Volleyball Volleyball: Robert Wojcik vom CVM erkrankt wie aus dem Nichts

Spergau - Es sollte ein gemütlicher gemeinsamer Fernsehabend auf dem Sofa werden. Daheim in Bad Dürrenberg hatte Robert Wojcik vor einigen Wochen seinen Kollegen Danilo Mirosavlievic erwartet, um zusammen eine Olympiaübertragung aus Rio anzuschauen. Die beiden spielen gemeinsam für den Volleyball-Zweitligisten CV Mitteldeutschland. Doch dann kam alles ganz anders. Eine dramatische Geschichte.
Mirosavljevic musste den Notarzt rufen. Wojcik hatte plötzlich über Luftnot geklagt. Panik, sogar Todesangst stellten sich bei ihm ein. Mit dem Rettungswagen ging es in Krankenhaus. Direkt auf die Intensivstation.
„Bei Robert Wojcik wurde ein Pneumothorax festgestellt“, erzählt Teammanagerin Sandy Penno. Quasi aus dem Nichts war der 23-Jährige von der schweren Lungenerkrankung heimgesucht worden.
Pneumothorax kann tödlich enden
Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft im Brustkorb. Und zwar in einem Bereich, wo das normalerweise nicht passiert - zwischen dem inneren und äußeren Lungenfell. Ein Fehler im Organgewebe ist die Ursache, der betroffene Lungenflügel kollabiert. Die Atemfunktion wird beeinträchtigt.
Ein Pneumothorax kann unter Umständen sogar tödlich verlaufen. „Wenn es sich um einen Spannungs-Pneumothorax handelt“, erklärt Ralf Heine, der Facharzt für Pneumologie im Elisabeth-Krankenhaus in Halle ist. „Die Luft kann in dem Fall nicht mehr entweichen.“ Auch das Herz kann dann stark in Mitleidenschaft gezogen werden, bis hin zum Versagen. „Aber ein Spannungspneumothorax kommt relativ selten vor.“
Robert Wojcik hat Glück
Wojciks Variante der Erkrankung ist zum Glück nicht so dramatisch, sie fesselte den 23-Jährigen dennoch mehrere Wochen ans Bett. Mit einem Schlauch, der im Rippenbereich eingeführt worden war, wurde ihm die fehlgeleitete Atemluft abgesaugt. Das Lungengewebe brauchte anschließend Zeit, um sich zu regenerieren. „Das war wohl die bessere von zwei möglichen Behandlungsvarianten“, sagt Penno. Der 23-Jährige hätte unter Umständen auch operiert werden müssen.
Doch der Genesungsprozess verläuft auch ohne Eingriff gut. Wojcik ist auf dem Weg der Besserung, macht schon wieder leichtes Training mit dem Ball. Doch die Vorbereitung hat der Kanadier mit polnischen Wurzeln komplett verpasst. „Seine Spielbekleidung haben wir ihm sogar im Krankenhaus zum ersten Mal anziehen lassen für ein Foto“, erzählt Penno. Es sollte auch ein Zeichen sein, dass der Verein in der schwierigen Zeit stets an der Seite des Neuzugangs steht.
Bleibt die Frage, wieso ein durchtrainierter, junger Leistungssportler quasi aus dem Nichts so schwer erkranken kann.
Bis ins letzte Detail lasse sich das nicht erklären, sagt Facharzt Heine. Verschiedene Aspekte der Krankheit müssten noch erforscht werden. Allerdings gibt es eine Statistik, nach der junge Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, die noch dazu relativ groß gewachsen sind, zu einer Risikogruppe gehören - was alles auf den Kanadier zutrifft. Ein Rückfall sei nicht ausgeschlossen, stellt Heine klar. „Ich würde dem Sportler eine Pause von ungefähr einem Vierteljahr empfehlen.“ Sandy Penno rechnet damit, dass sich Wojcik frühestens Mitte Oktober wieder stärker belasten und auf Spiele vorbereiten kann.
Auch Mirosavljevic ist verletzt
Der Fernsehabend mit Danilo Mirosavljevic war also Glück im Unglück für Robert Wojcik. Aber es ist wohl so etwas wie Ironie des Schicksals, dass der Serbe, der sich in der Vorbereitung zuletzt stark präsentierte, nun ebenfalls lange Zeit kein Volleyball mehr spielen kann. Er erlitt im letzten Testspiel im tschechischen Karlovy Vary eine schwere Knieverletzung. Schon vor der zurückliegenden Bundesliga-Saison hatte sich Mirosavljevic das Kreuzband im linken Knie gerissen. Nach langer Reha hatte er im Juli grünes Licht bekommen.
Am Montagnachmittag kam in einer genaueren Untersuchung bei Teamarzt Christian Meinel die Hiobsbotschaft. „Das Kreuz- und das Innenband sind bei Danilo wieder gerissen“, sagt Team-Managerin Penno betrübt. Und wenn es bei so vielen Krankheits- und Verletzungsbotschaften doch etwas Positives gibt, dann vielleicht das: dass die beiden Kumpels Wojcik und Mirosavljevic Zeit finden, den gemeinsamen Fernsehabend nachzuholen. (mz)