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Gründung der AdP Andre Poggenburg AdP: Austritt könnte die AfD retten

12.01.2019, 13:39

Der Austritt André Poggenburgs und die Gründung der neuen Partei „Aufbruch deutscher Patrioten“ könnten der AfD enorm nutzen. Denn es ist gut möglich, dass so im letzten Moment verhindert wird, dass die AfD bundesweit vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Man wird abwarten müssen, wer alles dem 43-Jährigen in die neue Partei folgt. Wenn jetzt aber tatsächlich die Extremsten der Extremen abwandern, dürfte es keinen Grund mehr geben, die Rechtspopulisten zu überwachen. Sie hätten dann quasi ihren Radikalenflügel ausgelagert. Poggenburg würde dann der Retter der AfD. Das wäre eine irre Pointe.

Der Parteiführer aus Stößen im Burgenlandkreis will nach eigenem Bekunden auch nicht in Konkurrenz zu seinen alten Politfreunden treten: Die AfD sei zwar nicht mehr seine politische Heimat, seine neue Partei solle die alte aber „ergänzen“.

Poggenburg skizziert zwar noch nicht konkret, wohin seine Patrioten aufbrechen wollen. Es steht aber zu befürchten, dass damit nicht Auswandern oder ähnliches gemeint ist, sondern ein neuer Grad der Radikalisierung. Jedenfalls können der gebürtige Weißenfelser und die Seinen nun unbehelligt von der AfD-Bundesspitze agieren, eine Zusammenarbeit oder gar ein Zusammengehen mit Pegida dürfte die nächste Etappe sein.

Natürlich wird diese Partei dann alsbald vom Verfassungsschutz beobachtet; doch das ist kein Problem, sondern eine Art Auszeichnung, wenn man keine Rücksicht mehr auf mögliche bürgerliche Wähler nehmen muss, sondern vor allem völkische Nationalisten ansprechen will.

Die AfD hat einige Erfahrung mit Parteigranden, die sich selbstständig machen. Der Abgang Poggenburgs unterscheidet sich aber deutlich von den letztlich erfolglosen anderen Parteiausgründungen. Bernd Lucke und Frauke Petry wollten Parteien ohne die Radikalen der AfD - Poggenburg will eine Partei mit den Radikalen der AfD. Lucke und Petry steuerten ihre Neugründungen auf ein Feld, das schon AfD sowie teilweise Union und FDP beackerten. Poggenburgs Patrioten treffen ganz rechts nur auf eine leblose NPD. Mehr direkte Konkurrenz müssen die „Patrioten“ mit dem alten Erkennungszeichen der österreichischen Nazis am Revers, der Kornblume, nicht fürchten.

Für Poggenburg persönlich ist das Manöver eine logische Konsequenz. Er riskiert natürlich viel. Denn scheitern die Aufbruch-Patrioten, wird ihm der Weg zurück in die AfD nicht mehr möglich sein - und seine politische Karriere zu Ende. Doch mit seiner Hetze am politischen Aschermittwoch, der türkenfeindlichen Rede, hat er sich ins Abseits manövriert und Querelen in der Landtagsfraktion kosteten ihn seine Hausmacht. Poggenburg musste seine Spitzenämter aufgeben. In der AfD befand sich Poggenburg also in der Karriere-Sackgasse. Daraus ist für den gelernten Behälter- und Apparatebauer nun die eigene Partei der Ausweg.

Weil für ihn persönlich so viel auf dem Spiel steht und seine neue Kleinpartei in den anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen quasi aus dem Stand mitmischen muss, wird Poggenburg vermutlich bald alle Hemmungen ablegen, schrill und laut Aufmerksamkeit suchen - nach dem bewährten Muster der Provokation. „Wucherungen am deutschen Volkskörper“, „Deutschland den Deutschen“ und „Erweiterung der Außengrenzen“: Solche Formulierungen haben ihm in der Vergangenheit Ärger mit der AfD-Spitze gebracht. Die kann ihn nun nicht mehr bremsen.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]