Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Behörde gibt vorläufig Entwarnung
Magdeburg/ddp. - Gelassen steht Marita Molkenthin auf derTerrasse ihrer Pension in Rogätz. Von hier aus hat die Gastwirtineinen herrlichen Blick auf die über die Ufer getretene, breit undbraun dahinfließende Elbe. Angst vor einem ähnlich dramatischenHochwasser wie in Sachsen hat Molkenthin trotz derSchreckensmeldungen der letzten Tage allerdings nicht. «Der Fluss hatPlatz und an den kritischen Stellen wurde in den letzten Jahren vielan den Dämmen gebaut», sagt sie.
Während in Sachsen nach den verheerenden Fluten dieAufräumarbeiten anlaufen, wird in Sachsen-Anhalt der weitere Verlaufdes Hochwassers am Dienstag mit einer gewissen Gelassenheitbeobachtet. Tatsächlich ist eine ähnlich dramatische Situation wie imNachbarland aus Behördensicht derzeit nicht absehbar. Die Lage sei«relativ entspannt», sagt Antje Rentsch vom Landesbetrieb fürHochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt.
Die Alarmstufe eins werde bei den Flüssen des Landes derzeit nichtüberschritten. In der Weißen und der Schwarzen Elster würden sogarbereits wieder leicht sinkende Pegel gemessen. Das Gleiche gelte auchfür die Mulde. Allerdings müsse bei Dessau mit einem leichten Anstieggerechnet werden, sagt Rentsch.
Auch am größten Fluss im Land, der Elbe, ist bei Wittenberg dieerste Alarmstufe erreicht worden. Mit einer höheren Warnstufe seiaber im weiteren Verlauf in den kommenden zwei Tagen nicht zurechnen, sagte Rentsch. Kritisch könnte es nach ihrer Einschätzungallerdings bei starken und anhaltenden Regelfällen werden.Verlässliche Vorhersagen darüber, wie sich das Wetter bis zumWochenende entwickelt, lägen dem Landesbetrieb aber noch nicht vor.
Auch die beiden Fährleute, die in Rogätz im HalbstundentaktTouristen über den immer breiter werdenden Strom setzen, nehmen dieSituation entspannt. «Sommerhochwasser gibt es in jedem Jahr, das istfür uns nichts Besonderes», sagen sie. Und selbst wenn dieWasserpegel die Vorhersagen übertreffen sollten, wäre dies für siekein Grund zur Unruhe. «Bis zu 6,55 Meter könnten wir locker fahren.Soweit wird es aber gar nicht kommen», sagt einer der Fährmänner.
Dennoch ist 2010 bereits jetzt ein Jahr mit extremen Wasserständenan der Elbe. Nach den Fluten im Frühling sanken mit den heißenTemperaturen im Juli die Pegel stellenweise bis auf 90 Zentimeter ab.Wenige Wochen später führt der Fluss nun wieder mehr als vier MeterWasser. Und auch die Geschwindigkeit, mit der die Elbe jüngst anWasser zunimmt, gibt den Anwohnern zu denken. «Wenn das Wasser wiejüngst innerhalb von vier Stunden um fast zwei Meter steigt, ist dasschon merkwürdig. So eine Schnelligkeit habe ich hier noch nieerlebt», sagt Marita Molkenthin.
Erste Indizien dafür, dass möglicherweise der Klimawandel dieRegion prägt, nehmen auch die Fährmänner wahr. So habe die Fähre inRogätz in diesem Jahr bereits vier Wochen stillgestanden und somitdeutlich länger als in den vergangenen Jahren.