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Abseits von Freibad und Eisdielen Wie Menschen im Saalekreis den heißen Temperaturen trotzen

Kalte Gurken, feuchte Halstücher, lustige Musik: Wie Menschen den heißen Temperaturen trotzen - abseits von Freibad und Eisdielen.

Von Jakob Milzner 18.06.2021, 13:00
Alin macht die Hitze nichts aus. Mit guter Laune, lauter Musik und bei praller Sonne sticht er den Geiseltaler Spargel in Langeneichstädt.
Alin macht die Hitze nichts aus. Mit guter Laune, lauter Musik und bei praller Sonne sticht er den Geiseltaler Spargel in Langeneichstädt. (Foto: Katrin Sieler)

Merseburg - Sengende Sonne, ein knallblauer Himmel und schweißgebadete Menschen: Die erste Hitzewelle des Jahres hat Merseburg fest in ihrem Griff. Da liegt der Sprung ins kühle Nass ebenso nah wie der Genuss eines Eiskaffees im Schatten alter Bäume. Doch das sind bei weitem nicht die einzigen Wege, Körper und Geist bei den hohen Temperaturen nachhaltig zu erfrischen.

Eine, die es wissen muss, ist Franziska Ertl. In der prallen Mittagssonne steht sie auf dem Marktplatz und verkauft Obst und Gemüse aus eigenem Anbau. Melone sei gut gegen die Hitze, erzählt sie. „Gurke ist auch sehr erfrischend, die bauen wir selbst an“, sagt Ertl. Außerdem gibt sie Acht, ihre Mitarbeiter und sich selbst den Sonnenstrahlen nicht zu direkt auszusetzen. Dazu hat sie einen Sonnenschirm am Marktstand und Kopfbedeckungen für die Mitarbeiter: „Alle Angestellten werden bei uns behütet“, scherzt die Gemüsehändlerin, der die Hitze tatsächlich recht wenig anzuhaben scheint. Später gehe es für sie noch Kartoffeln lesen, erzählt sie. Dabei müsse man natürlich viel trinken und auch mal eine Pause mehr einlegen als an anderen Tagen. „Aber an sich: Der Mensch kann das ab. Wir sind das bloß nicht so gewohnt in Mitteldeutschland“, sagt Ertl und fügt noch hinzu: „Landwirtschaft ist immer wetterabhängig - und dann kommt man auch mit so einem Wetter zurecht.“

„Man muss schon aufpassen, wenn man älter ist“

Joachim Bunk - der den meisten Menschen in der Region wohl besser bekannt sein dürfte als „Drehorgel Mucky“ - ist dem Wetter als Straßenmusiker oft in besonders direkter Weise ausgesetzt. Bei Hitze ist er dabei Vertreter der klassischen Lehre: Mit seinem Instrument sucht er an warmen, sonnigen Tagen lieber den Schatten auf und hat natürlich immer eine Flasche Wasser dabei. Heute ist diese bereits leer getrunken, aber das Tagwerk ist für ihn auch schon vollbracht. Joachim Bunk rückt seinen Strohhut zurecht und beginnt, die Drehorgel im Auto zu verstauen. „Man muss schon aufpassen, wenn man älter ist“, sagt der Drehorgelspieler.

Mit einem angefeuchteten Halstuch hat sich Gerlinde Neumann auf die Mittagshitze vorbereitet. „Das ist aus einem speziellen Gewebe, das einfach kühlt“, sagt die Rentnerin. „Das habe ich mir aber erst gestern besorgt - mal sehen, wie es wirkt.“ Außerdem rate sie dazu, viel zu trinken, wenig zu essen und möglichst viel Zeit im Schatten zu verbringen.

Einen unerwarteten Ratschlag hat Pianist Andreas Güstel, der mit seinem Klavier aus Leipzig nach Merseburg gekommen ist und in der Fußgängerzone Kompositionen seines Zweimannprojekts „Be-Flügelt“ spielt. Bei Hitze seien besonders lustige Stücke gut geeignet, die Zuhörer subtil zu erfrischen: „Dass sich die Leute ein bisschen bewegen und den Wind spüren - sie schwitzen zwar trotzdem, merken das aber in dem Moment nicht so“, sagt Güstel. Und dann beginnt er schon mit dem nächsten Stück. (mz)