Schilfboot-Expedition Schilfboot-Expedition "Abora IV": Jetzt geht es auf dem Geiseltalsee in die heiße Phase

Braunsbedra - Zum vorerst letzten Mal ist Experimentalarchäologe Dominique Görlitz diese Woche mit dem Team seiner neuen Schilfboot-Expedition „Abora IV“ zu Trainingszwecken auf dem Geiseltalsee unterwegs. Denn Mitte Juni 2019 will er zu einem 1.000 Kilometer langen neuen Abenteuer vom russischen Sotschi über das Schwarze Meer bis in das Mittelmeer und schließlich nach Alexandria in Ägypten aufbrechen und damit seine Theorie von uralten Handelsrouten zwischen beiden Kulturen bestätigen, die es seiner Meinung nach seit 6.000 vor Christus gegeben hat. Doch bis dahin ist noch eine Menge zu tun, wie der Wissenschaftler sagt.
Mit dem Schilfboot nach Ägypten: Bei der Crew hat sich die Spreu vom Weizen getrennt
Seit einem Jahr kommt der Gothaer regelmäßig zum Üben mit einer sechs Meter langen und zwei Meter breiten Miniatur-Nachbildung des Segelboots an den Hafen Braunsbedra.
Inzwischen hat sich, was seine Stammcrew betrifft, sozusagen die Spreu vom Weizen getrennt. Anfangs durfte jeder Interessent mitfahren und seine Eignung beweisen. Inzwischen sind 20 Personen fest als Mitfahrer eingeplant, sagt er. Mehrere Dutzend weitere seien in Bereitschaft.
Trainingsfahrten auf dem Geiseltalsee: Warum die Bedingungen hier ideal sind
Wie von Anfang an schwärmt Dominique Görlitz auch diesmal wieder von den „exzellenten Bedingungen“, die der Geiseltalsee biete. „Das ist hier meine kleine Ostsee“, sagt er. So sei zum Beispiel die Windstärke fünf mit Wellen von einem halben Meter Höhe am Dienstag vergleichbar gewesen mit Windstärke sechs auf dem Atlantik und ideal fürs Ausprobieren verschiedener Segel-, aber vor allem Bremsmanöver. Man habe ja keinen Motor auf der „Abora“, steuere diesmal aber viele Häfen an.
Was Bolivien mit der außergewöhnlichen Expedition zu tun hat
Der Expeditionschef kommt ganz schön herum dieser Tage. Gerade war er in Bolivien am Titicacasee bei den laut Görlitz „besten Schilfbootbauern“, wo die nötigen zwölf, 13 Tonnen Schilf für das Boot geerntet und zu Matten weiterverarbeitet werden. Außerdem habe man dort die beiden hölzernen Korbhütten für die „Abora IV“ gebaut, ist von ihm zu erfahren.
Alles werde im Dezember dann in Container verpackt und auf die lange Reise nach Russland geschickt.
Crewmitglieder müssen sich in Sotschi als Schiffsbauer beweisen
Dort bastle man parallel gerade an der Infrastruktur für den Schiffsbau, so der Gothaer. Die große Baustelle werde im Stadthafen von Sotschi eingerichtet. Beginnen sollen die Arbeiten Mitte März. Die Crewmitglieder sind dann erstmal als Schiffsbauer gefragt.
Ziel sei es, die „Abora“ binnen zwei Monaten fertigzustellen. Dann bleibe ein Monat für letzte Vorbereitungen. Start soll Mitte Juni sein. Die große Präsentation der Expedition im Mai im Braunsbedraer Hafen mit einer extra Bootstour für die internationalen Gäste habe sich ausgezahlt, so der Archäologe. Die damals geknüpften Kontakte zum bolivianischen Botschafter in Deutschland Gustavo Ramiro Espinoza Trujillo und zu Sergey M. Nikitin, dem Leiter der Repräsentanz der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation in Deutschland, hätten entscheidend zum Stand der Vorbereitungen beigetragen.
Er verhehlt aber auch nicht, dass es noch mehrere Hindernisse zu überwinden gilt. Das betreffe zum einen ausstehende Genehmigungen von russischen Behörden. Zum anderen würden nach wie vor Sponsoren gesucht. Deshalb gebe es noch diese Woche ebenfalls am Braunsbedraer Hafen eine zweite große Präsentation. „Ein Risiko ist da“, bestätigt Dominique Görlitz. Man gehe aber „mit dem Mut der Furchtlosen“ die Sache an. „Denn wenn ich es nicht versuche, bin ich schon gescheitert.“ (mz)