Zug nach Bad Lauchstädt? Zug nach Bad Lauchstädt?: Bürgermeister fordert Bahnverbindung für seine Stadt

Bad Lauchstädt - Über eine Million Euro hat das Kreuzungsbauwerk der ICE-Trasse Halle/Leipzig-Erfurt mit der Regionalbahnstrecke von Merseburg nach Schafstädt gekostet. Doch seit unten die Schnellzüge durch die Goethestadt rasen, ruht oben der Personenverkehr. Die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) hatte den Zugbetrieb dort 2014 abbestellt, weil die Nachfrage fehlte. Zuletzt hatte sie auf der Relation täglich nur 100 bis 125 Fahrgäste gezählt. Als Ersatz kam die Buslinie 728.
Doch Bad Lauchstädts Bürgermeister Christian Runkel (CDU) wünscht sich eine Rückkehr des Zugverkehrs – zunächst bis Bad Lauchstädt, später dann auch wieder bis Schafstädt. Er argumentiert dabei vor allem mit einem Großprojekt, in das in Lauchstädt große Hoffnungen gesetzt werden. Ein Unternehmensverbund um den in Leipzig ansässigen Gasversorger VNG will in der Goethestadt eine Pilotanlage errichten, mit der sich in Wasserstoff umgewandelte Windenergie speichern ließe. Derzeit laufen dafür Fördermittelanträge.
Bürgermeister von Bad Lauchstädt rechnet künftig mit mehr Einwohnern
Für diese Anlage, so sie denn kommt, möchte Runkel, der von 200 neuen Arbeitsplätzen ausgeht, die dort entstehen könnten, eine Nahverkehrsanbindung. Der Bürgermeister rechnet zudem nicht nur wegen der möglichen Großinvestition künftig mit mehr Einwohnern. Ohnehin: „Wir haben erstmals seit gut zehn Jahren wieder die 9000er-Marke bei der Einwohnerzahl geknackt.“
Runkel argumentiert, dass die Strecke Merseburg-Lauchstädt ohne Investitionen wieder in den Taktbetrieb aufgenommen werden könnte. Nach Schafstädt müsste zwar etwas gemacht werden, hier wachsen teilweise Büsche auf der Strecke: „Sie ist aber nicht entwidmet. Da fehlt kein Meter Schiene“, sagt der Bürgermeister.
270.000 Fahrgäste nutzten 2018 die Linie 728
Dessen Euphorie für die Schiene teilt Lothar Riese nicht – wohl auch berufsbedingt. Er ist Geschäftsführer des kommunalen Busanbieters PNVG, der derzeit die Linie 728, die von Merseburg über Schafstädt teilweise weiter bis Querfurt fährt, betreibt. Das Geld dafür kommt neben Ticketeinnahmen und dem allgemeinen Zuschuss vom Kreis vor allem vom Land.
„Die Nasa zahlt circa 270.000 Euro pro Jahr für den Betrieb“, sagt Riese. 270.000 Fahrgäste hätten die Linie 2018 genutzt. Von dem Wunsch nach Rückkehr auf die Schiene hält er nichts: „Es würde uns gewaltig schaden, das Angebot aber nicht verbessern. Es fährt da stündlich ein Bus, der drei Mal in Lauchstädt hält. Warum soll da ein Zug fahren, der drei Mal so teuer ist?“
Ministerium: Bus günstiger und die Bahn könne eigentlich keine bessere Verbindung leisten
In der Tat würde der Zugbetrieb wohl teurer. Das Landesverkehrsministerium geht davon aus, dass eine stündliche S-Bahn-Anbindung für Bad Lauchstädt jährlich zwei bis drei Millionen Euro kosten würden. In Magdeburg steht man dem Wunsch aus der Goethestadt wohl auch deswegen äußerst reserviert gegenüber.
Im Zuge der Diskussion um Klimawandel und Kohleausstieg würden aktuell in sehr umfangreichem Maße Wünsche aus der Region laut, auf diversen Strecken S-Bahn-Verbindungen einzurichten, berichtet Ministeriumssprecher Andreas Tempelhof. „Dabei ist aber auch zu bedenken, dass sowohl für die Einrichtung solcher neuen S-Bahn-Verbindungen, als auch den dauerhaften Regelbetrieb Kosten in Millionenhöhe entstehen würden.“ Aus den Mitteln für den Strukturwandel könnten Investitionen bezahlt werden, den laufenden Betrieb müsste das Land jedoch selbst zahlen.
Auch das Verkehrsministerium argumentiert: Der Bus sei günstiger und die Bahn könne eigentlich keine bessere Verbindung leisten. Zumal derzeit der Prüfauftrag bestehe, ob nicht auch die Busverbindung nach Halle aufgewertet und ins Buslandesnetz aufgenommen werden soll. Laut Riese ist zudem geplant, dass die Linie 728 ab Dezember stündlich von und nach Querfurt fährt. (mz)