SOS für vernachlassigte Miezen Tierischer Hilferuf aus Bad Dürrenberg: gerupfter Charly, die schwerhörige Lilli und der Pechvogel Tommy suchen ein neues Zuhause
SOS-Tierhof Charly, Lilli und Tommy suchen ein neues Zuhause. Ein Hilferuf.

Bad Dürrenberg/MZ - Als sie Charly, einen heute fünf Jahre alten Perserkater, erstmals zu Gesicht bekam, wollte Ilona Zocher vom SOS-Tierhof in Bad Dürrenberg ihren Augen kaum trauen. Denn der Rassekater „mit Stammbaum“, der in einem früheren Leben bereits Preise gewonnen hatte, „war nur noch ein Klumpen. Das Fell war wie ein Panzer“, sagt die Katzenfreundin. So verfilzt sei es gewesen, dass die Haut darunter nicht mehr atmen konnte.
Charly verwahrloste bei eine Dame bis Enkelin den SOS-Tierhof anrief
Seit April 2000 bietet der SOS-Tierhof einen Schutzraum für herrenlose Katzen in der Solestadt und der näheren Umgebung. In dieser Zeit hat Betriebsleiterin Zocher schon einiges erlebt. Doch der Perserkater Charly brachte sie an ihre Grenzen. „Ich dachte, die Welt geht unter“, erinnert sie sich. „Sowas habe ich noch nicht gesehen. Das Maul war nur noch ein Trümmerhaufen.“
Das Tier habe zuletzt bei einer alten Frau gelebt, die es nicht artgerecht behandelt habe, erzählt Zocher, so dass Charly mehr und mehr verwahrloste. Schließlich meldete sich die Enkelin der Katzenbesitzerin beim SOS-Tierhof. Zunächst habe diese nur ein altes Foto von Charly geschickt. Als sie das Tier dann erstmals zu Gesicht bekommen hätte, „sind wir natürlich vom Stuhl gerutscht“, sagt die Betriebsleiterin.
Charly hat nur noch vier Zähne, erholt sich aber wieder
Schon am nächsten Tag habe sie den Kater zu einem Tierarzt gebracht. Dann sei das Tier geschoren worden, damit die Haut wieder atmen konnte. Zwar habe die Enkelin der ehemaligen Besitzerin die Erstbehandlung noch bezahlt. „Aber es kommen noch viele Kosten auf uns zu“, ist sich Ilona Zocher sicher. Heute hat Charly nur noch vier Zähne. Der Rest musste gezogen werden, erzählt die Betriebsleiterin.
Aber dafür geht es dem breitköpfigen Kater mit der gemütlichen Art wieder einigermaßen gut. Zwar schlabbert er ein wenig beim Essen und bekommt daher ein spezielles Trockenfutter. Aber das Fell wächst langsam nach, auch, wenn er damit aktuell noch „wie ein gerupftes Huhn aussieht“, findet Ilona Zocher.
Schwerhörige Lilli ist verschmust ohne Ende
Nur eins fehlt ihm noch zum Glück: Ein neues Zuhause. „Wir suchen händeringend Leute, die erstens Erfahrung mit Persern haben und zweitens sein Handicap annehmen“, sagt die Betriebsleiterin. Denn die hat nicht nur ein „Notfellchen“ zu versorgen, wie sie ihre tierischen Schützlinge liebevoll nennt. Da ist zum Beispiel noch die dünne und schneeweiße Lilli.
Höchstens zwei Jahre sei die alt, schätzt Zocher. Sie glaubt, dass ihre ehemaligen Besitzer die Katze aussetzten, weil die ihnen zu laut maunzte. Denn Lilli ist schwerhörig und war wohl nicht kastriert, vermutet die Frau mit den vielen Katzen. Dabei liebe Lilli „alle Menschen“ und sei „verschmust ohne Ende“.

Pechvogel Tommy ist sehr verspielt
Und: Lilli hat bereits einen Freund gefunden. Das ist Tommy, fünf Monate alt. „Ein Pechvogel“, nennt ihn Ilona Zocher. Als er zum Tierhof kam, seien seine Augen so vereitert gewesen, dass eines nicht mehr gerettet werden konnte und entfernt werden musste. Dennoch hat er an Lebensfreude und Neugierde nichts eingebüßt. Tommy sei äußerst verspielt, erzählt die Betriebsleiterin, und tatsächlich: Kaum bewegt sich etwas in dem Raum, schnellt der junge Kater bereits hervor und erkundet, was sich um ihn herum so tut.
Tommy kam mit seiner Mutter zum SOS-Tierhof. Die habe sie schnell vermitteln können, erzählt Ilona Zocher. Nun sollen Charly, Lilli und Tommy die nächsten sein. Lilli und Tommy gemeinsam zu vermitteln: „Das wäre der allergrößte Wunsch“, sagt die Frau mit dem großen Herzen für die kleinen Vierbeiner.
