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Sommerakademie des IfS Sommerakademie des IfS: Alice Weidel als Stargast im Weida-Land

Von Robert Briest 20.09.2019, 08:15
Alice Weidel
Alice Weidel dpa

Schnellroda - Es kommt selten vor, dass sich Spitzenpolitiker aus Berlin in den Saalekreis verirren – und noch seltener, dass sie dort im Weida-Land Station machen. Am Freitagnachmittag passiert jedoch genau dies. Oppositionschefin Alice Weidel spricht in Schnellroda. Bestimmt sind ihre Worte dort allerdings nicht für die Öffentlichkeit, sondern für die Ohren von 100 bis 150 jungen Rechten und Rechtsextremen.

AfD-Fraktionschefin Weidel ist Stargast der mittlerweile schon traditionellen Sommerakademie des Instituts für Staatspolitik. „Das politische Minimum“ lautet der Titel der nunmehr 20. Auflage. Dabei geht es neben Sport und Geselligkeit vor allem darum, den jungen Teilnehmer, das Höchstalter liegt bei 35 Jahren, argumentatives Rüstzeug an die Hand zu geben, um rechte Ideologien zu vertreten und verbreiten.

Bisher liefen Verquickungen eher auf inoffizieller Ebene hinter den Kulissen

Der erfolgreichste Verbreitungsweg der vergangenen Jahre war und ist die AfD. Entsprechend ist sie auch beim Institut für Staatspolitik in den Fokus gerückt. Bisher liefen Verquickungen eher auf inoffizieller Ebene hinter den Kulissen. Schon länger sind freundschaftliche Kontakte von dessen führendem Kopf Götz Kubitschek zum AfD-Kreischef Hans-Thomas Tillschneider und Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bekannt. Beide sind dem „Flügel“ der Rechtsaußengruppierung der AfD zuzurechnen.

Höcke ist deren Chef und war lange Zeit für Weidel eher ein Feindbild. Noch 2017 wollte sie Höcke aus der Partei werfen lassen. Doch mittlerweile attestieren Beobachter auf Bundesebene einen Umschwung. „Der Spiegel“ schrieb im Juli etwa von einer Art Pakt zwischen ihr und dem Flügel. Kubitschek sei dabei eine Vermittlerrolle zugekommen. „Alle Beteiligten sind sich darüber einig geworden, dass die Befriedung der Partei eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt ist“, zitierte ihn das Nachrichtenmagazin.

„Es gibt viel mehr Gemeinsames als Trennendes.“

In die Kategorie innerparteiliche Befriedung zählte Kubitschek dort auch die Einladung zur Sommerakademie: „Ihr Vortrag sollte vor allem parteiintern als Geste wahrgenommen werden. Es gibt viel mehr Gemeinsames als Trennendes.“

Worüber Weidel unter dem Titel „Politik in Berlin“ genau sprechen will, ist unklar. Sie ließ, wie der ebenfalls vortragende AfD-Europaabgeordnete Maximilian Krah, eine MZ-Anfrage unbeantwortet. Beide ließen auch offen, welches Potenzial sie für die Partei in einer stärkeren Vernetzung etwa mit der Identitären Bewegung sehen. Denn aus deren Reihen kamen zuletzt stets zahlreiche Teilnehmer zur Akademie. Auch Kubitschek und der nominelle Institutsvorsitzende Erik Lehnert wollten sich vor der Akademie auf Anfrage nicht äußern.

Gegendemonstranten reisen nach Schnellroda

Transparenz unerwünscht. Für die versuchen seit Jahren allerdings linke Gruppierungen zu sorgen. Allen voran das Kollektiv „IfS dichtmachen“. Das organisiert, mittlerweile ebenfalls traditionell, Demos zu den Sommer- und Winterakademien. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Akademien finden weiterhin meist unbeirrt statt, die Teilnehmerzahlen der Gegenveranstaltungen stagnierten im mittleren zweistelligen Bereich.

Dennoch mobilisiert das Kollektiv auch für Freitag nach Schnellroda. Ein Bus soll die Teilnehmer vom halleschen Hauptbahnhof dorthin bringen. Trotz des prominenten Gastes der Sommerakademie erwartet Sprecher Wanja Seifert wieder zwischen 40 bis 60 Gegendemonstranten. Viele Linke seien aufgrund des Klimastreiks am Freitag anderweitig beschäftigt.

Wahlkampf für die eigene Partei

Trotz des mäßigen Resonanz will Seifert weiter an den Demos festhalten: „Sie können eine Ergänzung für die Aufklärungsarbeit im Hintergrund sein.“ Außerdem würden sie Öffentlichkeit erzeugen. Die hält der Hallenser für wichtig denn: „Die Akademien haben noch immer die gleiche Bedeutung in der rechten Szene. Sie sind immer noch ein wichtiger Vernetzungspunkt, an dem Diskussionen angestoßen und Kontakte geknüpft werden.“

Dies ist Weidel offenbar wichtiger als Wahlkampf für die eigene Partei. Denn obwohl sie ohnehin schon in den Saalekreis reist, ist kein gemeinsamer Termin mit AfD-Landratskandidat Florian Schröder geplant. (mz)