1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt: Schuldnerberater erwarten wegen Krise mehr Zulauf

Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Schuldnerberater erwarten wegen Krise mehr Zulauf

Von Petra Buch 13.02.2010, 11:21

Halle/dpa. - Sie führen das vor allem auf den fürdieses Jahr prognostizierten Anstieg der Arbeitslosigkeit zurück, wieeine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab. Jobverlust seiein Hauptgrund dafür, dass Menschen in finanzielle Schwierigkeitengeraten oder sich sogar überschulden. Bisher habe Kurzarbeit diesoziale Lage vieler Menschen vielfach noch abfedern können. Zudemdauere es geraume Zeit, ehe Menschen Hilfe suchen.

«Sie kommen leider meist erst dann, wenn sie keinen Ausweg mehrsehen», sagte Astrid Albrecht, Leiterin der Schuldner- undInsolvenzberatungsstelle der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt.Arbeitslosigkeit, Scheidung, Trennung und falsches Konsumverhaltenseien die hauptsächlichen Gründe für Schulden und Überschuldung. «DasBedürfnis nach Beratung ist nach wie vor groß, der Zulauf wird sichsicherlich noch erhöhen», sagte sie.

Ähnliche Erfahrungen machen die Schuldnerberater der DiakonieMitteldeutschland, zu denen Menschen aus Sachsen-Anhalt und Thüringenkommen. «Die Wirtschafts- und Finanzkrise wird sich erst peu á peubemerkbar machen, aber man kann jetzt schon sagen, wegen derallgemein schwierigen wirtschaftlichen Situation hat die Zahl derFälle in der Schuldnerberatung zugenommen», sagte der zuständigeReferent Johannes Spenn.

«Die Wirtschaftskrise hat noch nicht durchgeschlagen, aber dasDamoklesschwert hängt in der Wolke», sagte Martin Plath, Prokuristder Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Halle. «2010 wirdvielleicht das Jahr der Wahrheit.» Unabhängig von derArbeitslosigkeit zeichne sich ab: «Die Handy- und Internetschuldennehmen drastisch zu. Die Zahl derer, die meinen, ständig über dasTelefon und Google kommunizieren zu müssen, ist deutlich größergeworden.» Dabei tappen nicht nur junge Leute in die Schuldenfalle.

Auffällig sei, dass immer mehr Menschen im Alter von 18 bis 25Jahren kommen, bestätigte Albrecht von der Verbraucherzentrale. «Siesind arbeitslos, haben keine Lehrstelle, haben Miet- undEnergieschulden, Handyschulden und haben es oft auch nicht gelernt,mit Geld umzugehen», sagte Albrecht. Daher sei mehr Aufklärung überSchuldenrisiken etwa im Unterricht nötig. Junge Menschen hätten imDurchschnitt 2000, 3000 und bis zu 10 000 Euro Schulden.

An die Insolvenzberatungsstelle der Verbraucherzentrale wendensich Albrecht zufolge durchschnittlich rund 3000 Menschen pro Jahr.Betroffen seien alle Bevölkerungsschichten, ob Hartz-IV-Empfängeroder Rentner. Das Unternehmen Creditreform stellte im Schuldenatlas2009 für Sachsen-Anhalt fest, dass Menschen ab 60 immer häufigerüberschuldet sind und in die Privatinsolvenz geraten - weil oftmalsihre Rente nicht ausreicht.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gab es in Sachsen-Anhalt von Januar bis November 2009 insgesamt 4948 Insolvenzen - 0,3Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (4931.) Darunter waren 3167private Insolvenzen, das waren 4,6 Prozent weniger als 2008 (3318).