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Weinbau im Saalekreis Weinbau im Saalekreis: Wie Höhnstedt in den 1930er Jahren überregional bekannt wurde

Von Claudia Crodel 01.09.2016, 05:00
Bei Winzer Schlurick lasen diese Menschen im Gründungsjahr des Weinbauvereins 1926 die Trauben.
Bei Winzer Schlurick lasen diese Menschen im Gründungsjahr des Weinbauvereins 1926 die Trauben. Archiv des Weinbauvereins

Höhnstedt - Wenn am Wochenende in Höhnstedt das traditionelle Winzerfest gefeiert wird, dann werden gleich zwei Jubiläen begangen. Zum einen geht es um „90 Jahre Weinbauverein Höhnstedt“, zum anderen kann das Fest selbst auf einen runden Geburtstag schauen, es wird nämlich zum 60. Mal im Bergdorf ausgerichtet.

Höhnstedt ist weit über die Region hinaus als Weindorf bekannt, schließlich ist die Tradition des Weinbaus dort Jahrhunderte alt. „Im Mittelalter gab es um Höhnstedt rund 600 Hektar Land, auf denen Wein angebaut wurde. Es war ein Meer von unzähligen Weinhängen“, blickt Theo M. Lies in die Geschichte. Der Journalist aus Halle hat die Festbroschüre zum Jubiläum geschrieben. Er hat zwar nicht selbst die Historie erforscht, aber die Geschichte anhand vieler Quellen zusammengetragen.

Weinbauverein in Höhnstedt

„Man geht davon aus, dass 1926 der Weinbauverein in Höhnstedt gegründet wurde“, sagt Lies. Eine Gründungsurkunde allerdings gebe es heute nicht mehr. Wohl aber seien 1926 in mehreren Orten Mitteldeutschlands solche Vereine gegründet worden. In verschiedenen Quellen - wie alten Zeitungsberichten - sei auch vom Höhnstedter Verein die Rede. Angetreten war der Verein damals vor allem deshalb, um den Weinbau im Ort zu retten. Dieser war in eine Schieflage geraten.

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war Höhnstedt vor allem vom Weinanbau geprägt. Doch durch verschiedene gesellschaftliche und politische Ereignisse wurde er immer mehr zurückgedrängt. Gründe sind unter anderem die Gründung des Zollvereins oder der Umstand, dass immer mehr „süßere“ Weine aus anderen Regionen importiert wurden. Die Höhnstedter Gegend und die Region rund um den Süßen See wurden immer mehr zum Obstanbaugebiet. „Nach dem ersten Weltkrieg wuchsen nur noch auf rund 20 Hektar Land Weinstöcke“, erzählt Lies.

Anbaufläche rund 94 Hektar groß

Der Verein hatte sich also bei seiner Gründung eine klare Aufgabe gestellt. 1934 änderte sich die Situation insofern, dass Höhnstedt in die Winzervereinigung eintrat. Richtig aufgerebt worden sei aber erst wieder in den 50er und 60er Jahren.

Heute ist die Anbaufläche rund 94 Hektar groß. 100 Nebenerwerbswinzer gibt es, die ihre Weine in die Genossenschaft geben, private Weingüter haben sich etabliert. Straußenwirtschaften und Erzeugergemeinschaften sorgen ebenfalls dafür, dass der gute Tropfen aus Höhnstedt nie ausgeht.

Pflanzenschutz als wichtiges Thema

Auch heute hat der Weinbauverein Höhnstedt wichtige Aufgaben. Dazu zählt die Schulung seiner Mitglieder rund um den Weinanbau. Ein wichtiges Thema ist zum Beispiel der Pflanzenschutz. Der Verein hat in letzter Zeit dafür gesorgt, dass an 70 Häusern in Höhnstedt Weinstöcke stehen. Es wurde ein Weinsortengarten geschaffen, der mit Schildern auf die verschiedenen Rebsorten verweist. In diesem Jahr erfuhr der Sortengarten eine Erweiterung. Es gibt die Weinstraße, zu der sieben Weinanbaugemeinden gehören. Es werden Weinwanderungen angeboten, die auf großes Interesse stoßen.

Die Winzer schauen übrigens optimistisch auf die kommende Weinsaison. „Die Reben gedeihen gut und es sind auch reichlich Beeren daran“, sagt Winzer Hans-Peter Krüger. Er wünscht sich allerdings mal wieder richtigen Regen. Der gleichen Meinung ist auch Bernd Fritzsche von der Besenwirtschaft Bernd und Iris, der aber die Sonne auch lobt. (mz)