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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Immer mehr Menschen sind spielsüchtig

24.09.2014, 05:28
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Magdeburg - In Sachsen-Anhalt lassen sich immer mehr Menschen wegen Glücksspielsucht beraten. Nach Angaben der Landeskoordinationsstelle Glücksspielsucht kamen 369 Betroffene in die Suchtberatungsstellen des Landes oder suchten Hilfe beim Projekt „Prävention des Pathologischen Glücksspielens in Sachsen-Anhalt“. Das waren elf Prozent mehr als im Vorjahr - der sechste Anstieg in Folge.

Knapp 22.000 Betroffene

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rechnete in ihrer Studie „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2013“ hoch, dass knapp 22 000 Sachsen-Anhalter entweder ein problematisches oder krankhaftes Spielverhalten haben. Das problematische Verhalten gilt als Vorstufe zur Sucht. Zwei Jahre zuvor hatte die Bundeszentrale die Zahl der Spielsüchtigen auf 15 000 geschätzt.

Männer machten mit 313 der 369 Hilfesuchenden nach Angaben der Landeskoordinationsstelle die deutliche Mehrheit der Betroffenen aus. Die meisten Süchtigen spielten an Geldspielautomaten - trotz eines neuen Spielhallengesetzes mit strengeren Auflagen, das im Juli 2012 in Kraft trat. „Kurz davor sind noch viele Automaten und Spielhallen aus dem Boden geschossen“, sagte Sandra Rust von der Koordinationsstelle.

Online-Spiele werden zum Problem

Im Kommen seien allerdings vor allem Online-Spiele. Wenn man im Internet nach Poker suche, finde man gefühlt 3000 Möglichkeiten, um Geld zu spielen, sagte Rust. Man müsse dafür nicht einmal das Haus verlassen, die Betroffenen seien daher schwer zu erreichen. Das gelte auch für Migranten, die einen hohen Anteil der Gäste in Spielhallen ausmachten.

Beim bundesweiten Aktionstag gegen die Glücksspielsucht am Donnerstag soll es deswegen Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen geben. In Magdeburg ist ein Informationsstand mit einem großen Fragebogen geplant, an dem man die eigene Anfälligkeit für Spielsucht testen kann. Zudem soll ein Spielautomat, der als Kinderspielzeug im Handel erhältlich ist, zu Diskussionen mit Passanten anregen.

Es gelte, möglichst viele Menschen zu informieren, damit Spielsüchtige früher Hilfe suchten als bisher, sagte Rust. „Die meisten kommen erst, wenn es geknallt hat“, ergänzte er. Dann haben Spielsüchtige ihren Job verloren, die Ehe ist in die Brüche gegangen, die Schulden seien hoch - oder ein Gericht hat ihnen vorgeschrieben, zur Beratung zu gehen. (dpa)