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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Kampf gegen Lkw-Diebe

Von Michael Klug 13.01.2010, 15:48
Ein Lastkraftwagen verlässt den Sicherheitsparkplatz für Lkw auf dem Rasthof Uhrsleben in der Nähe der Autobahn 2 (A2). (FOTO: DDP)
Ein Lastkraftwagen verlässt den Sicherheitsparkplatz für Lkw auf dem Rasthof Uhrsleben in der Nähe der Autobahn 2 (A2). (FOTO: DDP) ddp

Uhrsleben/ddp. - Das Erlebnis aus dem Jahr 2002 verfolgte HansStark (Name geändert) viele Jahre. Bei einer Tour mit seinem Lkw vonBerlin in Richtung Frankfurt/Oder lauerte dem Fahrer einer OldesloerSpedition auf einem Rasthof eine Bande von Autodieben auf. Mit einerunter einem Handtuch versteckten Pistole zwangen ihn die Räuber,neben seinem persönlichen Hab und Gut auch die Schlüssel für den Lkwherauszugeben. «In Todesangst«, sagt Stark, habe er gemacht, was dieDiebe wollten.

Glücklicherweise kommen Szenen wie diese anders als etwa inItalien oder Frankreich in Deutschland noch recht selten vor. Dennochhäufen sich nach Angaben des Gesamtverbandes der DeutschenVersicherer auch hierzulande die Überfälle auf Lkw-Fahrer und derenLadung. Als «Transitland» sei «Deutschland längst unmittelbar vonkriminellen Machenschaften» betroffen, sagt Sven Töpffer von derAXA-Versicherung und dem Gesamtverband der Versicherer (GDV). In rundzwei Dritteln der Fälle hätten es die Diebe auf die Ladung abgesehen,bei einem Drittel verschwinde gleich der ganze Lastwagen. «Besondersim Bereich hochwertiger Ladungen wie Elektronik und pharmazeutischenArtikeln ist die Rate ansteigend», sagt Töpffer.

Allein im dritten Quartal 2009 wurden von den Versicherern 107Vorfälle in Deutschland gezählt. Die Dunkelziffer dürfte jedochweitaus höher liegen. «Man darf davon ausgehen, dass uns kleinereVorfälle erst gar nicht gemeldet werden», sagt Töpffer. Derentstehende Schaden ist enorm. Innerhalb der Europäischen Unionbeläuft sich der wirtschaftliche Gesamtverlust auf rund 8,2Milliarden Euro im Jahr.

Um gegen die zunehmende Anzahl von Ladungsverlusten vorzugehen,arbeitet der GDV seit geraumer Zeit an der Erstellung einesHandbuches für mehr Sicherheit beim Gütertransport. Als ein ersterBaustein des neuen Sicherheitspaketes konnte der speziell gesicherteLkw-Parkplatz an Autobahnraststellen vorgestellt werden. «Ein dreiMeter hoher Zaun mit Stacheldraht, ganztägige Videoüberwachung undbesondere Zugangskontrollen sorgen für höchstmögliche Sicherheit fürrastende Lkw-Fahrer und deren Ladung», sagt Töpffer.

Zudem sollen ein ganztägig anwesender Mitarbeiter und die Lage derRastplätze in der Nähe einer Polizeistation mehr Sicherheitgewährleisten. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit Experten desBundeskriminalamtes entwickelt. «Damit sind die Standards für weitereParkplätze festgelegt, sagt Töpffer. Insgesamt gibt es in Deutschlandbereits zwei solche gesicherten Parkplätze - einen an der A 6 naheWürzburg und den anderen an der A 2 bei Uhrsleben.

Der Industrieverband begrüßt die Initiative des GDV. DieParkplätze erfüllen die Anforderungen der TAPA, einem weltweitenZusammenschluss von 600 Herstellern, Spediteuren undSicherheitsfirmen. Die TAPA wirbt seit Jahren für weltweitverbindliche Standards in Sachen Diebstahlsicherung. «Neben demGPS-Monitoring für Lkw sind die Parkplätze aus unserer Sicht einabsolutes Muss bei der Minimierung der Diebstahlgefahr», sagtThorsten Neumann von der Nokia GmbH.

Bei den unmittelbar Betroffenen scheint indes das Bewusstsein fürdie tägliche Gefahr durch Überfälle noch unzureichend ausgeprägt zusein. So steuern den gesicherten Parkplatz in Uhrsleben seit seinerEröffnung 2007 durchschnittlich nur drei Lkw pro Nacht an. «Ein Grundsind sicherlich die hohen Kosten von 25 Euro pro Nacht. Angesichtsdes ohnehin hohen Preisdruckes scheuen die Fahrer diese Ausgabe»,sagt Ingrid Jako vom Rasthof Uhrsleben.

Allerdings hat die Einrichtung auf ihrem Rastplatz bereits einenmessbar positiven Nebeneffekt in Sachen Sicherheit. Allein durch dieTatsache seiner Existenz seien die Diebstähle von Kraftstoff undReifen auf dem gesamten Rasthofgelände zurückgegangen, meint IngridJako. «Seit es den Parkplatz gibt, kommt fast gar nichts auf demGelände weg», hat Jako festgestellt.

Dass die Parkplätze künftig mehr genutzt werden, darauf hofftTöpffer angesichts des zu erwartenden Anstiegs der Diebstahlzahlen.«Mit dem Ende der Wirtschaftskrise rechnen wir mit der Erhöhung desAnteils hochwertiger Güter. Und damit steigen wohl auch die Anzahlder Diebstähle», sagt Töpffer.