Sachsen-Anhalt-Tag Sachsen-Anhalt-Tag: 200.000 Gäste feiern nach der Flut in Gommern

Gommern/MZ - Manchmal hilft nur noch Galgenhumor: „Kunterbunt und einfallsreich, auch in Gommern brach ein Deich“, hat ein Traktorfahrer mit Bezug auf das bisherige Motto des Sachsen-Anhalt-Tages gedichtet - und damit auf seine Art an die Flutkatastrophe erinnert, die ein ganzes Land vier Wochen lang in Atem gehalten hat. Das Gespann mit dem galligen Spruch fährt am Sonntag in Gommern im Festumzug mit.
Auch auf vielen anderen Wagen wird den Fluthelfern gedankt - ob bei der Stadt Bernburg, der Trachtengruppe Schackstedt (Salzlandkreis) oder der Hochschule Anhalt, die das Hochwasser gleich mit der Spardebatte verbindet: „Bernburger Studenten auf dem Deich - nicht nur ein Kostenfaktor“, steht auf ihrem Transparent. Das Landesfest, zu dem rund 200 000 Besucher kamen, als Dankeschön - das war die Idee, mit der der Sachsen-Anhalt-Tag im 5 000-Einwohner-Städtchen Gommern nahe Magdeburg quasi in letzter Minute doch noch gerechtfertigt worden war.
Außerhalb des Festumzuges muss man nach dieser Idee allerdings ein wenig suchen. Nur vereinzelt wird an Ständen darauf hingewiesen, dass die Verkaufserlöse Hochwasser-Opfern zugute kommen sollen. Walter Müller bietet im Regionaldorf Halle-Saale-Unstrut Flut-Gedenkmünzen an - in Zinn, das Stück zu sieben Euro. Die Ausführungen in Messing und Silber sind teurer. Jeweils vier Euro gehen an Hochwasser-Betroffene in Halle. Der Vorsitzende des Numismatischen Vereins Halle blickt auf eine Liste: „Heute habe ich erst zwei verkauft. In Halle gehen die Münzen gut, aber hier...“ Er tröstet sich: „Wenn es um Magdeburg gehen würde, wäre die Nachfrage bestimmt größer.“ Aber Halle sei halt weit weg.
Gemischte Gefühle
Am Gemeinschaftsstand des Magdeburger Kultur- und Heimatvereins und der „Freunde der Festung Magdeburg“ sind bis zum Nachmittag mehr als hundert Euro für Hochwasser-Opfer zusammen gekommen. „Darum geht es doch“ sagt Daniel Behne. Die Umwidmung des Landes- in ein Dankesfest sei die einzige Möglichkeit gewesen, es nicht absagen zu müssen. Dennoch, sagt der junge Mann, sei er „mit gemischten Gefühlen“ nach Gommern gefahren, schließlich kämpften anderswo noch Menschen mit den Folgen der Flut, während im Jerichower Land gefeiert werde. Behne weiß, wovon er spricht: Er hat selbst Sandsäcke geschleppt in den zurückliegenden Wochen, auf dem Werder in Magdeburg.
Beim „Forstlichen Gesangsverein“ aus Annaburg (Kreis Wittenberg) haben sie dagegen keine Minute gezögert, die Reise zum Sachsen-Anhalt-Tag anzutreten. Gerade weil einige aus dem Chor selbst betroffen waren, wie Karin Lohmann erzählt. „Sachsen-Anhalt sagt Danke“ - das sei genau das richtige Motto. In Annaburg hatten sie vor kurzem ein großes Chortreffen. „Da haben wir auch gesammelt, für den Chor in Elster, bei dem viele abgesoffen waren.“
Ihren Auftritt haben die Annaburger hinter sich, nun wollen sich Karin Lohmann und zwei ihrer Sangesschwestern noch ein wenig umsehen in Gommern. Vor ihnen wälzt sich der Festumzug - drei Kilometer lang, mehr als 150 Wagen - durch die Einkaufsstraße. Karin Lohmann nickt anerkennend: „Beeindruckend, was die hier auf die Beine gestellt haben!“