Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Unwetter zieht Schneise der Verwüstung

Halle (Saale)/MZ. - Tausende Haushaltewaren vorübergehend ohne Strom. Allein beimVersorger Envia-M waren 9500 Kunden vom Netzgetrennt. Wegen einer Schlammlawine musstedie Autobahn 14 bei Plötzkau (Salzlandkreis)komplett gesperrt werden, sagte eine Sprecherindes Lagedienstes in Magdeburg.
Am schlimmsten wütete ein mit schweremHagelschlag verbundener Tornado nach bisherigenErkenntnissen in und um Peißen (Salzlandkreis)sowie in Scheuder im südlichen Anhalt. "Essieht hier aus wie nach einem Krieg", sagteam Sonntag kurz vor 21 Uhr Tino Amler, der inder Stadtverwaltung Südliches Anhalt Bereitschaftsdiensthatte. "Bäume liegen auf der Straße und dieStromversorgung ist unterbrochen", so Amler.In Peißen und den umliegenden Orten gibt eslaut Augenzeugen kaum noch ein Dach, das unbeschädigtist. Hagelkörner in der Größe von Tennisbällenhaben die Ziegel regelrecht zerfetzt. Scheibenvon Häusern und Autos gingen zu Bruch, selbstin Hausfassaden klaffen riesige Löcher. Dabeihatte das Unwetter kaum 15 Minuten lang getobt.
In Aschersleben wurde das Wohngebiet "An derLehmkuhle" bereits zum dritten Mal innerhalbweniger Wochen Opfer einer Wasser- und Schlammlawine.Binnen kürzester Zeit waren hier 46 LiterRegen pro Quadratmeter gefallen. Erst am Freitaghatte die Stadt einen Wall aus Sandsäckenerrichten lassen. Geholfen hat er offenbarwenig. Auch im Umland Ascherslebens sorgtendie Wassermassen für erhebliche Schäden. Teiledes Ortes Klein Schierstedt waren zeitweisevon der Umwelt abgeschnitten.
Auf der Autobahn 14 bei Plötzkau spieltensich nach Information des MDR dramatischeSzenen ab: Bis zu zwei Meter hoch sollen Wasserund Schlamm nach einem Augenzeugenberichtdie Fahrbahn überflutet haben. Autofahrerbrachten sich auf den Dächern ihrer Fahrzeugein Sicherheit. Feuerwehrleute mit Schlauchbootenversuchten sie zu bergen. Stundenlang lagder Verkehr lahm.
Erneut hat es auch den Landkreis Mansfeld-Südharzgetroffen, hier besonders den SangerhäuserOrtsteil Wolfsberg und den Südharzer OrtsteilDietersdorf. Dagegen haben die erst zu Beginnder vergangenen Woche errichteten Dämme inRiestedt am Abend offenbar gehalten. Allerdingsgab es auch dort nach Angaben von SangerhausensOberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) wiederÜberschwemmungen, jedoch nicht in dem Ausmaßwie vor einer Woche.
Im südlichen Saalekreis mussten 17 Feuerwehrenausrücken. In Raßnitz bei Schkopau war dieLage dramatisch. Von Feldern flossen Wasserund Schlamm in den Ort und überspülten mehrereGrundstücke in der Thomas-Müntzer-Straße.Die Feuerwehr füllte in einem Kieswerk Sandsäcke,um damit die betroffenen Wohnhäuser zu schützen.In Querfurt und Bad Lauchstädt standen Straßenunter Wasser und liefen Keller voll. NaheSchraplau drückte die Flut Betonteile ausder Fahrbahn.
60 Einsätze meldete die Feuerwehrleitstelleallein in Halle. Straßen - darunter die vielbefahrene Hochstraße - waren zeitweise unpassierbar.
Mindestens vier Menschen sind nach Angabender Autobahnpolizei verletzt worden, als Hagelkörnerdie Frontscheiben der Fahrzeuge zerstörten.