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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Dramatische Zuspitzung des Lehrermangels droht

Von Kai Gauselmann 03.06.2015, 17:49
Ein Lehrer schreibt während einer Schulstunde an die Tafel.
Ein Lehrer schreibt während einer Schulstunde an die Tafel. dpa/Archiv Lizenz

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt droht eine dramatische Zuspitzung des Lehrermangels. Schon jetzt kann jede zehnte Stunde Fachunterricht nicht gegeben werden. Je nach Schulform fehlen vor allem Lehrer für Englisch, Wirtschaft und Technik. 2017 werden bei steigenden Schülerzahlen nach einer Prognose des Kultusministeriums an allgemeinbildenden Schulen 948 Lehrer vor allem aus Altersgründen den Dienst verlassen, nach den bisherigen Plänen sollen dann aber nur maximal 350 neue Lehrer eingestellt werden. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine große parlamentarische Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor.

Land auf ersten Blick gut ausgestattet

Das Ministerium reagiert kurzfristig mit einer Art schnellen Eingreiftruppe für Schulen: Eine „regionale Vertretungsreserve“ aus 100 neuen Lehrern soll einspringen, wenn irgendwo ein Kollege ausfällt - unabhängig davon, ob sie für die Schulform ausgebildet sind. Es müsse etwa an den Sekundarschulen damit gerechnet werden, „dass in den nächsten Jahren in allen Fächern der Stundentafeln ein großer Einstellungsbedarf bestehen wird“, so das Ministerium.

Auf den ersten Blick ist Sachsen-Anhalt zwar gut mit Lehrern ausgestattet. Laut Statistik kommen rechnerisch 11,86 Schüler auf einen Lehrer - im Schnitt der Flächen-Bundesländer sind es mit 13,73 zwei Schüler mehr. Der Teufel steckt aber im Detail. Denn fast jeder zehnte Lehrer steht nicht mehr vor einer Klasse: Von den 17.807 Pädagogen befinden sich 1.435 (acht Prozent) in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Zudem ist die Lehrerschaft recht alt, je nach Schulform liegt das Durchschnittsalter zwischen 53 Jahren (Sekundarschule), 51 (Gymnasien) und 48 (Förderschulen).

Personalentwicklung falsch eingeschätzt

In der Landesregierung streiten seit Kultusminister Stephan Dorgerloh und Finanzminister Jens Bullerjahn (beide SPD) schon lange über neue Lehrer. Dorgerloh hatte erreicht, dass im vergangenen sowie diesem Jahr jeweils 150 Lehrer mehr eingestellt werden können als geplant. Wie es weitergeht wird im Landtag debattiert werden. „Jetzt haben wir endlich belastbare Zahlen, die gilt es auszuwerten“, sagte CDU-Bildungsexperte Hardy Peter Güssau.

In der Antwort auf die CDU-Anfrage räumt das Ministerium ein, dass die Landesregierung die Personalentwicklung an den Schulen falsch eingeschätzt hat. „Mittlerweile verlassen den Schuldienst wesentlich mehr Lehrkräfte durch Fluktuation als durch das Finanzministerium und das Kultusministerium prognostiziert worden sind.“ Für das vergangene Jahr sei man etwa davon ausgegangen, dass 150 Lehrer aus dem Schuldienst ausscheiden. „Die tatsächliche Zahl lag jedoch um rund 70 höher“, so das Ministerium.

Laut Ministerium sind sechs bis sieben Prozent der Schulstunden Vertretungsunterricht. Dazu kommt ein „Totalausfall“, also ersatzlos wegfallende Stunden, von 2,1 Prozent über alle Schulformen hinweg. Das waren 2013/14 fast 200 000 der planmäßig 9,4 Millionen Stunden.

(mz)