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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Wenige Analphabeten lassen sich helfen

21.10.2012, 07:37
Obwohl so viele Menschen nicht richtig lesen und schreiben können, haben im vergangenen Jahren nur 1775 Betroffene einen Kurs zur Alphabetisierung an einer Volkshochschule im Land besucht. (FOTO: DPA)
Obwohl so viele Menschen nicht richtig lesen und schreiben können, haben im vergangenen Jahren nur 1775 Betroffene einen Kurs zur Alphabetisierung an einer Volkshochschule im Land besucht. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Sie kennen Buchstaben, haben aber Probleme mit längeren Texten. Doch nur ein sehr kleiner Teil der sogenannten funktionalen Analphabeten in Sachsen-Anhalt versucht, an den Volkshochschulen das Lesen und Schreiben zu lernen. Im vergangenen Jahr hätten 1775 Betroffene einen Kurs zur Alphabetisierung besucht, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes der Volkshochschulen Sachsen-Anhalt, Uwe Jahns, der Nachrichtenagentur dpa in Magdeburg. Auf der Grundlage einer Studie der Universität Hamburg gehe er davon aus, dass im Land aber 200 000 Menschen zwischen 16 und 64 Jahren zusammenhängende Texte nicht verstehen oder schreiben können.

Statt in die Kurse zu gehen, verbergen die Betroffenen ihre Defizite. Sie versuchten, dem Lesen und Schreiben aus dem Weg zu gehen, kämen aber häufig nicht ohne fremde Hilfe durch den Alltag. Oft helfen Ehepartner oder Freunde den Betroffenen, Behördenschreiben zu beantworten oder Bedienungsanleitungen zu lesen. „Viele sagen einfach, ich habe meine Brille nicht dabei. Können Sie das für mich lesen?“

Die Zahl der Kursteilnehmer hat sich laut Jahns seit Jahren kaum verändert. Dagegen will die Bundesregierung nun etwas unternehmen. Sie hat die bundesweite Kampagne „Lesen & Schreiben - Mein Schlüssel zur Welt“ initiiert. Am kommenden Montag gibt es dazu einen Aktionstag im Magdeburger Rathaus. Damit die Kampagne in Sachsen-Anhalt umgesetzt werden kann, steuert das Land nach Angaben des Kultusministeriums 1,25 Millionen Euro bei.

Trotzdem befürchtet Jahns, dass die Preise für einen Kurs an der Volkshochschule im kommenden Jahr steigen könnten. Grund sind sinkende Landeszuweisungen. Mit knapp 3,4 Millionen Euro wird das Land laut Kultusministerium etwa 220 000 Euro weniger für die Erwachsenenbildung ausgeben. Im vergangenen Jahr mussten die Teilnehmer laut Jahns für eine Kursstunde etwa zwei Euro zahlen. „Ziel ist es, dem Menschen so viel Kompetenz beizubringen, dass sie lesen und schreiben können. Und zwar oberhalb der Kompetenzen, die die Grundschule vermittelt“, sagte Jahns.

Die „leo.-Studie“ aus dem Jahr 2011 zeigt, dass etwa die Hälfte der Analphabeten einen Schulabschluss gemacht hat und einer regulären Arbeit nachgeht. Jahns geht davon aus, dass viele - ähnlich wie bei Fremdsprachen - ihre Fähigkeiten mit der Zeit verloren hätten, weil sie sie jahrelang nicht angewendet haben.