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Sechs Konzerte in Deutschland Metal-Ikonen Iron Maiden: „Wir wollten nie Popstars werden“

Zum Jubiläum kommt die Heavy-Metal-Band Iron Maiden nach Deutschland. Sänger Bruce Dickinson erinnert sich an seine erste Begegnung mit der Gruppe und erklärt, warum die Fangemeinde immer noch wächst.

Von Philip Dethlefs, dpa 08.07.2025, 07:00
In ihrer Heimatstadt London gaben Iron Maiden ein gefeiertes Konzert vor 75.000 Fans. Maskottchen Eddie ist immer dabei.
In ihrer Heimatstadt London gaben Iron Maiden ein gefeiertes Konzert vor 75.000 Fans. Maskottchen Eddie ist immer dabei. -/Phantom Music Management Ltd/dpa

London - Höchstens 150 Menschen sollen dabei gewesen sein, als Mitte der 1970er Jahre eine damals noch unbekannte Band namens Iron Maiden in einer kleinen Halle in Poplar im Londoner East End ihr erstes Konzert gab. Fast 50 Jahre später erlebten 75.000 Fans nur wenige Kilometer entfernt eine triumphale Heimkehr.

Im Londoner Olympia-Stadion begeisterten Iron Maiden das Publikum mit einem spektakulären Konzert. Jetzt kommt die 1975 gegründete, britische Heavy-Metal-Institution mit ihrer „Run For Your Lives“-Tournee nach Deutschland und gibt zum 50. Bandjubiläum sechs Konzerte.

Nach 50 Jahren in den großen Stadien angekommen

In der Vergangenheit spielten Iron Maiden meist in großen Hallen und nur gelegentlich mal in Stadien. Auf der aktuellen Welttournee treten sie überwiegend in Fußballstadien auf - darunter die Arena AufSchalke. „Es ist verrückt, dass es so lange gedauert hat, bis wir es geschafft haben, Stadien zu füllen“, sagt Frontmann Bruce Dickinson (66) im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London.

„Wir hatten eben nie diesen riesigen Medienhype und auch nie das eine große, superkommerzielle Album“, erklärt der Sänger. Metallica etwa hätten das „Black Album“ veröffentlicht, das die Band weit über die Grenzen der Heavy-Metal-Fangemeinde berühmt machte und in den Mainstream katapultierte. „Am nächsten dran waren wir wahrscheinlich mit "The Number Of The Beast" und den drei Alben danach“, so Dickinson. „Aber dann haben wir weiter unser eigenes Ding durchgezogen. Wir wollten nie Popstars werden.“

Seit fast 40 Jahren bei Iron Maiden am Mikrofon

Dickinson stieß erst mit dem Kultwerk „The Number Of The Beast“, dem dritten Album dazu. Seit 1982 ist er - mit einer sechsjährigen Unterbrechung in den 90er Jahren - dabei. Zuvor war er Leadsänger von Samson, einer Band, die wie Iron Maiden zur sogenannten New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM) zählen. Seine späteren Bandkollegen - damals mit dem 2024 gestorbenen Paul Di'Anno am Mikrofon - lernte er bei einem Konzert kennen. Samson war Headliner und Iron Maiden die Vorgruppe.

„Es gab damals einen echten Hype um sie“, erinnert sich Dickinson, der von dem Auftritt begeistert war. „Es war unglaublich - diese Energie, diese Leidenschaft, diese Elektrizität. Ich dachte nur: Ich muss für diese Band singen. Als Maiden die Bühne verließen, gingen etwa 800 Leute und wir spielten nur noch vor 200 Leuten. Ich dachte mir: Das ist ein Zeichen, dass ich das machen sollte.“ Ein Jahr später bekam er die Chance - der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Ein Konzert nur mit Klassikern

Auf der „Run For Your Lives“-Tournee spielen Iron Maiden nur Songs aus der Zeit zwischen 1980, als das Debütalbum erschien, und 1992, dem Jahr, in dem der achte Longplayer, „Fear Of The Dark“ mit dem beliebten Titelsong, veröffentlicht wurde. Darunter sind bekannte Klassiker wie „2 Minutes To Midnight“, „Run To The Hills“ oder „The Trooper“ - und spezielle Fanfavoriten, sogenannte Deep Cuts.

„Wir können Geschichten erzählen, die niemand anders erzählt“, sagt der mit 66 immer noch stimmgewaltige Frontmann. „Wir können das 13-minütige "Rime Of The Ancient Mariner" (nach dem Gedicht von Samuel Taylor Coleridge) spielen und dann "Seventh Son Of A Seventh Son" und "Fear Of The Dark" oder "Hallowed Be Thy Name", all diese großartigen Songs und Geschichten. Sie sind wie Filme im Kopf.“

Spektakuläre Bühnenshow

Begleitet wird die Musik von einer spektakulären Bühnenshow. Der Hintergrund wird dabei zur riesigen Kinoleinwand. Bei „Hallowed Be Thy Name“ etwa flieht Bruce Dickinson vor einem Geist, bevor er sich selbst in einen verwandelt. Der Song erzählt aus der Perspektive eines Mannes, der in seinen letzten Momenten vor der Hinrichtung über Leben und Tod nachdenkt - und die Frage, was danach kommt.

Natürlich läuft auch Eddie, das berühmte, skelettartige Bandmaskottchen, das das Cover jeder Iron-Maiden-Veröffentlichung ziert, über die Bühne und amüsiert mit seinen gespielten Angriffen auf die Bandmitglieder.

Die Fangemeinde wächst immer noch

Von der Besetzung, die einst vor 150 Leuten spielte, ist nur noch Bandgründer und Boss Steve Harris dabei. Neuestes Mitglied ist Simon Dawson. Der Schlagzeuger trat im Dezember 2024 die Nachfolge des langjährigen Iron-Maiden-Drummers Nicko McBrain (73) an, der sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurückgezogen hat.

Nach 50 Jahren gewinnen Iron Maiden immer noch viele neue Fans dazu. Das Publikum wird größer, nicht kleiner. „Die haben uns entdeckt, wiederentdeckt - und dann kamen neue Generationen dazu. Nichts gegen Leute in meinem Alter, aber die füllen das Stadion nicht. Hauptsächlich sind es junge Leute“, freut sich Bruce Dickinson. „Ich bin froh, dass es so lange gedauert hat, dass wir Stadien erreicht sind, denn wir haben es uns wirklich verdient.“