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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: «Führerschein mit 17» außerhalb der Stadt beliebt

Von Doreen Fiedler 06.02.2011, 13:29

Magdeburg/dpa. - Sachsen-Anhalts Jugendliche fahren voll aufden «Führerschein mit 17» ab - zumindest wenn sie auf dem Landwohnen. In den größeren Städten hingegen interessieren sich dafür nursehr wenige Jungen und Mädchen, ergab eine Umfrage derNachrichtenagentur dpa. Die Fahrschulen berichten von überwiegendpositiven Erfahrungen mit den jungen Schülern. Das begleiteteAutofahren, das seit Anfang 2007 in Sachsen-Anhalt möglich und seitAnfang 2011 bundesweit Standard ist, wirkt sich auch auf andereFührerscheine aus: Kaum jemand im Land möchte mehr die A1-Klasse fürkleine Motorräder erwerben.

Während sich bei Fahrschulen in Halle und Magdeburg nicht einmaljeder zehnte Fahrschüler für den «Führerschein mit 17» anmeldet, sindes in kleineren Orten wie in Dähre (Altmarkkreis Salzwedel) oderWahrenberg (Landkreis Stendal) bis zu drei Viertel aller Fahrschüler.«Auf dem Land nutzen die Jugendlichen den Vorteil aus, dass sie mitdem Führerschein gleich auch Moped fahren dürfen», erklärt sich dieMagdeburger Fahrlehrerin Veronika Hohmann den Unterschied. ImLandesdurchschnitt betrug der Anteil der «Führerscheine mit 17» anallen Autoführerscheinen im Jahr 2010 knapp ein Drittel, bilanziertdie Prüfstelle Dekra. Mit leicht steigender Tendenz, sagtDekra-Niederlassungsleiter Detlev Schelenz.

Das Modellprojekt «Betreutes Fahren» hat sich mittlerweileetabliert. Der Ansturm auf die Fahrschulen, der nach der Einführungvor vier Jahren herrschte, ist vorüber. Viele Fahrschulen meldensogar sinkende Zahlen - und zwar für alle Führerscheinklassen. «Da eshier sehr viele Arbeitslose gibt, ziehen die jungen Leute weg undmachen dort ihren Führerschein», klagt etwa Mandes Nadler von derFahrschule Enterprise in Dessau. Außerdem würden jetzt diegeburtenschwachen Jahrgänge aus den frühen 90er Jahren das Fahrenerlernen.

Ungünstig für die Fahrschulen ist auch, dass sich viele den A1-Führerschein für kleine Motorräder sparen. «A1 ist fast schonausgestorben», sagt Fahrlehrer Nadler. Denn wer mit 17 bereits in einAuto sitzen könne, wolle nicht ein Jahr vorher für einen anderenFührerschein zahlen. Einige Fahrschulleiter fordern deswegen, dasMindestalter für den Mopedführerschein von 16 auf 15 Jahre zu senken.

Beim Autofahren stellen sich die jüngeren Fahrschüler nichtschlechter an als die älteren - oft ist sogar das Gegenteil der Fall.«Die jüngeren Bewerber kriegen das lockerer und schneller hin als dieältere Generation. Bei ihnen ist mehr Motivation vorhanden als wenndie Eltern irgendwann sagen: Mach mal einen Führerschein», erzähltNadler. Die Zahlen bestätigen seine Beobachtungen: Laut Dekra sindsie vor allem bei der theoretischen Prüfung erfolgreicher. Allerdingsmüssten sie in der Praxis manchmal etwas mehr üben, ergänztFahrlehrer Jörg Lüdicke aus Wahrenberg, da sie keine Erfahrungen vomMofa- oder Rollerfahren mitbrächten.

Weiterhin geübt wird auch mit dem 17er-Führerschein in der Tasche.Denn das offiziell betitelte «Begleitete Fahren» bedeutet, dass dieJugendlichen bis zu ihrem 18. Geburtstag das Auto nur mit einemerfahrenen Mitfahrer lenken dürfen. «Muttis sind meist die besserenMitfahrer, denn es benötigt eine gewisse Gelassenheit, um mitfahrenzu können», berichtet Fahrlehrer Thomas Dornfeld aus Halle. «Vatishaben mehr Angst und fühlen sich oft als Laienfahrlehrer. Dann sinddie Kinder wirklich überfordert, wenn sie zu 100 Prozent Autofahrenund dann kommt noch 30 Prozent Vati hinzu.»