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Weniger Hausschlachtungen Weniger Hausschlachtungen im Saalekreis: Warum die Direktvermarktung dennoch immer beliebter wird

Von Diana Dünschel 18.09.2017, 06:22
Christian Schaaf aus Wallendorf präsentierte bei seinem Hoffest Wurst aus eigener Schlachtung und eröffnete im Hofladen die Schlachtsaison.
Christian Schaaf aus Wallendorf präsentierte bei seinem Hoffest Wurst aus eigener Schlachtung und eröffnete im Hofladen die Schlachtsaison. Peter Wölk

Wallendorf - Die Schlachtsaison ist eröffnet. Landwirt und Direktvermarkter Christian Schaaf aus Wallendorf, der einen 21 Jahre bestehenden Familienbetrieb führt, lud deshalb vergangenen Sonnabend zum Hoffest mit Hofverkauf im kleinen Laden ein, der normalerweise dienstags mit Räucherware und donnerstags mit der Frischware geöffnet hat.

Das ließen sich Interessenten nicht zweimal sagen und kamen in Scharen. Man ließ sich nach dem Tennengottesdienst zwischen Schweinen und Stroh bei Blasmusik, Technikschau, Bauernmarkt und Tanz frische selbst gemachte Roster, Wurstsuppe, Gehacktesbrötchen und Sülze schmecken.

Landwirtschaft zum Anfassen lautete das Motto

Landwirtschaft zum Anfassen lautete das Motto. Sämtliche Stalltüren waren geöffnet. Die Tiere vom Ferkel bis zum ausgewachsenen Schwein, Kühe, Kaninchen und Enten und die Bedingungen, unter denen sie hier gehalten werden, konnten genau unter die Lupe genommen werden. Das zeigte Wirkung. Die Schlange vor dem Hofladen wurde und wurde nicht kürzer. „Weil’s frisch ist“ und „weil’s schmeckt“, wie die Kunden immer wieder betonten.

Dabei entspricht die Erfolgsgeschichte von Christian Schaaf und seinem Familienbetrieb nicht dem Trend. Die Hausschlachtung wird selten. Die Zahl der für den Eigenbedarf geschlachteten Tiere ist im Saalekreis deutlich rückläufig, ebenso im Land Sachsen-Anhalt (siehe Grafik). Familie Winkler aus Rodden, die auch zum Hoffest nach Wallendorf gekommen war, weiß warum: „Wir haben früher auch selber geschlachtet“, erzählten sie. Aber der Aufwand sei einfach viel zu groß geworden. Doch ein Einkauf im Wurstregal im Supermarkt komme für sie nicht in Frage. Man wisse, wo man frische Wurst einkaufen könne.

Montagetätigkeit in der Woche für den Rückgang der Hausschlachtung verantwortlich?

Vor allem unter den älteren Besuchern in Wallendorf finden sich noch jene, die selber schlachten, „weil es halt schon immer so war“. Doch auch sie beobachten in ihren Familien, dass es den Jüngeren zu viel ist, sich erst das ganze Jahr hindurch sieben Tage in der Woche um die Tiere zu kümmern. Andere machen Arbeitsbedingungen wie Montagetätigkeit in der Woche für den Rückgang der Hausschlachtung verantwortlich. (mz)