Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Adelsarchive und deren Geschichte

Magdeburg/dpa. - Mit einer neuen Bestandsübersicht bietet das Landeshauptarchiv von Sachsen-Anhalt einen Einblick in die Geschichte der Adelsfamilien im Land. Mehr als 3300 laufende Meter Materialien wie Urkunden, Testamente oder auch Prozessakten werden verwahrt, wie Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag bei der Vorstellung der als Buch erschienenen Übersicht sagte. Die Dokumente würden einen Einblick in die gesamte Geschichte des Landes geben. „Die Suche nach historischer Identität ist wichtig für die Menschen.“
Die Übersicht listet erstmals auf, welche Quellen im Landesarchiv zu den Adelsfamilien vorhanden sind. Darunter befinden sich aufwendig geschmückte Urkunden etwa zur Vergabe von Rechten, aber auch einfache Erlebnisberichte. So beschrieb etwa ein Student aus Halle im 17. Jahrhundert handschriftlich auf mehr als 40 Seiten, wie er den Brocken im Harz besuchte. In anderen Dokumenten geht es um Bauwerke, Steuern oder auch Prozesse.
Im Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt lebten einst mehrere hundert Adels-Familien, die als sogenannter niederer Adel Gutshäuser hatten, sagte der Mitautor der Übersicht, Christoph Volkmar. Mit der Weimarer Verfassung entfielen die Vorrechte 1919. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Sowjetischen Besatzungszone alle Güter über 100 Hektar enteignet und deren Besitzer umgesiedelt oder vertrieben. Mit der Beschlagnahme der Ländereien gelangten dann auch zahlreiche Dokumente in staatliche Archive.
Rund 80 Prozent der Dokumente zum Adel sind allerdings laut Archiv restitutionsbelastet - das heißt, sie müssten eigentlich an die Eigentümer oder deren Erben zurückgegeben werden, wie es ein Gesetz aus dem Jahr 1994 vorsieht. Daher habe man in den vergangenen Jahren mit den Eigentümern oftmals Vereinbarungen geschlossen, um die Dokumente auch weiterhin im Landesarchiv halten zu können, sagte Volkmar. In einigen Fällen seien sogar Dokumente, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westen gebracht wurden, als Leihgabe an das Archiv gegeben worden. Die Eigentümer hätten den Vorteil, dass die Papiere professionell verwahrt würden, sagte Volkmar. Das Archiv profitiere davon, dass es die Dokumente der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen könne. Geld werde dafür nicht gezahlt.
Stahlknecht erklärte im Vorwort der Übersicht: „Mein Anliegen ist es, gemeinsam mit den Eigentümern Lösungen zu finden, die private Rechte und das Interesse der Allgemeinheit gleichermaßen berücksichtigen.“ Ziel müsse es sein, das für die Landesgeschichte grundlegende Kulturgut zu bewahren.
Die historischen Dokumente kann sich jeder im Landesarchiv ansehen. Die fast 400 Seiten umfassende Übersicht zu den Beständen ist im Landeshauptarchiv und im Buchhandel erhältlich.