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Tischtennis Tischtennis: Ein Traum wird wahr

Von ANKE LOSACK 18.04.2012, 17:39

MERSEBURG/MZ. - Die Euphorie kennt keine Grenzen. "Wirklich toll. Einfach klasse", sagt Karsten Milek aufgeregt.

Dortmund, Westfalenhalle, 8. April 1989. Zwei junge Deutsche, 19 und 20 alt, stehen im Finale der Tischtennis-Weltmeisterschaft. Im dritten Satz liegen Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner gegen ein polnisch-jugoslawisches Duo mit 20:16 vorn, haben vier Matchbälle. Die ersten drei vergeben sie, der letzte sitzt. Erst reckt Roßkopf seinen Teamkollegen Fetzner und später die Goldmedaille in die Luft. "Dieses Finale habe ich früher mit großer Begeisterung verfolgt", erzählt Milek. Einen der beiden Weltmeister jemals zu treffen oder jemals gegen einen der beiden zu spielen, dass sei ein Traum von ihm gewesen. Niemals hätte Milek gedacht, dass dieser Traum für ihn in Erfüllung gehen könnte.

Doch nun ist es soweit. Und das ist es, was Karsten Milek so euphorisch macht, ihn Tage vor dem Match am Montag in Merseburg in helle Aufregung versetzt. Er wird gegen den Weltmeister im Doppel und derzeitigen Tischtennis-Nationaltrainer Jörg Roßkopf in der Merseburger Rischmühlen-Halle antreten. "Dass mein Traum wahr wird, habe ich dem TSV Merseburg zu verdanken", sagt Milek. Es sei eine tolle Aktion gewesen, Tischtennis-Spiele gegen Roßkopf und Fetzner im Internetauktionshaus Ebay anzubieten.

Für 176 Euro hatte der Hausarzt und Diabetologe Karsten Milek aus Hohenmölsen das Match gegen Roßkopf inklusive Übernachtung im Spieler-Hotel ersteigert. Dass er mit seinem Gebot die Jugendarbeit der Merseburger unterstützen kann, sei ein weiterer positiver Aspekt der Geschichte, sagt der Hohenmölsener.

Wird Karsten Milek eine Chance gegen Jörg Roßkopf haben? Dreimal täglich trainieren könne er im Vorfeld nicht, sagt Milek und lacht. Aber er befindet sich mit seiner Tischtennis-Bezirksligamannschaft vom SV Hohenmölsen noch mitten in der Saison. Also im Training steht er schon, will er damit sagen. Es sei immerhin die erste Herrenmannschaft des Vereins, in der er spielt, allerdings an Position fünf, was ihn wiederum zum Schmunzeln bringt. "Ich will einfach nur Spaß haben bei dem Spiel", sagt Milek.

Mit seinem Alter will der Doktor allerdings nicht herausrücken. Da könnte nämlich ein entscheidender Vorteil für Roßkopf liegen, wie sich herausstellt. Nur so viel verrät der Hohenmölsener: "Ich bin Ü 50 und Jörg Roßkopf ist Ü 40. Seine Siegchancen stehen also besser." Wie viel besser, war am Mittwoch von Jörg Roßkopf nicht zu erfahren. Er ist derzeit als deutscher Bundestrainer mit der Herren-Nationalmannschaft bei den Spanish Open in Almeria unterwegs.

Aber Steffen Fetzner konnte die MZ am Mittwoch in seinem Büro einer Ausrüstungsfirma erreichen. "Wenn wir mit unserer Tour Leute glücklich machen können, ist das natürlich toll", sagte er. Daniel Suchanek, der Organisator ihrer Reise, versuche immer Orte zu finden, die nicht so Tischtennis verwöhnt seien, so Fetzner. "Und wir wollen sie für Tischtennis begeistern", setzt er fort. Er stehe auch nicht mehr im Training, spiele nur noch zum Spaß. "Doch ich glaube noch stark genug zu sein, um meinen Kontrahenten zu besiegen", meint Steffen Fetzner. Sein Gegner wird der 14-jährige Eric Priedemann aus Petersberg sein. Erics Vater Karsten hat das Match für den Sohnemann bei Ebay ersteigert - ebenfalls für 176 Euro. Und Eric ist natürlich auch Tischtennisspieler. Beim SV Traktor Teicha ist er in der Kreisliga aktiv. Seine Chancen gegen Steffen Fetzner zu gewinnen, seien noch geringer als die des Herrn Milek, sagt Eric und lacht. Egal. "Ich freue mich riesig auf das Spiel", sagt der 14-Jährige.