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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Operation durch das «Schlüsselloch»

03.10.2008, 16:01

Dessau/Roßlau/MZ/lö. - Die sogenannte "minimal-invasive" Chirurgie sei aus den Kliniken nicht mehr wegzudenken, sagte Professor Helmut Zühlke, Landesverbandschef im Berufsverband der Deutschen Chirurgen. "Rund 30 Prozent aller Operationen erfolgen auf diese sanfte Art."

Ende November werden sich in Dessau rund 150 Experten auf einem Symposium mit den Möglichkeiten und Trends der minimal-invasiven Chirurgie beschäftigen. Anlass ist eine neue Operationstechnik, die derzeit am Städtischen Klinikum Dessau angewandt wird: Blinddarm- und Gallenblasen-Operationen werden dort ausschließlich durch eine Öffnung im Bauchnabel durchgeführt (die MZ berichtete). Standard waren bisher auch bei der sanften Methode die Öffnung des Bauchnabels und je nach OP zwei bis vier kleine Schnitte in dessen Umgebung für die Einführung einer Kamera und weiterer OP-Geräte. Die Technik wird jetzt durch einen größeren Schnitt allein durch den Bauchnabel geführt, teilt die Dessauer Klinik mit. Da dieser in der ohnehin vorhandenen Geburtsnarbe verschwindet, sei mit einem perfekten kosmetischen Ergebnis zu rechnen.

"Nach unserer Kenntnis waren wir die ersten, die diese Methode im Frühjahr angewandt haben", sagte Chefarzt Dr. Reinhard Schück. Seit wenigen Wochen gibt es ähnliche Meldungen für Gallenoperationen aus Neuss und Hamburg. Rund 60 Operationen seien in Dessau bisher durchgeführt worden, so Schück. "Es gab keine Komplikationen."

Grundsätzlich sei sanfte Chirurgie vor allem bei Gallenoperationen inzwischen Routine, während bei Blinddarm-OPs häufig auch noch die konventionelle Methode angewandt werde, so Zühlke. Vereinzelt gebe es Kliniken, die Blinddarm-Operationen inzwischen nahezu ausschließlich ohne großen Schnitt ausführen.

Auch in anderen Bereichen der Medizin hat sich die Schlüsselloch-OP längst durchgesetzt - ob an Knie und Hüfte, Lunge, Magen oder Darm. "Es gibt kaum noch eine OP, die nicht schon minimal-invasiv gemacht worden wäre", sagt Schück. Am Dessauer Klinikum treffe dies auf rund ein Drittel aller OPs zu. Ähnlich liegt die Zahl in der Allgemeinchirurgie der Universitätsklinik Halle. In Bereichen wie der Urologie würden inzwischen bereits 60 Prozent aller Eingriffe minimal-invasiv erfolgen, sagte Uni-Klinik-Sprecher Jens Müller. Bei Prostata- und Nieren-Operationen sind es mehr als 90 Prozent.