Schloss zu verkaufen Teutschenthal: Wer will Schlossherr in Holleben werden?

Holleben - Wer schon immer mal Schlossherr werden wollte und die notwendigen finanziellen Voraussetzungen dafür hat, muss nicht weit entfernt nach einem Objekt suchen. Auch in der unmittelbaren Nähe stehen Schlösser zum Verkauf. Und das nicht erst seit gestern. Schon seit geraumer Zeit wird von privater Seite das bewohnte und genutzte Schloss Schochwitz angeboten. Auch die Gemeinde Teutschenthal will sich von einem Schloss trennen: dem Schloss Beuchlitz in Holleben. Doch dort sind die Voraussetzungen ganz andere.
Holleben: Darum soll das Schloss in Beuchlitz verkauft werden
Zum einen gehört es der Kommune und die hat Probleme mit der Immobilie, deren Bausubstanz desolat ist. „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und hohem Sanierungsstau bestehen seit 2012 Überlegungen, das Objekt Schloss Beuchlitz zu veräußern“, sagt Ulrike Gruhne aus dem Bau- und Liegenschaftsamt der Gemeinde Teutschenthal. Allerdings habe sich bereits damals ein Immobiliensachverständiger dahingehend geäußert, dass es sich um ein „Liebhaberobjekt“ handele, dass sich schlecht am Immobilienmarkt positionieren lasse. Deshalb konnte eine Bewertung des Objekts nicht durchgeführt werden.
Wegen des schlechten Bauzustands sei mit einem Verkauf kein Gewinn zu erzielen. Es gehe vor allem darum, dass der Gemeinde keine weiteren Sanierungskosten entstehen, da sie das Geld besser für die Allgemeinheit, beispielsweise für Kindereinrichtungen und Schulsanierungen investieren könne.
Schloss Beuchlitz in Holleben hat auch eine Filmgeschichte
Im Schloss Beuchlitz gibt es vier Mietwohnungen, von denen allerdings nur noch eine vermietet ist. Dem Mieter sei bereits eine andere Wohnung in der Gemeinde angeboten worden. Er wolle jedoch vorerst nicht ausziehen, erklärt Gruhne weiter.
Das Schloss hat so manche Besonderheit zu bieten. Es war nicht nur Drehort für den vierten Zorn-Film. Für den Film wurde es zum Altenpflegeheim umfunktioniert, in dem es sogar eine „verheerende (Film-)Explosion“ gab.
Schloss Beuchlitz in Holleben: Besonderes Kleinod ist die Muschelgrotte - Die hatte ein trauriges Schicksal
Besonderes Kleinod ist die Muschelgrotte aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Major Christoph Billerbeck (1717-1790) in Auftrag gegeben hatte und die eine Nachahmung des Muschelsaals im neuen Palais Potsdam ist. Decke und Wände sind aus verschiedenen Muscheln und Schneckenhäusern sowie Mineralien gestaltet.
Das barocke Wunderwerk hatte ein trauriges Schicksal, es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Lagerraum, später auch als Kohlenlagerplatz genutzt. Erst 2005 erinnerte man sich an das wertvolle Schlossdetail, als der Verein der Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt sich ihm annahm und es reinigte. 2007 war die Muschelgrotte beim Tag des offenen Denkmals zu sehen, verfiel dann aber weitere sieben Jahre in einen Dornröschenschlaf. Seit 2014 kümmert sich der Heimatverein Holleben um die Grotte. Der sieht einem Verkauf des Schlosses deshalb eher mit gemischten Gefühlen entgegen, fragt sich, was wohl dann aus der Muschelgrotte werden soll.
Das Schloss Beuchlitz ist übrigens nicht das einzige Immobilienobjekt, von dem sich die Gemeinde Teutschenthal in nächster Zeit trennen möchte. Dabei handelt es sich vorwiegend um Denkmale, aber auch um Mietshäuser mit einem hohem Sanierungsstau. Darunter sind unter anderem ehemalige Schulen wie die in Dornstedt und die in Teutschenthal im Wanslebener Weg. Auch die ehemalige Kindertagesstätte in Steuden und die alte Wassermühle in Holleben stehen zum Verkauf. (mz)
