Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Hochwasser im Harz und in der Saale-Unstrut-Region

Halberstadt/Naumburg/dpa. - Keller wurdenüberflutet, Straßen gesperrt, Häuser beschädigt - Menschen wurdenaber nicht verletzt. Innerhalb eines Tages fiel so viel Regen wiesonst im gesamten September. Nach Angaben des Landesbetriebs fürHochwasserschutz gingen die Wasserstände an fast allen Pegeln amSonntag zurück.
«An 2002 wollen wir aber nicht denken», sagte Hydrologe AndreasGnörich. Damals mussten im Land rund 60 000 Menschen an Elbe undMulde in Sicherheit gebracht werden. Mehr als 310 Deichschäden wurdenregistriert, darunter 17 Deichbrüche.
Insgesamt waren diesmal mehr als 1000 Feuerwehrleute und Kräftedes Technischen Hilfswerks (THW) seit dem frühen Samstagmorgen imEinsatz. Da viele Straßen überschwemmt waren, warnte die PolizeiAutofahrer vor Aquaplaning.
Besonders getroffen hatte es den Harz. Laut Rettungsleitstelletraten die vielen kleinen Flüsse und Bäche über die Ufer. Der Leiterdes Katastrophenschutzes, Bernd Märtel, sprach von einer«angespannten Lage». «Vielerorts wurden Häuser, Eingänge undKellerfenster mit Sandsäcken abgesichert.» Vereinzelt kam es zuErdrutschen. Dabei wurde eine Hauswand in Langenstein bei Halberstadteingedrückt. In Derenburg gab eine Uferbefestigung nach.
Dramatisch war die Lage vor allem in Stecklenberg bei Quedlinburg.«Das Wasser steht knöchel- bis knietief», sagte Ulrich Ferres vomKatastrophenschutz. Rettungskräfte kämpften gegen die Wassermassen aneiner Brücke, nachdem ein Abflussrohr durch Geröll verstopft war.«THW-Spezialtrupps aus Berlin, Göttingen und Erfurt helfen uns mitHochleistungspumpen», sagte Ferres. «Wir können aber nur die Hälfteder ankommenden Wassermassen abpumpen.» Am Sonntagmittag war dasBrückenrohr wieder frei. Die Anwohner seien bei der Rettungsmaßnahme«sehr agil» gewesen, hätten «die Kräfte versorgt und Kuchengebacken».
In Ilsenburg sicherten Feuerwehrleute die teils überschwemmtenGleise im Bahnhof. Außerdem wurden ein Haus beschädigt und dieBetriebshallen einer Fabrik überschwemmt. Zeitweise habe die Gefahrbestanden, dass die Elektrik des Werkes durch das Wasser beschädigtwird, sagte Märtel. In der Fabrik werden Bahn-Radsätze hergestellt.
In der Saale-Unstrut-Region traten mehrere Bäche über die Ufer. ImLandkreis Mansfeld-Südharz waren neben der Kreisstadt Sangerhausenfünf weitere Gemeinden stellenweise überschwemmt. In der Nacht zuSamstag kam es dort zu Verkehrsunfällen, drei Menschen starben. Unteranderem kam auf der A 14 bei Halle ein Leipziger ums Leben. Der 47-Jährige überschlug sich mit seinem Auto und wurde aus dem Dachfenstergeschleudert.
In Saale und Unstrut stiegen die Pegel am Sonntagnachmittag nochleicht. Zwischen Harz und Halle fielen laut dem WetterdienstMeteomedia bis Samstagmittag verbreitet mehr als 50 Liter Regen proQuadratmeter innerhalb von 24 Stunden. In Annarode im LandkreisMansfeld-Südharz fiel mit 83 Litern am meisten Regen. In Ilseburgwaren es 79 Liter.
Auch in Niedersachsen und Hessen schwollen Bäche und Flüssebedrohlich an und traten über die Ufer, zahlreiche Straßen warenunpassierbar. In Thüringen entspannte sich die Hochwasserlage amSonntag. Vor allem in Erfurt, dem Kreis Sömmerda sowie in Jena unddem Saale-Holzlandkreis wurden Straßen überschwemmt; Keller liefenvoll. Das Nachbarland kam vergleichsweise glimpflich davon.