Kirche St. Johannis Wünsch feiert 100 Jahre Glockenweihe mit Apfelbaum und Pelikan
Die Kirche St. Johannis in Wünsch feiert 100 Jahre Glockenweihe. Gleichzeitig wird die neue Wetterfahne nach dem Entwurf einer Müchelnerin auf den Turm gesetzt.

Wünsch/MZ - „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben. Die Wünscher haben das beherzigt und gleich zwei Apfelbäume auf dem Gelände der Kirche St. Johannis gepflanzt. Das Angießen geschah in feierlichem Rahmen am vergangenen Wochenende. Da fand ein Freiluft-Festgottesdienst anlässlich 100 Jahre Glockenweihe statt. Außerdem wurde die neue Wetterfahne auf den Kirchturm gesetzt.
Axel Stöcker vom Gemeindekirchenrat las Auszüge aus der Chronik vor. Demnach mussten die beiden alten Glocken von 1846 im Jahr 1917 abgenommen werden, um sie einzuschmelzen und aus ihrem Metall Kriegsgerät herzustellen. Erst 1921 kamen zwei neue Stahlglocken im Ort an und wurden mittels Flaschenzug in den Turm gehievt, was mit einem ganzen Festwochenende samt Chorgesang, Familienabend und Fackelzug gefeiert wurde. Einen Festgottesdienst gab es damals natürlich auch.
Mini-Glocken wurden als Mitbringsel angefertigt
Die Wünscher hatten 100 Jahre später unheimlich viel Arbeit investiert, um das Jubiläum gebührend zu begehen. Und viele halfen bei der Vorbereitung mit. Es wurde eine neue Glockenfahne angefertigt. Die Frauen buken Kuchen. Der Pfingstverein stellte ein großes Zelt auf. Der Kindergarten bastelte, um die Kulisse zu schmücken. Mini-Glocken wurden als Mitbringsel angefertigt. Livemusik erklang.
Ortspfarrerin Tatjana Eggert hatte auch einen besonderen Gast eingeladen, der die Predigt hielt: den früheren Ortspfarrer Christoph Carstens, der 1986 nach Langeneichstädt zog und bereits seine Arbeit aufnahm und in Wünsch dann offiziell zwischen 1991 und 1996 als Pfarrer tätig war. Als er nun einige Anekdoten von damals erzählte, brachte er viele Gäste zum Schmunzeln.
Baum statt Torte
Während des Gottesdienstes wurde auf der anderen Seite der Kirche ebenfalls fleißig gewerkelt. Ein Kran war vorgefahren. Sein Korb wurde sorgsam abgepolstert. Hinein stieg Hendrik Pfeiffer aus der Nähe von Apolda. Er war derjenige, der die neue Wetterfahne angefertigt hatte und nun auf dem Kirchturm befestigte. Sie ziert jetzt nach einem Entwurf der Müchelner Künstlerin Franziska Kilger ein Pelikan.

Hintergrund ist, dass der Pelikan auch auf dem 300 Jahre alten Taufstein der Kirche sitzt, weil sein Verhalten früher mit Christus verglichen wurde, der sein Blut für die Menschen hingab. Die Leute glaubten, der Pelikan füttere seine Jungen mit seinem eigenen Blut. Tatsächlich schlingen Pelikane aber ihre Nahrung herunter und würgen sie zur Fütterung der Jungen wieder hervor, wobei ihre Brust manchmal mit Fischblut verschmutzt wird.
Zu den beiden Apfelbäumchen wird sich übrigens im Herbst noch eine Linde gesellen. Denn auch der Ortsbürgermeister Andreas Schimpf (parteilos) und der Ortschaftsrat hatten beschlossen, der Kirchgemeinde zur 100-jährigen Glockenweihe ein Geschenk zu machen und sich statt für eine Torte für einen Baum entschieden. Eine Linde werde es, weil sich diese Art in den letzten Jahren als sehr resistent bei Trockenheit herausgestellt habe, sagte Andreas Schimpf, als er den Gutschein überreichte.