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Was bedeutet das Wappen von Obhausen? Was bedeutet das Wappen von Obhausen?: Im Zeichen der drei Kirchen

Von Robert Briest 11.04.2019, 15:00
Jeder der Ortsteile hatte seine eigene Kirche.
Jeder der Ortsteile hatte seine eigene Kirche. Peter Wölk

Merseburg - „Wappen sind Symbole einer Identität“, sagt Jörg Mantzsch. Der 65-Jährige zählt zu den renommiertesten Heraldikern des Landes. Viele Wappen in Sachsen-Anhalt hat er nach der Wende selbst entworfen. Doch was bedeuten eigentlich die farbigen Flächen, Löwen und abgetrennten Häupter? Mantsch erläutert die Bedeutung der Wappen, die geprägt sind von der Historie der Region und christlicher Mythologie. Nebenbei erklärt er die Grundregeln der Wappenkunde. Hier unter der Lupe: Obhausen.

Das sakrale Trio

„Obwohl Obhausen im Mittelalter wie heute nur eine kleine Gemeinde war, besaß es drei Kirchen“, erklärt Mantzsch. Streng genommen gab es viele Jahrhunderte nicht ein Obhausen, sondern gleich drei, wie der Ortshistoriker Ekhard Mehlhorn ausführt. „Sie hatten jeweils den Beinamen der Kirche, also: St. Petri, St. Johanns und St. Nikolaus.“ Die Orte hätten sich zwar berührt, hätten aber eigene Kirchen, Schulen und Rittergüter besessen. Der größte und reichste Ort war laut Mehlhorn St. Petri im Norden. Dort findet sich auch die älteste Kirche.

„Schon um 900 stand dort eine Wallfahrtskirche mit Ablasshandel.“ Sie bildet das Grundgerüst der heutigen St.-Petri-Kirche, das später um Schiff und Turm erweitert wurde. Die jüngste Kirche, etwa im 17. Jahrhundert entstanden, sei St. Johannis. 1937 schlossen sich die drei Gemeinden zu einem Obhausen zusammen.

Der heilige Petrus

Der untere Teil des Wappens führt tief in die christliche Mythologie und Ikonographie hinein. Die Symbole hier beziehen sich jeweils auf die drei Schutzpatrone der Obhausener Kirche. Die sind, die Namen lassen es erahnen: Petrus, Nikolaus und Johannes der Täufer. Der Schlüssel steht hier für den heiligen Petrus. Diese Symbolik rührt vom Glauben her, dass Petrus als Türsteher im Himmel arbeitet.

Dass Simon Petrus, so sein bürgerlicher Name, eine tatsächliche historische Figur ist, gilt als wahrscheinlich. Er soll der erste Bischof von Rom gewesen sein. Die katholische Kirche leitet bis heute ihren Anspruch auf die Führungsrolle im Christentum aus der Annahme ab, Jesus habe Petrus die Rolle als Leiter zugetragen. Deswegen finden sich die gekreuzten Schlüssel – neben zahlreichen anderen Beispielen – auch im Wappen der Vatikanstadt.

Der Freigiebige

Heute assoziiert man mit dem Nikolaus eher geputzte Schuhe, in die vor allem Kindern am 6. Dezember kleine Geschenke gesteckt werden. Die historische Person Nikolaus soll an diesem Tag im 4. Jahrhundert gestorben sein. Er lebte in Myra, in der heutigen Türkei.

Das soll er, so die Legende, mit einem Vater von drei Töchter gemein gehabt haben. Der überlegte seine Töchter zu Prostituieren zu machen, weil er nicht genug Mittel für eine Mitgift hatte. Nikolaus soll den Töchtern daraufhin in drei aufeinanderfolgenden Nächten Goldklumpen durchs Fenster geworfen haben. Deshalb wird er sehr häufig durch drei Kugeln symbolisiert.

Nicht nur kopflos

Johannes der Täufer ist ein beliebtes Motiv auf den Wappen des Saalekreises. Nicht selten taucht er dabei wie etwa in Schraplau oder Merseburg als Kopf ohne Körper auf. Eine Darstellung, die auf sein der christlichen Überlieferung nach gewaltsames Ende anspielt. Doch die kennt für Johannes auch ein Leben vor dem Tod. „Er hat Jesus getauft“, erklärt Mantzsch. Das Lamm hier im Obhausener Wappen ist das Agnus Dei, das Lamm Gottes. Als solches hat Johannes laut Neuem Testament Jesus bezeichnet, weil er die Sünde der Welt hinfort nehmen würde.

Im Alten Testament taucht das Lamm als Opfertier auf. Obhausen hat dieses Symbol im Saalekreis nicht als einziges. Im Wappen von Schafstädt ist es gar das Hauptsymbol. Diese Dopplung in unmittelbarer Nähe ist laut Mantzsch kein Problem, solange sich die Darstellungen etwa in der Farbe unterscheiden. In Schafstädt läuft das Lamm auf einem grünen Schild.

Magdeburger Herrschaft

Die Farben Rot und Weiß/Silber bezögen sich nicht spezifisch auf den Ort, sagt der Heraldiker: „Sie kommen daher, weil Obhausen noch im Erzbistum Magdeburg lag“. Außerdem passe der Kontrast. (mz)

Die drei Kirchen symbolisieren die drei ehemaligen Ortsteile
Die drei Kirchen symbolisieren die drei ehemaligen Ortsteile
VG Weida-Land