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Anzeige gegen Polizeipräsidenten Anzeige gegen Magdeburger Polizeipräsidenten Andreas Schomaker: Frisierte Fahrtenbücher Party am Schießplatz

Von Jan Schumann 27.08.2016, 06:19
Andreas Schomaker
Andreas Schomaker dpa

Magdeburg - Über die Zukunft des angezeigten Polizeipräsidenten in Magdeburg, Andreas Schomaker, wird es voraussichtlich Mitte September eine Entscheidung geben. „Diese Zeit werden wir benötigen, um die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten“, sagte Christian Fischer, Sprecher im Innenministerium, der MZ. Bis dahin werde voraussichtlich Klarheit darüber herrschen, ob und wohin Schomaker innerhalb des Polizeiapparates versetzt werden müsse. Nachdem am Donnerstag eine Strafanzeige gegen den Polizeipräsidenten bekannt geworden war, hatte Schomaker darum gebeten, bis auf Weiteres versetzt zu werden, hieß es aus dem Ministerium.

Anonyme Strafanzeige gegen Andreas Schomaker

Die anonyme Strafanzeige, die bei der Staatsanwaltschaft Magdeburg einging, dreht sich um drei Vorwürfe, die aber alle den gleichen Kern haben: Untreue. Schomaker soll Staatsgeld ausgegeben haben, wo es das Gesetz nicht erlaubt. Das schreiben die Autoren der Anzeige - sie behaupten, selbst Polizisten zu sein.

Sie werfen Schomaker nach MZ-Informationen unter anderem vor, über Jahre mit Dienstwagen auf Privatfahrten gegangen zu sein. Das Innenministerium bestätigte, dass bei einer Durchsuchung in der Polizeidirektion Nord in Magdeburg Fahrtenbücher beschlagnahmt worden, die nun ausgewertet werden. Nach MZ-Recherchen wird unter anderem geprüft, ob die Bücher frisiert wurden. Tricksereien werden aber nicht nur Schomaker, sondern auch anderen Polizeibeamten vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft wird nach MZ-Informationen demnächst Befragungen im Polizeiapparat beginnen.

Durchsuchungen gab es auch auf einem Polizeischießplatz in Magdeburg-Diesdorf, auf dem laut Anzeige mit Schomakers Wissen regelmäßig Vergnügungsfeiern stattgefunden haben sollen und dort soll reichlich Alkohol geflossen sein. Nach MZ-Informationen fanden die Polizeibeamte bei der Durchsuchung am Donnerstag allerdings keine Hinweise auf Saufgelage, wie sie in der Anzeige angedeutet sind. „Offensichtlich ist zumindest an diesem Teil der Geschichte nicht viel dran“, sagte Uwe Petermann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei. „Dies würde auch nicht zu Person Schomaker passen.“ Die Staatsanwaltschaft prüft nun anhand von Befragungen in der Landespolizei, ob das Trainingsgelände in der Vergangenheit mit dem Segen des Präsidenten zweckentfremdet wurde.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Andreas Schomaker

Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft in einem dritten Punkt: Beförderungen und Günstlingswirtschaft. Dem Polizeipräsidenten wird vorgeworfen, Beförderungen gegen den Willen des Personaldezernats durchgesetzt zu haben.

Aufgrund der Anzeige prüft die Staatsanwaltschaft, ob ein Strafverfahren gegen Schomaker eröffnet werden soll, hieß es Donnerstag aus der Behörde. Der Polizeipräsident ist seit 2011 im Amt und leitet die mit rund 3 000 Bediensteten größte Polizeidirektion in Sachsen-Anhalt. Er hatte am Donnerstag um die vorläufige Versetzung gebeten, „um jeglichen Anschein zu vermeiden, etwaigen Ermittlungen im Wege zu stehen“, so das Ministerium. (mz)