Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Zulauf zu Rockerclubs im Land steigt
Halle (Saale)/MZ/lö - "Schwarz - laut - zornig!" In großen Lettern präsentiert derhallesche Rockerclub "Underdogs MC" sein Motto im Internet. Zornig genug für einen Bandenkrieg in der Saalestadt, womöglich. Am Dienstagabend, Stunden nach einer blutigen Straßenschlacht, hat die Polizei ein leer stehendes Gebäudeam Tatort durchsucht, in dem offenbar ein ehemaliger Underdog ein Clubhaus für einen Ableger der berüchtigten "Bandidos" einrichten will.
Die Polizei geht davon aus, dass essich bei der Auseinandersetzung, bei der zweiMänner Schussverletzungen erlitten, um einenStreit in der Bikerszene handelte. Mit Detailshält sie sich zurück, auch die Beweismittelaus der Durchsuchung würden noch ausgewertet.
Das Innenministerium spricht unterdessen voneiner "neuen Qualität", sollten sich bisherigeVermutungen zu einem Streit um die Vorherrschaftin Halle bestätigen. Bislang sei Sachsen-Anhaltim Gegensatz zu anderen Bundesländern vonRockerkriegen verschont geblieben, weil sichkonkurrierende Clubs nicht in unmittelbarerNähe zueinander etabliert haben. "Das kannsich aber jederzeit schnell ändern", sagteMinisteriumssprecher Martin Krems. Auch dietendenziell steigenden Mitgliederzahlen derüberregionalen Rockergangs würden Sorge bereiten.Derzeit sind in Sachsen-Anhalt neun solcherClubs mit regional verteilten "Chaptern" (Ortsgruppen)aktiv: unter anderen Bandidos, Black Rain,Born to be wild, Vampires und Red Devils -ein Unterstützerclub der Hells Angels, derin Zeitz und seit März auch in Salzwedel vertretenist. Die Underdogs hatten sich zuletzt aufBernburg ausgedehnt. Insgesamt haben die neunClubs 210 Mitglieder - am meisten um Magdeburgund Halle.
2009 registrierte die Polizei 16 Fälle vonRockerkriminalität - acht Mal ging es um Drogengeschäfte,dreimal um Waffenrecht, sonst um Gewaltdelikte,Erpressung, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.Polizeibekannte Personen, die oft gar keinMotorrad besitzen und bislang im Drogen-,Rotlicht- oder Türstehermilieu tätig waren,schlössen sich den Clubs an, um ihren Machtbereichzu sichern und auszuweiten, so Krems. Sachsen-Anhalt,bislang wenig von Rockerkriminalität betroffen,könnte als "lukratives Geschäftsfeld" angesehenwerden, fürchtet er.
Vor wenigen Tagen hatte das Bundeskriminalamtvor einer Gefahr der Eskalation von Rockerkriminalitätgewarnt. Derzeit geht es von bundesweit 90kriminellen Clubs mit 6000 Mitgliedern aus.