Gymnasiale Oberstufe an Gemeinschaftsschulen Ärger für die gymnasiale Oberstufe in Sachsen-Anhalt: Minister Tullner droht Schließung an

Magdeburg - Der Koalitionsvertrag hatte die Diskussion um Schulformen im Land eigentlich ausgesetzt, nun aber ist ein neuer Streit um die Gemeinschaftsschulen entbrannt: Die von Bildungsminister Marco Tullner (CDU) angedrohte Schließung der gymnasialen Oberstufen an den Gemeinschaftsschulen in Aschersleben (Salzlandkreis) und Wolmirstedt (Börde) verärgert den Koalitionspartner SPD. „Die Gemeinschaftsschule zu erhalten und zu entwickeln, ist Geschäftsgrundlage der Koalition“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Katja Pähle.
Es sei klar vereinbart, dass mit den Mindestschülerzahlen zu Beginn flexibel umgegangen werde. Pähle sagte, Tullners Vorstoß sei eine „politisch motivierte Ungleichbehandlung von Schulformen“, da auch Gymnasien immer wieder Schülerzahlen unterschritten, ohne dass die Schließung drohe. Angela Kolb-Janssen, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sprach von einem „eklatanten Vertrauensbruch gegenüber den Jugendlichen und ihren Eltern“, wenn Schüler der neu eingerichteten gymnasialen Oberstufen nun nach kurzer Zeit die Schule wechseln müssten.
Im Bildungsministerium reagierte man zurückhaltend. „Es ist jetzt überhaupt nicht die Zeit, Entscheidungen zu treffen“, sagte Sprecher Stefan Thurmann der MZ. Es gebe keine Absicht, die gymnasialen Oberstufen zu schließen, im Brief werde aber darauf hingewiesen, dass es die vorgeschriebene Mindestschülerzahl von 50 gibt. In den nächsten Monaten werde es einen Prozess unter Einbeziehung der Beteiligten geben, um über die Zukunft der gymnasialen Oberstufen zu entscheiden. Die Debatte sei aktuell „völlig unnötig“.
Die SPD hatte die Gemeinschaftsschule 2012 unter dem damaligen Kultusminister Stephan Dorgerloh in der Großen Koalition durchgesetzt. Schüler lernen hier länger als üblich zusammen. Erst zur 9. Klasse müssen sie sich für einen Abschluss entscheiden. Die Schulen in Aschersleben und Wolmirstedt sind die ersten und bisher einzigen im Land, die eine eigene gymnasiale Oberstufe anbieten. In diesem Jahr hatten die ersten Schüler die 11. Klasse erreicht. In der Regel gibt es eine Kooperation mit Gymnasien oder anderen Schulen.
Zuletzt hatten Schulleiter öffentlichen Druck und eine unfaire Behandlung im Vergleich zu anderen Schulformen beklagt. „Das letzte Schuljahr war das härteste, das ich je erlebt habe“, sagte Katrin Jelitte, Schulleiterin der Gemeinschaftsschule „Albert Schweitzer“ in Aschersleben. Es habe Missgunst, Falschinformationen und unkollegiales Verhalten von Seiten etablierter Gymnasien gegeben, um Schüler für das Abitur im Vorfeld abzuwerben. Die Schulform unterliege einem Konkurrenzkampf. (mz)