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Sachsen-Anhalt fehlen Klempner und Maurer Sachsen-Anhalt fehlen Klempner und Maurer: Jobangebot für Flüchtlinge auf Arabisch

Von Anne Schneemelcher 03.12.2015, 19:17
Flüchtlinge während des Besuchs eines Deutschkurses.
Flüchtlinge während des Besuchs eines Deutschkurses. dpa/Symbol Lizenz

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalt fehlt es an Klempnern, Maurern und Elektroinstallateuren, aber auch an Softwareentwicklern. Die Bundesarbeitsagentur (BA) reagiert nun auf diesen zunehmenden Fachkräftemangel und will Flüchtlingen den Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt erleichtern. Dafür wurde eine Liste mit Berufen erstellt, in den schon heute zahlreiche Fachkräfte fehlen und bei denen die Betriebe einen hohen Fachkräftebedarf bei der BA angemeldet haben. Anerkannte Flüchtlinge, die einen solchen Beruf erlernt haben und dies nachweisen können, erhalten von der Ausländerbehörde schneller eine Arbeitserlaubnis.

Nachweis der Qualifikationen bleibt problematisch

Grundsätzlich schreibt der Gesetzgeber vor, dass anerkannte Asylbewerber und Personen mit einer Duldung nach einer dreimonatigen Wartezeit Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Bisher wurde allerdings auch nach Ablauf der Frist erst geschaut, ob ein geeigneter deutscher Bewerber für eine freie Stelle zu finden ist. „Dieser Abgleich fällt nun weg, wenn der Arbeitgeber gleich einen Asylbewerber in einem Beruf einstellen möchte, der auf der Liste steht“, erklärte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Eine Herausforderung bleibt aber der Nachweis von Qualifikationen. „Wir müssen bei jedem Asylbewerber, der ohne Papiere aus seiner Heimat geflüchtet ist, die berufliche Qualifikation bestätigen und überprüfen.“ So könne ein syrischer Mediziner nur dann in einem deutschen Krankenhaus operieren, wenn er entsprechende Dokumente vorlegen kann. Zudem sind aus Sicht der Behörden und Betriebe Grundkenntnisse der deutschen Sprache fast immer unerlässlich. Gleichwohl überwiegen für die Behörden die Vorteile. „Flüchtlinge sind die Arbeitskräfte von morgen“, sagte Petra Bratzke, Chefin der Arbeitsagentur in Halle.

Positive Erfahrungen im Saalekreis

Schon lange positive Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern gemacht hat die Firma ISG-Elektrotechnik aus Kabelsketal im Saalekreis. Ein Viertel der 120 Beschäftigten kommt aus Osteuropa. Nun präsentiert sich das Unternehmen, das unter anderem Daten- und Starkstromnetze installiert, potenziellen Bewerbern im Internet auch auf Arabisch. „Damit wollen wir zeigen, dass wir für Flüchtlinge offen sind“, sagt Martin Eckardt von der ISG. Er rekrutiert neues Personal und schaut sich wegen des Fachkräftemangels seit Jahren im Ausland nach neuen Mitarbeitern und Lehrlingen um.
Flüchtlinge auszubilden ist auch das Ziel eines Pilotprojektes der Handwerkskammer Halle. Seit Mitte September wurden acht Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea für eine Ausbildung im Baugewerbe fit gemacht. „Viele Firmen haben sich erkundigt und würden die Asylbewerber für ein Praktikum nehmen“, sagt Projektleiterin Anja Schleweit.

Bis zum Start des nächsten Ausbildungsjahres im August 2016 können die acht jungen Männer Praktika in potenziellen Ausbildungsbetrieben absolvieren. Nach den guten Erfahrungen soll die Teilnehmerzahl verdoppelt und das Programm auf die Metallbranche ausgedehnt werden.
Derweil kündigte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) an, künftig jobsuchende Flüchtlinge gesondert in der Arbeitslosenstatistik auszuweisen. „Nur wenn man weiß, welchen Hintergrund arbeitssuchende Personen haben, können notwendige Maßnahmen ergriffen, Instrumente angepasst und nötige Mittel zur Verfügung gestellt werden“, sagte ein Ministeriums-Sprecher. (mz)