1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Stammzellspender für 17-jährige Pauline gefunden

Rettende Stammzellspende Stammzellspender für 17-jährige Pauline gefunden

Junges Mädchen bekommt die schönste Nachricht des Jahres. Woher ihr genetischer Zwilling kommt, ist eine echte Überraschung.

Von Undine Freyberg Aktualisiert: 04.04.2022, 12:54
Pauline bei einem ihrer Krankenhausaufenthalte
Pauline bei einem ihrer Krankenhausaufenthalte Foto. Michael Richter

Wangen/Merseburg/MZ - „Ich glaube, dass jetzt alles gut wird.“ Die 17-jährige Pauline klingt ganz fröhlich, und sie hat allen Grund dazu, denn schon sehr bald wird sie die ersehnte Stammzellspende bekommen. Dann wird sie hoffentlich bald nicht mehr müde und schlapp, sondern gesund und voller Energie sein.

Nachdem bei Pauline im Dezember eine Fehlfunktion des Knochenmarks diagnostiziert wird, ist ihr ganzes Leben und das ihrer Familie auf den Kopf gestellt. Wegen der seltenen Krankheit PNH (Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie) muss sie von da an viel Zeit in der Uniklinik Halle verbringen. Sie bekommt Blut- und Thrombozytenkonserven. Ihr Blut wird ständig kontrolliert.

Welle der Hilfsbereitschaft

Die Nachricht, dass Pauline einen Lebensretter braucht, verbreitet sich rasend schnell. Freunde, Verwandte, Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Unstruttal, wo Vater Michael Gemeindewehrleiter ist, wollen ebenso helfen wie Kameraden befreundeter Wehren. Aber auch wildfremde Menschen, die Paulines Schicksal berührt, kommen zu den verschiedenen Typisierungsaktion, die in Windeseile von der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD) organisiert werden. Weil Paulines Vater im Basedow-Klinikum Querfurt als Haustechniker arbeitet, finden auch dort und im Merseburger Klinikum Aktionen statt. Rund 140 Leute lassen sich beispielsweise auch am Real-Markt in Querfurt typisieren.

Jetzt gibt es tolle Nachrichten: Pauline kann eine lebensrettende Stammzellspende bekommen - und das schon in den nächsten Tagen. Woher ihr genetischer Zwilling stammt, der oder die das möglich macht, sorgt dann aber doch für großes Erstaunen.

Pauline packt ihren Koffer fürs Krankenhaus. Dort wird die 17-Jährige  bald eine Stammzellspende bekommen.
Pauline packt ihren Koffer fürs Krankenhaus. Dort wird die 17-Jährige bald eine Stammzellspende bekommen.
Foto: Michael Richter

Genetischer Zwilling stammt aus Brasilien

„Wir wussten seit ein paar Tagen, dass es zwei passende Spender für mich gibt, und die sollten aus Deutschland kommen“, erzählt die 17-Jährige der MZ. Dann die Überraschung : „Plötzlich wird mir in der Uniklinik in Halle gesagt, dass mein Spender aus Brasilien kommt“, sagt Pauline. „Wir konnten es gar nicht glauben“, sagt Vater Michael Richter. „Ich war ganz perplex und fand es richtig faszinierend, aber ich dachte zuerst wirklich, dass man mich verwechselt hat, und diese Nachricht gar nicht für mich ist.“ Pauline lacht.

Doch es stimmt tatsächlich. Paulines genetischer Zwilling stammt aus dem Land in Südamerika. Er oder sie lebt also etwa 9.500 Kilometer von ihr entfernt - eine Distanz, die für viele unvorstellbar ist. Die es aber wert ist, überbrückt zu werden, um Paulines Leben zu retten

„Uns wurde erklärt, dass die Stammzellen, die in Brasilien für Pauline gespendet werden, von einer Spezialfirma abgeholt werden“, sagt Michael Richter. Die müsste dann am Flughafen auch nicht durch die normalen Kontrollen, sondern dürfte direkt zum Flieger. Rund zwölf Flugstunden braucht die wertvolle Fracht bis nach Deutschland und muss dann auf dem schnellsten Weg in die Klinik gebracht werden, wo Pauline ist.

Chemotherapie zerstört Paulines Stammzellen

Denn in der Zwischenzeit wird bereits das Immunsystem der 17-Jährigen runtergefahren. Sie bekommt eine Chemotherapie, die ihre Stammzellen zerstört. Mit dem Transplantat kommen dann frische Stammzellen in ihren Körper, die sich vermehren und ihr neue Kraft geben sollen. „Es muss dann aber auch alles klappen, und darauf hoffen wir“, sagt Paulines Vater. „Wir sind so froh, dass sich so viele Menschen engagiert haben, um Pauline zu helfen. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar.“

Pauline ist mittlerweile im Krankenhaus angekommen, wo sie sich vermutlich für mehrere Wochen in Isolation befinden wird. Neben ihren Sachen hat sie auch ihr Tablet und Spiele eingepackt, um sich abzulenken. „Ein Mädchen, das ich zufällig im Krankenhaus kennengelernt habe, hat mir allerdings erzählt, dass das Ganze so anstrengend ist, dass man nur drei oder vier Stunden pro Tag wach ist.“ Aber vermutlich sei es ja bei jedem anders. „Mal sehen, wie es bei mir sein wird.“

Welchen Entschluss Paulines Familie gefasst hat

Schon in der kommenden Woche soll für sie Tag null sein, der Tag, an dem ihr neues Leben beginnt. Am 11. April soll sie die Stammzellen ihres genetischen Zwilling bekommen. „Es wird ja schon gewitzelt, dass ich dadurch vielleicht einfacher Portugiesisch lernen könnte, aber das glaub’ ich nicht“, sagt die 17-Jährige. „Aber über eins haben wir uns schon unterhalten. Wenn ich in zwei Jahren die Erlaubnis habe, meinen Spender kennenzulernen, und er oder sie das auch möchte, dann würde unsere Familie gern nach Brasilien fliegen.“ Jetzt müsse nur noch alles gut gehen, sagt Pauline. „Und daran glaube ich.“