Bei der Feuerwehr brennt es Bei der Feuerwehr brennt es: Warum Ausbilder jetzt mit Kündigung drohen

Magdeburg - Die Ausbildung der freiwilligen Feuerwehren in Sachsen-Anhalt steht auf der Kippe. Die Ausbilder, selbst aktive Kameraden, sollen für ihre Arbeit nicht mehr als Ehrenamtliche eingestuft werden. Das geht aus einem Rundschreiben des Landesverwaltungsamtes an die Kommunen hervor.
Künftig sollen demnach Ausbilder für ihre Ausbildungsstunden Honorarverträge mit den Landkreisen abschließen und sich privat versichern. Für den Vorsitzenden des Landesfeuerwehrverbandes, Kai-Uwe Lohse, ist das ein unhaltbarer Zustand. Damit stünden Kosten und Aufwand in keinem Verhältnis mehr, so Lohse. Er sieht die fundierte Feuerwehr-Ausbildung gefährdet.
Maximal 15 Euro pro Unterrichtsstunde haben die Ausbilder bislang von den Kreisen dafür bekommen, dass sie ihre Kameraden auf Kreisebene fit für den Dienst machen - und waren dabei bei An- und Abreise sowie während der Veranstaltung versichert. Die sogenannten Kreisausbilder sind Führungskräfte der Feuerwehr, die dank einer entsprechenden Weiterbildung ihr Wissen auf speziellen Gebieten vermitteln dürfen.
Das bedeutet für die freiwilligen Feuerwehrleute, dass sie für ihre Ausbildung, sei es beispielsweise zum Thema Digitalfunk, Atemschutz oder dem Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen, in ihrer Heimat bleiben können und nicht zum Institut für Brand- und Katastrophenschutz nach Heyrothsberge (Landkreis Jerichower Land) fahren müssen.
Seit Monaten wird die Regelung nun schon mit dem Land diskutiert. Es sollte, so Lohse, auch Anpassungen geben, aber bislang ist nichts passiert. Die Zeit drängt, denn schon im kommenden Jahr sind die Ausbildungen ernsthaft gefährdet. „Es gibt eine große Unsicherheit und viele wollen so keine Ausbildungsstunden mehr geben.
Darüber muss man keine Diskussionen führen, das ist keine Förderung der Feuerwehr“, sagt Verbandschef Lohse. „Problematisch ist, dass die Ausbilder nicht mehr als Ehrenamtliche der Feuerwehr angesehen werden. Damit will die Feuerwehrunfallkasse sie auch nicht versichern“, fügt Lohse hinzu.
Im Saalekreis zum Beispiel reagiert auch die Kreisverwaltung besorgt. Die Feuerwehrleute müssten sich künftig privat versichern, „was gegebenenfalls hinsichtlich des erhaltenen Honorars unverhältnismäßig wäre“, prognostiziert Jörg Heinze, Leiter des Ordnungsamtes im Saalekreis. Die Ausbilder drohen nun mit dem Ende ihres Engagements.
„Nachdem alle Kreisausbilder über den neuen Verfahrensweg in Kenntnis gesetzt wurden, haben diese den Rücktritt ihrer Kreisausbildertätigkeit zum 1. Januar 2020 in Betracht gezogen“, so der Ordnungsamtsleiter.
Für Verbandschef Lohse ist das nur logisch. Er kritisiert, dass so nicht nur die Qualität der Feuerwehrarbeit leide, sondern auch die Ehrenamtlichen demotiviert würden. „Nicht zu unterschätzen ist die fehlende Sicherheit, wenn die Feuerwehrleute nicht ausgebildet werden“, so Lohse weiter. Ohne fachgerechte Ausbildung fehlten irgendwann Maschinisten oder Atemschutzgeräteträger. Die werden aber benötigt, um die Sicherheit bei einem Einsatz zu gewährleisten.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Rüdiger Erben, hat in einem Brief an Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) eine Klärung gefordert. „Es braucht hier eine Klarstellung. Das ist sonst der Tod der Feuerwehr“, sagt Erben. Verstehen könne er nicht, warum ein über Jahre funktionierendes System abgelöst wird.
Auf MZ-Nachfrage betont ein Sprecher des Landes-Innenministeriums, dass die Kreisausbildung „auf Honorarbasis durchgeführt werden“ könne. Das Ministerium wolle „in Kürze eine Klarstellung gegenüber dem Landesverwaltungsamt vornehmen, dass diese Aufgabe aber auch als ehrenamtliche Tätigkeit durchgeführt werden kann, wenn der unentgeltliche Charakter erhalten bleibt“. (mz)