Archäologie in Sachsen-Anhalt Mysteriöser Bronzezeit-Fund bei Grabungen in Wolmirstedt gibt Rätsel auf
Archäologische Grabungen in Wolmirstedt haben den Nachweis erbracht, dass die Börde-Region bereits seit mehreren Jahrtausenden besiedelt ist. Die entdeckten Relikte einer Siedlung aus der späten Bronzezeit geben jedoch nicht nur Aufschluss – sie werfen auch neue Fragen auf.

Wolmirstedt. – In Wolmirstedt haben Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt einen überraschenden Fund gemacht: Auf dem Gelände eines zukünftigen Sportplatzes entdeckten sie die Überreste einer bronzezeitlichen Siedlung und ein menschliches Skelett. Der Fund wirft Fragen auf.
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Ein außergewöhnlicher Fund zieht besonderes Interesse auf sich: In einer Siedlungsgrube wurde ein menschliches Skelett mit auffällig verdrehtem Kopf freigelegt.
Sensationsfund in Wolmirstedt: Ungewöhnliche Art der Bestattung
Diese Art der Bestattung weicht deutlich von den gängigen Ritualen der damaligen Epoche ab – denn normalerweise verbrannte man Verstorbene auf Scheiterhaufen und setzte ihre Überreste in Urnengräbern außerhalb der Wohnbereiche bei. Körperbestattungen innerhalb der Siedlung galten laut bisherigen Erkenntnissen als seltene Ausnahme.

Der Mann war etwa 1,70 Meter groß und kräftig gebaut. Bei einer ersten Untersuchung ließen sich keine Hinweise auf Verletzungen oder Mangelerscheinungen erkennen.
Die Gründe für diese untypische Bestattung sind bislang ungeklärt. Experten vermuten rituelle Hintergründe oder mehrstufige Bestattungspraktiken.
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Bronzezeitliche Siedlung bei Wolmirstedt: Alltag vor rund 3.000 Jahren
Neben dem Skelett entdeckte das Grabungsteam mehrere Pfostengruben, Herdstellen und Reste von Wandverputz – klare Hinweise auf eine bronzezeitliche Hausstruktur.
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Besonders auffällig ist ein rechteckiger Grundriss mit zentraler Feuerstelle, der typisch für sogenannte Webhäuser ist. In solchen Bauten wurde vermutlich nicht nur gewohnt, sondern auch gewebt und gekocht.
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Zusammenarbeit mit der Stadt und Perspektive
Die Grabungen erfolgen im Vorfeld der geplanten Umgestaltung eines Geländes zu einem Sportplatz. Die Stadt Wolmirstedt arbeitet eng mit dem Landesamt zusammen.
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Am Rand einer Ofengrube entdeckten die Archäologen eine Konzentration von Keramikscherben und den Panzer einer Sumpfschildkröte. Laboranalysen sollen nun klären, ob und wie das Tier zubereitet wurde. Zudem wurden mehrere Materialentnahmegruben zur Lehmgewinnung freigelegt.
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Vielfältige Fundstücke geben Einblicke in den Alltag
Unter den zahlreichen Fundstücken befinden sich Vorrats- und Kochtöpfe, teils verzierte Krüge und Tassen sowie einzelne bronzene Ringe. Auch Werkzeuge wie Pfrieme aus Bronze und Knochen wurden entdeckt. Die Mehrzahl der Tierknochen – von Rind, Schwein, Schaf und Ziege – deutet auf Speisereste hin.
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Wissenschaftliche Bedeutung und Ausblick
Die Entdeckung bietet wertvolle Einblicke in das Alltagsleben der Bronzezeit sowie mögliche Konflikt- oder Krisensituationen.
Das achtköpfige Grabungsteam setzt seine Arbeiten noch bis zum 15. Oktober 2025 fort. Der Bau der Sportanlage soll im März 2026 beginnen.