anhalt eingerichtet hat. Bekanntgegeben hatte das Innenministerium die vorgesehenen Blitzer bereits vor dem Aktionstag. Die Begründung: Es gehe nicht um mehr Sanktionen, sondern um mehr Verkehrssicherheit.

Aber trotz der Bekanntgabe ist die Polizei in Magdeburg am späten Mittwochvormittag im Dauereinsatz. Ständig werden Autos von der B 71 auf einen naheliegenden Parkplatz gewinkt, wo den Fahrern ihr Vergehen mitgeteilt und die Personalien aufgenommen werden.

Genau dorthin, „da wo es teuer wird“, zieht es Stahlknecht nach seinem kurzen Dienst am Blitzer. Als wäre es geplant, geht der Polizei, just als der Minister am Parkplatz ankommt, der größte Temposünder des Tages ins Netz. Der Fahrer eines Ford Fiestas war mit 88 Kilometern pro Stunde auf der Bundesstraße unterwegs, erlaubt ist im kontrollierten Abschnitt aber nur Tempo 50.

Ein Monat Fahrverbot „dank“ Blitzermarathon - Autofahrer ungerührt

„Da waren sie wohl ein bisschen zu schnell unterwegs“, tadelt Stahlknecht wenig streng. „Sorry“, antwortet der Autofahrer. „Ich musste schnell zur Arbeit.“ Das hilft ihm nicht: Nach Abzug der Toleranz bleiben von den 38 zu schnell gefahrenen km/h noch 35 übrig. Das bedeutet einen Monat Fahrverbot. „Schade“, sagt der Fahrer relativ ungerührt.

Später taucht er in einer Zwischenbilanz des Innenministeriums zum Blitzmarathon neben anderen auffälligen Temposündern auf. Erwischt wurde auch ein BMW auf der A 9 mit Tempo 176 in einer 120er-Zone. Auf der A 38 war ein Audi in einer 80er-Zone 156 km/h schnell.

Die finale Bilanz des Blitzmarathons will das Ministerium am Donnerstag bekanntgeben. Aber auch danach wird die Frage offen bleiben, ob bei den erwischten Autofahrern ein pädagogischer Effekt erzielt wurde.

Pädagogischer Effekt des Blitzermarathons bleibt zweifelhaft

Zumindest in Magdeburg ist davon kaum etwas zu sehen. Nicht nur bei dem Temposünder im Ford Fiesta. „Ich habe gewusst, dass heute Blitzmarathon ist“, sagt der Fahrer eines Fords, der 18 km/h zu schnell unterwegs war. „Gerade Strecken verleiten eben dazu, dass man zu schnell fährt.“ Das werde auch künftig passieren.

Ähnlich äußert sich ein Fahrer, der ohne angelegten Gurt unterwegs war und einer, der mit Handy am Steuer erwischt wurde. Tenor: Kann passieren, wird auch weiterhin passieren.

Stahlknecht verteidigt den Blitzermarathon aber dennoch gegen Kritik, wie sie etwa Frank Sitta, Landesvorsitzender der FDP, geäußert hatte. Der bezeichnete den Aktionstag als „Showeinlage“ und erklärte, dass für einen „pädagogischen Effekt bei Rasern“ regelmäßig an Unfallschwerpunkten kontrolliert werden müsse.

„Die Kontrolldichte wurde bereits erhöht“, erwidert Stahlknecht. Zudem gelinge es durch die öffentlich angekündigten Kontrollen durchaus, die Gefahr durch zu schnelles Fahren ins Bewusstsein zu rufen. „Wir werden deshalb weiter am Aktionstag teilnehmen“, kündigt der Minister an. (mz)